Das Tal Der Abenteuer
über das Tal.
Dagegen machte das abgebrannte Bauernhaus auf der Höhe einen trostlosen Eindruck. Kläglich starrten die geschwärzten Balken in die Luft, und die Kinder wandten sich schnell von dem traurigen Anblick ab.
Eine Weile lauschten sie auf das ferne Brausen des Wasserfalles. Es klang, als ob in weiter Ferne ein Orchester eine eintönige Melodie spielte. Lange sprach niemand ein Wort. Schließlich sagte Dina: »Wollen wir nun hinauf oder hinunter klettern? Gestern gingen wir bergauf.
Aber wenn wir uns am Fuße des Wasserfalles verstecken wollen, müssen wir wohl bergab steigen.«
»Das werden wir auch machen«, sagte Jack nach kurzer Beratung mit Philipp. »Auf den Felsen in der Nähe des Falles können wir nicht gut umherkraxeln, denn sie sind naß und glitschig. Mit unserm vielen Gepäck könnten wir dort leicht ausgleiten.«
Die Kinder stiegen also bergab. Philipp ging voran und suchte den besten Weg, soweit man überhaupt von einem Weg sprechen konnte. Als sie sich dem Wasserfall näherten, erfüllte sich die Luft mit feinem Gischt. Silberne Tröpfchen setzten sich auf die Haare der Kinder. Sie empfanden die Kühlung als sehr angenehm, denn sie waren vom Klettern erhitzt.
Da, als sie um einen Felsen bogen, standen sie plötzlich wieder vor dem gewaltigen Wasserfall. Gefangen von dem großartigen Anblick, blieb Lucy stehen und starrte stumm auf die herabstürzenden Wassermassen.
»He! Ho! Was für ein Lärm!« schrie Jack und versuchte das Brausen des Falles zu übertönen.
»Ach, ich möchte am liebsten tanzen und springen oder laut schreien!« rief Dina aufgeregt.
Wie auf ein Stichwort begann Jack sogleich wie ein Verrückter umherzuhopsen. Philipp und Dina folgten seinem Beispiel.
Und nun tobten und schrien die drei mit dem Wasserfall um die Wette. Nur Lucy blieb still und beteiligte sich nicht an dem Indianertanz.
Nach einer Weile hielten auch die ändern erschöpft inne. Die Kinder standen auf einem flachen Felsen ein Stückchen über dem Fuß des Wasserfalles. Sie waren halb betäubt von dem tosenden Lärm und keuchten, wenn ihnen der Gischt den Atem benahm. Wie aufregend das alles war! Sie konnten sich kaum von dem Anblick trennen.
Aber endlich besannen sie sich wieder darauf, wozu sie hierher gekommen waren. Sie wollten ja ein Versteck ausfindig machen. Eifrig begannen sie sich nach einer Höhle oder einem anderen geeigneten Platz umzuschauen. Hier würden die beiden Männer sie bestimmt nicht suchen.
Lucy machte ein etwas bedenkliches Gesicht. »Ich glaube kaum, daß ich diesen furchtbaren Lärm dauernd aushalten kann«, rief sie Jack zu.
Jack zuckte die Achseln. »Da ist nichts zu machen. Du wirst dich bald daran gewöhnen.«
Aber das erschien Lucy unmöglich. Nein, daran würde sie sich bestimmt nicht gewöhnen. Niemals würde sie bei diesem anhaltenden Tosen schlafen können.
Eine Weile kletterten die Kinder in der Nähe des Wasserfalles umher und suchten nach einem passenden Versteck. Aber sie fanden keins. Alles war naß von Gischt.
Hier gab es anscheinend nicht das kleinste trockene Plätzchen.
»Unsere Decken würden sich hier sofort voll Wasser saugen«, sagte Dina. »Und wir können unmöglich auf feuchten Decken schlafen. Ich fürchte, in der Nähe des Wasserfalles finden wir keinen geeigneten Unterschlupf.«
Jack war ein wenig höher hinauf geklettert. Da stieß er plötzlich auf eine riesige Farnstaude, die wie ein grüner Vorhang von oben herunterhing. Das sah ja entzückend aus! Ob man sich wohl dahinter verstecken konnte?
Behutsam schob er die Farnwedel zur Seite – und schrie überrascht auf. Die ändern hörten ihn nicht, denn der Lärm des Wasserfalles übertönte alles.
Hinter dem Farnkraut befand sich eine Höhle! Und da die hängenden Pflanzen sie vor dem Gischt schützten, war sie vollkommen trocken.
Jack rief nach den ändern. Wieder hörten sie ihn nicht.
Aber er war viel zu ungeduldig, um noch länger auf sie warten zu können. Rasch ging er durch die herabhängenden Farnwedel hindurch und befand sich nun in einer ziemlich niedrigen Höhle, in der ein dämmriges Licht herrschte. Der Boden war mit Moos bedeckt. Jack befühlte es. Es war ganz trocken. Im Herbst, wenn das Farnkraut abwelkte, flog der Gischt wahrscheinlich in die Höhle hinein. Dann sog sich das Moos voll Wasser, wuchs und gedieh. Aber jetzt bildete es ein trockenes und weiches, grünes Bett.
Jack war begeistert. Das war gerade das, was sie suchten! Hier würde sie niemand finden,
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