Das Tal Der Abenteuer
darüber.
»Wisch dir die Füße ab!« sagte er streng. »Und wie oft habe ich dir gesagt, du sollst die Tür zumachen?«
Juan fuhr heftig zusammen und sah sich scheu nach allen Seiten um. Er konnte Kiki nicht sehen, denn dieser kauerte ganz oben unter dem Dach in einer Ecke. Hatte der Mann sich getäuscht? Er rief seinen Begleiter herbei.
»Jemand hat eben zu mir gesagt, ich solle mir die Füße abwischen und die Tür zumachen.«
Der andere sah ihn von der Seite an. »Fühlst du dich nicht gut? Du bist ja verrückt!«
»Pussy ist im Brunnen«, rief Kiki. »Brunnen, Brunnen, Brunnen! Gebrauch dein Taschentuch!«
Die Männer sahen sich unsicher an. Kikis Stimme klang so unheimlich in dem dunklen Stall. Und was sollten die merkwürdigen Worte bedeuten?
»Sei mal ganz still!« Juan lauschte angestrengt. Aber als Kiki das Wort ›still‹ hörte, machte er »schschsch!«, und zwar so laut er konnte. Das war zu viel für die Männer.
Hals über Kopf flohen sie ins Freie.
Es werden Pläne geschmiedet
Kiki war froh, daß die Männer endlich verschwanden.
»Mach die Tür zu!« rief er ihnen nach.
Die beiden blieben erst stehen, als sie ein Stück von dem Stall entfernt waren. Juan wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch. »Kannst du mir vielleicht verraten, was das war? Eine Stimme aus dem Nichts!«
Aber sein Begleiter hatte sich schnell wieder gefaßt.
»Wo eine Stimme ist, muß auch ein Mensch sein. Da hält uns einer zum Narren. Als ich heute morgen das niedergetretene Gras sah, dachte ich mir gleich, daß sich hier jemand herumtreibt. Aber wer kann das sein? Hat er etwa von unserem Schatz Wind bekommen?«
Die vier Kinder, die direkt über den Köpfen der Männer im dichten Laub des Baumes hockten, spitzten die Ohren.
Ein Schatz! Deswegen waren die beiden also in dieses verlassene Tal gekommen! Sie suchten einen verborgenen Schatz.
»Wer sollte denn davon Wind bekommen haben?« Juan zuckte verächtlich die Achseln. »Du brauchst nicht gleich die Nerven zu verlieren, weil du eine Stimme gehört hast, Pepi. Vielleicht war es nur ein Papagei.«
Jetzt war es an Pepi, sich über den anderen lustig zu machen. »Ein Papagei! Was denn noch?« Er brach in ein höhnisches Gelächter aus. »Hast du schon mal etwas davon gehört, daß hier Papageien leben? Und dazu noch sprechende! Wenn das ein Papagei war, will ich meinen Hut fressen. Und deinen dazu.«
Die Kinder grinsten. Sie hätten gar zu gern gesehen, wie Pepi seinen Hut aufaß. Und auch den von Juan würde er verspeisen müssen, denn Kiki war nun einmal ein Papagei.
»Jemand versteckt sich hier«, fuhr Pepi fort. »Weiß der Teufel, wie er in das Tal gekommen ist. Hör mal, Juan, vielleicht befindet sich ein Keller unter dem Kuhstall. Wir wollen einmal nachsehen, ob der Eigentümer dieser geheimnisvollen Stimme dort steckt. Das dürfte ihm schlecht bekommen.«
Der Ton von Pepis Stimme gefiel den Kindern gar nicht.
Lucy fing an zu zittern. Was waren das für gräßliche Burschen!
Nun schlichen die beiden vorsichtig zum Stall zurück.
Juan blieb in der Tür stehen und rief laut: »Komm aus dem Keller, wer du auch bist! Es könnte dich sonst reuen.«
Natürlich kam niemand heraus. Erstens war kein Mensch da, und zweitens befand sich gar kein Keller unter dem Stall.
Juan hatte einen Revolver gezogen und wartete. Kiki, den die laute Stimme des Mannes erschreckte, sagte kein Wort. Und das war sein Glück. Denn schließlich konnte Juan die Stille nicht mehr ertragen. Er zielte auf die Stelle, wo er den Keller vermutete, und schoß.
Kiki fiel vor Schreck fast vom Balken. Auch die Kinder auf dem Baum fuhren heftig zusammen. Jack hielt die zitternde Lucy fest.
Da krachte noch ein Schuß. Juan feuerte anscheinend blind in die Gegend, um den Menschen zu erschrecken, den er sprechen gehört hatte. Jack machte sich Sorgen um Kiki. Zu dumm, daß dieser sich ausgerechnet in dem Stall verkrochen hatte! Womöglich hatte Juan ihn getroffen.
Die Männer gaben es auf. Vorsichtig sahen sie sich nach allen Seiten um und gingen auf die Kastanie zu, auf der die Kinder hockten.
»Nichts! Wahrscheinlich entwischt. Ich sage dir, Pepi, es ist jemand dagewesen – vielleicht um uns zu beobachten.«
»Und dann verrät er sich selbst, indem er uns auffordert, uns die Füße abzuwischen und die Tür zuzumachen!«
Pepi tippte mit dem Finger gegen die Stirn.
»Laß uns morgen wieder herkommen und noch einmal alles gründlich untersuchen!« schlug Juan vor. »Ich bin sicher,
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