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Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)

Titel: Das Tagebuch der Patricia White (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gian Carlo Ronelli
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schlug vom Boden auf seine Beine, verschlang ihn mehr und mehr. Er brüllte und versuchte die Flammen zu ersticken, indem er sich auf dem Boden wälzte. Aber das Feuer kannte kein Erbarmen. Wieder und wieder züngelten Flammen um ihn, bis er schließlich regungslos am Boden liegen blieb. Ich sah den Ursprung der Flammen. Sie schlugen aus dem Tagebuch.
    Ich wusste, was dieses Bild bedeutete. Und ich wusste, was ich zu tun hatte. Keine irdische Gerechtigkeit würde Eddie töten können. Keine irdische Justiz würde ihn einer Strafe zuführen können, die gerecht wäre. Es bedurft e der Kraft des Überirdischen, u nd diese Kraft steckte in dem Buch. Dieses Buch wollte unbedingt zu Sandra Berington. Dort würde es auch hingelangen.
    Ich schleppte mich mit größter Kraftanstrengung zum Wagen und packte das Buch in eine braune Papiertüte, die auf dem Rücksitz neben der Puppe lag. Im Handschuhfach fand ich einen Aufkleber, auf de n ich Sandras Adresse schrieb. Oben links kritzelte ich meinen Namen.
    Ich spürte, wie die Kraft meinen Körper verließ. Schweiß rann über meine Stirn und ich wusste, dass ich schnellstmöglich ins Bett musste. Ich konnte das Päckchen nicht persönlich zu FedEx bringen. Jemand anderer musste das für mich erledigen. Und ich war sicher, dass der schleimige Mexikaner alles für ein paar lausige Dollars machen würde. Ohne Fragen zu stellen.
     
    13. August 2011
    4:45 Uhr morgens (sechzehn Stunden früher)
     
    Nachdem ich etwa eineinhalb Stunden den New York State Thruway entlang gerast war, sah ich ein Hinweisschild, das auf ein Motel, knappe 10 Meilen von der Schnellstraße entfernt, hinwies. Da die Schmerzen in meinem Oberschenkel von Minute zu Minute schlimmer wurden und mir jegliche Kraft aussaugten, entschied ich, den Thruway zu verlassen und mich in diesem Motel auszuruhen.
    Ich fuhr auf den Parkplatz und stoppte meinen Chevy vor der schäbigen, blassgrünen Baracke mit einem aufgemalten roten R.
    Ein handgeschriebener Zettel wies darauf hin, dass man außerhalb der Bürozeiten (wann immer die auch waren) die Klingel benutzen sollte. Es dauerte etwa fünfzehn Minuten, bis ein Mexikaner die Tür öffnete und mit verschlafenen Augen fragte, was ich hier wollte.
    »Ein Zimmer«, sagte ich, und betonte meine Antwort in der Art, dass wohl jeder verstanden hätte, für wie blöd ich die Frage halten würde.
    Der Mann ließ seinen versoffenen Blick an meinem Körper entlang gleiten , verweilte kurz bei meiner blutigen Jeans und nickte.
    »Verbandszeug habe ich keines und das Zimmer kostet 60 Dollar die Nacht. Ohne alles. Auch ohne Fragen.« Wieder blickte er auf meinen Oberschenkel.
    Er verschwand in der Baracke und kam kurz darauf mit einem Schlüssel zurück. »Zimmer Neun«, sagte er und zeigte hinter mich auf eine Ansammlung von baugleichen Hütten. Das au fdringliche Rot leuchtete in der Morgendämmerung. Er drückte mir den Schlüssel in die Hand und knallte die Tür ins Schloss.
    Ich öffnete die Zimmertür und ließ sie offen stehen, um den Geruch von Moder und Schimmel so gut es ging aus dem Raum zu verbannen.
    Das Bett sah stabil aus, das Bad war dreckig und ich war überzeugt, dass es in diesem Zimmer keinen Ort gab, an dem nicht Kakerlaken und Ratten sich Guten Morgen , Mahlzeit und Gute Nacht sagten. Aber zu diesem Zeitpunkt spielte das für mich keine Rolle.
    Ich schloss die Tür, sperrte ab und zog den Vorhang vor das Fenster. Dann legte ich mich ins Bett. Der Schmerz in meinem Oberschenkel pochte. Tausend Fragen schossen durch meinen Kopf. Der defekte Radiowecker auf dem Nachttisch surrte und klackte. Dennoch fiel ich nach kurzer Zeit in einen traumlosen Schlaf.
     
    12. August 2011
    10:45 nachts (vierundzwanzig Stunden früher)
     
    Ich zog das Ruderboot, das ich mir kurzfristig ohne Wissen des Besitzers ausgeliehen hatte, über die faustgroßen Steine an den Strand von Hart Island. Es war verboten, die Insel zu betreten und wenn mich jemand erwischen würde, konnte ich mit einer saftigen Strafe rechnen. Es war ungefähr so, als würde man in ein Gefängnis einbrechen. Niemand wollte in ein Gefängnis einbrechen und grundsätzlich wollte auch niemand mitten in der Nacht Hart Island besuchen. Abgesehen von ein paar Jugendlichen, die hier die eine oder andere Gruselparty feierten. Zwei waren letztes Jahr dabei ums Leben ge kommen, als sie bei stürmischem Wetter von der Insel zurückschwimmen wollten. Da ich genau das nicht vorhatte, zog ich das Boot so weit wie möglich nach

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