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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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das alles wegen einer sexuellen Abartigkeit getan. Ich habe die Mädchen sexuell missbraucht, irgendwelche perversen Spiele mit ihnen gespielt und sie dann, nachdem sie ihren Reiz verloren haben, weggeworfen, wie ein Spielzeug, das man nicht mehr haben will. Wie eine Puppe, die ausgedient hat. Welches Recht zu leben hat ein solcher Mensch? Keines. Und genau das habe ich an jene m Abend in diesem Motelzimmer erkannt. Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Wahnsinn, keine Erklärung, keine Sühne. Es gibt nur diese eine Option: Sterben.
    Ich hasse mich, wie man einen Menschen nur hassen kann. Keine Strafe dieser Welt wäre gerecht für den Mörder – wie ich auf der Fähre zu Hiller gesagt habe. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch meinem Vater den Tod gewünscht. Aber jetzt? Jetzt wünsche ich nichts sehnlicher als meinen Tod, egal auf welche Art. Auch wenn der Teufel auf mich warten und ich für alle Ewigkeit in der Hölle brennen würde, meine Seele bis ans Ende der Zeit dafür verdammt wäre, für meine Taten zu büßen – ich hatte es verdient. Doch in dieser Welt, in der ich den Mädchen, ihren Eltern – und Gott weiß wem noch – diesen Wahnsinn angetan habe, habe ich nichts mehr verloren. Ich muss weg. Dieses Monster muss sterben. Ganz egal wie.
    Jetzt verstehe ich die Reaktion meines Gehirns. Doktor Overlook sprach von einem traumatischen Erlebnis. Mein ganzes Leben ist die ses traumatische Erlebnis. V ermutlich waren all die Grausamkeiten, die ich den Mädchen angetan hatte, meinem Gehirn zu viel. Es wollte sich nicht mehr an die Perversitäten und den ab artigen Wahnsinn erinnern. W ahrscheinlich hat es mir mit Nachdruck mitgeteilt, dass eine Kreatur wie ich kein Recht auf eine Existenz unter diesen Menschen hat. Und es hatte so unglaublich Recht damit.
    Als ich in diesem Motel erwachte, hatte ich den Eindruck , ich müsste tot sein. Als wäre es nur ein Irrtum, dass ich noch lebte. Und jetzt weiß ich ganz bestimmt, dass es der Teufel war und ist, der mir meine ganz persönliche Hölle präsentierte und präsentieren wird. Ich habe stets Angst gehabt, in diese Horror-Wirklichkeit hinüber zu gleiten. Die Mädchen, die mich immer wieder heimsuchten, der Werwolf, die Schlange, die Spieldose mit der Melodie. Aber jetzt weiß ich, dass dieses Jetzt der wahre Horrortrip ist. Eine Wirklichkeit, die niemals enden würde. Bis zu meinem Tod.
    Seal fragt mich etwas. A ber der Raum dreht sich und ich höre seine Stimme nur als verhalltes Etwas aus weiter Ferne. Mein Puls pocht in meinen Schläfen, als würde jemand von beiden Seiten einen Vorschlaghammer gegen meinen Schädel dreschen. Sch weiß rinnt über meine Stirn, meinen Hals , und ich wünsche mir, es wäre eine hochprozentige Säure, die meine Haut, mein Fleisch, meine Knochen und letztlich mein Gehirn auflöst, sodass nichts mehr von diesem grauenhaften Schädel übrig bleibt.
    »Jack Reynolds!« Seal packt mich an den Oberarmen und schüttelt mich. Ich blicke ihn an, habe aber nicht die Kraft, auch nur ein Wort zu sagen. »Wollen Sie wirklich auf einen Anwalt verzichten?«, fragt er mich. Ich kann nicht einmal meinen Kopf bewegen. »Ich rate Ihnen noch einmal, einen Anwalt anzurufen.«
    Einen Anwalt? Wozu denn? Es ist doch alles klar. Ich bin ein perverses Arschloch, das Mädchen vergewaltigt und ermordet hat. Wozu noch lange herumreden? Wozu einen Anwalt verpflichten, der versuchen wird, meinen verfluchten Arsch zu retten? Nein. Ich brauche keinen Anwalt. Ich brauche nur eine Waffe, egal welche, mit der ich meinem Leben endlich ein Ende setzen kann.
    Seal starrt mich an. Ein Mann kommt durch die Tür und stellt sich hinter ih n , flüstert ihm etwas ins Ohr. Seal nickt und starrt dann wieder in meine Augen.
    Ich schüttle den Kopf. Mehr bringe ich nicht zustande. Seal hat verstanden. »Wie Sie wollen. Es steht Ihnen frei.«
    Wenn es danach ginge, wie ich will , dann soll Seal mir nur kurz seine Dienstwaffe geben. Dann werde ich ihm zeigen, was ich will . Ich will diesen Wahnsinn nicht mehr hören, ich ertrage es nicht länger. Dieses Zittern, diese Abscheu vor meinem Körper, diese Gewissheit, dass ich ein abartiges Monster bin. Warum zieht er nicht einfach seine Waffe und erlöst mich?
    »Wir haben die Heimleiter der Tages heime befragt und ihnen Ihr Foto gezeigt. Sie haben bestätigt, dass Sie in den Heimen waren, die von den Mädchen besucht wurden. Gemeinsam mit Sandra Berington. Erinnern Sie sich an diese Frau?«
    Sandra. Natürlich. Sie war Physio

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