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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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meint?«
    »Allerdings; aber dann hat er mit sehr ernstem Gesicht den Kopf geschüttelt. ›Es ist schlimm genug, daß einer von uns in seinem Schatten leben mußte‹, sagte er. ›Gebe Gott, daß er nie auf dich fällt.‹ Es ging um ein wirkliches Tal, in dem er gelebt hat und wo ihm etwas Schreckliches zugestoßen ist – dessen bin ich mir sicher; aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Und er hat nie irgendwelche Namen erwähnt?«
    »Doch; als er vor drei Jahren seinen Jagdunfall hatte, delirierte er im Fieber. Ich erinnere mich, daß ihm damals immer wieder ein Name über die Lippen kam. Er sprach ihn mit Zorn und einer Art Grausen aus. McGinty war der Name – Meister McGinty. Als er sich wieder erholt hatte, fragte ich ihn, wer Meister McGinty sei und wessen Meister er sei. ›Meiner niemals, Gott sei Dank!‹ hat er lachend geantwortet, und das war alles, was ich aus ihm herausbringen konnte. Aber zwischen Meister McGinty und dem Tal der Angst gibt es einen Zusammenhang.«
    »Da wäre noch etwas«, sagte Inspektor MacDonald. »Sie haben Mr. Douglas in einer Pension in London kennengelernt, nicht wahr, und sich dort mit ihm verlobt? Gab es an der Hochzeit etwas romantisch Abenteuerliches, etwas Geheimnisvolles oder Rätselhaftes?«
    »Romantisch Abenteuerliches schon. Romantisch geht es immer zu. Aber nichts Rätselhaftes.«
    »Er hatte keinen Rivalen?«
    »Nein; ich war vollkommen frei.«
    »Sie haben ohne Zweifel gehört, daß ihm sein Ehering weggenommen wurde. Läßt das bei Ihnen irgend etwas anklingen? Angenommen, ein Feind aus seiner Vergangenheit hat ihn aufgespürt und dieses Verbrechen begangen, welchen möglichen Grund könnte er haben, ihm den Ehering wegzunehmen?«
    Ich hätte schwören können, daß einen Augenblick lang der zaghafteste Schatten eines Lächelns über die Lippen der Frau huschte.
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen«, antwortete sie. »Es ist zweifellos höchst außergewöhnlich.«
    »Schön, wir wollen Sie nicht länger aufhalten; es tut uns leid, Sie zu einem solchen Zeitpunkt belästigt zu haben«, sagte der Inspektor. »Da wären bestimmt noch ein paar weitere Punkte, aber damit können wir uns an Sie wenden, wenn es soweit ist.«
    Sie erhob sich, und wieder fiel mir jener rasche, fragende Blick auf, mit dem sie uns jetzt musterte: »Welchen Eindruck hat meine Aussage auf Sie gemacht?« Es war, als hätte sie die Frage ausgesprochen. Dann verneigte sie sich und ging rasch aus dem Zimmer.
    »Sie ist eine schöne Frau – eine sehr schöne Frau«, sagte MacDonald nachdenklich, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Dieser Barker ist doch recht oft hier gewesen. Er ist ein Mann, der auf Frauen wohl anziehend wirkt. Daß der Tote eifersüchtig war, gibt er zu; und vielleicht weiß er selbst am besten, welchen Grund der dafür hatte. Dann ist da noch dieser Ehering. An dem führt kein Weg vorbei. Ein Mann reißt einem Toten den Ehering vom … Was sagen denn Sie dazu, Mr. Holmes?«
    Mein Freund hatte mit dem Kopf auf den Händen dagesessen, in tiefste Gedanken versunken. Nun stand er auf und läutete.
    »Ames«, sagte er, als der Butler eintrat, »wo hält sich Mr. Barker im Moment auf?«
    »Ich werde nachsehen, Sir.«
    Einen Augenblick später kam er zurück und meldete, daß Mr. Barker im Garten sei.
    »Können Sie sich erinnern, Ames, was Mr. Barker gestern abend an den Füßen trug, als Sie ihn im Arbeitszimmer getroffen haben?«
    »Ja, Mr. Holmes. Er trug Pantoffeln. Ich brachte ihm dann seine Stiefel, als er die Polizei holen ging.«
    »Wo sind die Pantoffeln jetzt?«
    »Sie liegen noch unter dem Stuhl in der Halle.«
    »Sehr gut, Ames. Es ist für uns natürlich wichtig, zu wissen, welche Spuren von Mr. Barker und welche von draußen stammen.«
    »Ja, Sir. Ich darf erwähnen, daß ich an den Pantoffeln Blut bemerkt habe, allerdings auch an meinen eigenen.«
    »Das ist nur natürlich, wenn man den Zustand des Zimmers bedenkt. Sehr gut, Ames. Wir werden läuten, wenn wir Sie brauchen.«
    Ein paar Minuten später waren wir im Arbeitszimmer. Holmes hatte die Filzpantoffeln aus der Halle mitgebracht. Wie Ames beobachtet hatte, waren beider Sohlen dunkel von Blut.
    »Seltsam!« murmelte Holmes, als er im Licht des Fensters stand und sie minutiös untersuchte. »Wirklich höchst seltsam!«
    Mit einer seiner raschen, katzenhaften Bewegungen bückte er sich und legte einen Pantoffel auf die Blutspur auf dem Sims. Er paßte genau. Holmes lächelte seinen

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