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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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therapeutin und hat H eime besucht, um mit den Kindern zu arbeiten. Patricia hatte es in dem Tagebuch geschrieben. Auch, dass Sandra ihr Eddie vorgestellt hatte. Dass ich bei diesen Besuchen dabei war, überrascht mich , a uch wenn ich es vor Sandras Praxis gefühlt hatte, als ich dieses Mädchen beim Fahrstuhl sah. Ja, ich hatte mich schon immer um behinderte Kinder gekümmert. So gesehen ist es nachvollziehbar, dass ich Sandra in meiner Freizeit begleitet habe. Ich nicke.
    »Die Heimleiter sagten, dass S ie mit den Kindern gespielt haben. Sie haben das als gute Idee gesehen, weil Sie als Feuerwehrmann eine Art Heldenfigur sind, zu dem die Kinder aufblicken. Es war einer Heimleiterin aufgefallen, dass S ie sich besonders um Patricia White gekümmert haben.«
    Somit ist auch geklärt, wie der Kontakt zwischen mir und den Mädchen zustande gekommen ist. Heldenfigur. Genau das bin ich. Ja, ein Held, dem die Mädchen vertraut haben. Vermutlich habe ich das schamlos ausgenutzt und sie in mein Auto gelockt, indem ich ihnen versprochen habe mit ihnen zu spielen. Die Mädchen haben es ja immer wieder gesagt: Lass uns raus und spiel mit uns. Du hast es uns versprochen .
    Und ich habe mit ihnen gespielt. Mein perverses, abartiges Spiel. Ja, eine vertrauenswürdige Heldenfigur bin ich. Ohne Zweifel.
    »Miss Berington ist momentan nicht auffindbar. Wir werden aber auch sie dazu befragen. Sie wissen nicht zufällig, wo wir sie finden?«
    Ich schüttle den Kopf. Ich könnte noch anmerken, dass ich sie im Suff geschlagen habe. Eine schmächtige Frau, die selbst eine Gehbehinderung aufweist und einen halben Meter kleiner ist als ich. Aber das wird Sandra sicherlich für mich übernehmen. Ganz bestimmt. Ich denke, das wird dann ein etwas besseres Licht auf mich werfen. Und jetzt gib mir endlich deine Waffe, dass ich dieses verfluchte Gehirn aus meinem Schädel blasen kann!
    »Mister Reynolds , wir haben genug Indizien, um S ie in allen Punkten anzuklagen. Wollen Sie etwas zu den Vorwürfen äußern?«
    Ich schüttle abermals den Kopf. Diesmal langsamer. Ich sehe Sandra vor mir. Ihre schwarzen Locken und ihren kleinen , schmächtigen Körper. Sie liegt in ihrem Bett, sieht mich an und greift nach mir. Ich denke an das Bild mit dem gesichtslosen Mädchen. I n diesem Moment wird mir klar, dass Sandra dieses Mädchen auf dem Bild ist. Ich habe Sandra gemalt. Immer wieder Sandra. Sie war mein nächstes Opfer.
    Wieder beginnt der Raum sich zu drehen. Wieder fällt es mir schwer, ruhig sitzen zu bleiben. Der zunehmende Druck in meinem Magen beschert mir ein Würgen. Ich huste und spucke gelben Schleim auf den Boden.
    Sandra ist nicht auffindbar. Für eine Institution wie das FBI musste das wohl bedeuten, dass sie verschwunden ist . Entführt. Ermordet?
    Auch wenn ich fest davon überzeugt bin, dass ich Sandra seit meinem Besuch in ihrer Praxis nicht mehr gesehen hatte, habe ich dennoch Zweifel. Es ist mir bis jetzt noch nicht klar, wie viel meiner Geschichte – vor allem während der Flashbacks – tatsächlich passiert ist. Immerhin hatte ich auch das gesamte Tagebuch mit den Zeichnungen vollgemalt, ohne es bewusst erlebt zu haben. Was, wenn mein Besuch bei Sandra ebenfalls nur ein Flashback war? Wenn Sandra zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Leben und sie mir wie Patricia nur als Halluzination begegnet war? Wenn ich ihr das Tagebuch vor meinem Selbstmordversuch nur deswegen geschickt habe, um der Polizei mitzuteilen, dass ich sie ermordet habe? Sie und die Mädchen. Und vielleicht habe ich in dem Tagebuch einen Hinweis hinterlassen, wo die Mädchen zu finden sind? Jetzt passt auch dieser Mosaikstein in das fast fertige Bild. Natürlich. Von allen Mädchen habe ich Bilder gemalt. Auch von Sandra. Je mehr ich darüber nachdenke, desto überzeugter werde ich: Ich habe auch Sandra Berington ermordet. Dieses Mal aber nicht aus sexuellen Motiven. Dieses Mal aus einem einzigen Grund: Vermutlich hat sie Verdacht geschöpft und mich zur Rede gestellt. Ich konnte doch nicht zulassen, dass mein perverses Spiel beendet wurde. Nicht von jemand anderem als mir. Und so hat Sandra mitspielen müssen. Ihr Einsatz war ihr Leben. S ie hat es verspielt. Und für den Grund, warum ich sie ohne Gesicht gemalt hatte, fällt mir auch sofort eine Erklärung ein. Ich hatte nicht vergessen , es zu malen. Ich hatte Sandras Gesicht entfernt . Es ihr vom Schädel geschnitten, damit sie niemandem auf dieser Welt etwas über meine Machenschaften erzählen konnte. Was

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