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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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selben Abend trafen die Männer ein; jeder trug eine Reisetasche. Lawler war ein älterer Mann, schlau, schweigsam und beherrscht; er trug einen alten schwarzen Gehrock, der ihm, zusammen mit dem weichen Filzhut und dem struppigen, grauen Bart, eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Wanderprediger verlieh. Sein Gefährte, Andrews, war fast noch ein Knabe; er hatte ein offenes Gesicht, war gutgelaunt und gab sich so unbeschwert wie einer, der in die Ferien fährt und jede Minute davon zu genießen gedenkt. Beide Männer waren vollkommene Abstinenzler und benahmen sich in jeder Hinsicht wie mustergültige Mitglieder der Bruderschaft – bloß daß sie eben Meuchler waren, die sich für diese mörderische Vereinigung schon oft als höchst taugliche Werkzeuge erwiesen hatten. Lawler hatte bereits vierzehn Aufträge dieser Art ausgeführt, und Andrews drei.
    Sie waren, wie McMurdo feststellte, gerne bereit, über ihre vergangenen Taten zu sprechen, die sie mit dem leicht verschämten Stolz von Männern aufzählten, die der Gemeinschaft gute und selbstlose Dienste erwiesen haben. Was jedoch ihre unmittelbar bevorstehende Aufgabe betraf, so waren sie verschwiegen.
    »Die haben uns ausgewählt, weil weder ich noch der Junge hier trinken«, erklärte Lawler. »Sie können darauf zählen, daß wir nicht mehr sagen, als wir sollen. Ihr dürft das nicht falsch auffassen, aber so lauten die Befehle des Großredners, und die halten wir ein.«
    »Klar, wir ziehen doch alle am gleichen Strang«, sagte Scanlan, McMurdos Gefährte, als die vier zusammen beim Abendbrot saßen.
    »Das kannst du laut sagen, und von mir aus schwatzen wir bis in die Puppen darüber, wie wir Charlie Williams oder Simon Bird umgelegt oder irgendwelche anderen früheren Aufträge ausgeführt haben. Aber über eine noch nicht erledigte Arbeit sprechen wir kein Wort.«
    »Hier in der Gegend gibt es ein halbes Dutzend Kerle, mit denen ich mal ein Wörtchen zu reden hätte«, sagte McMurdo fluchend. »Es wird doch nicht etwa Jack Knox aus Ironhill sein, hinter dem ihr her seid? Ich gab nämlich einiges dafür, um zu erleben, wie der sein Fett kriegt.«
    »Nein; der ist noch nicht dran.«
    »Dann vielleicht Herman Strauss?«
    »Nein, auch er nicht.«
    »Tja, wenn ihr’s uns nicht sagen wollt – wir können euch nicht zwingen; aber wissen tat ich’s schon gern.«
    Lawler lächelte und schüttelte den Kopf Aus ihm war nichts herauszulocken.
    Trotz der Verschwiegenheit ihrer Gäste waren Scanlan und McMurdo fest entschlossen, bei der »Lustbarkeit«, wie sie es nannten, mit dabei zu sein. Als McMurdo sie daher eines Morgens zu früher Stunde die Treppe herunterschleichen hörte, weckte er Scanlan, und die beiden schlüpften eilig in ihre Kleider. Als sie angezogen waren, stellten sie fest, daß die anderen sich davongestohlen und die Haustür hinter sich offengelassen hatten. Noch dämmerte es nicht, und im Laternenlicht konnten sie die beiden Männer in einiger Entfernung auf der Straße erkennen. Sie folgten ihnen vorsichtig und mit lautlosen Schritten durch den tiefen Schnee.
    Die Pension lag nahe am Stadtrand, und bald hatten sie die Straßenkreuzung außerhalb der Ortsgrenze erreicht. Hier warteten bereits drei Männer, mit denen sich Lawler und Andrews kurz und lebhaft unterhielten. Dann gingen sie alle zusammen weiter. Es handelte sich offenbar um einen bedeutenden Auftrag, der etliche Leute erforderte. Von dieser Kreuzung aus führten mehrere Wege zu verschiedenen Minen. Die Fremden schlugen den in Richtung Crow Hill ein, einem riesigen Betrieb, der sich in tüchtigen Händen befand; dank seinem energischen und furchtlosen Direktor aus Neuengland, Josiah H. Dunn, war man in der Lage, während der langen Schreckensherrschaft etwas Ordnung und Disziplin aufrechtzuerhalten.
    Der Tag brach nun an, und eine Reihe von Arbeitern schritt, einzeln und in Gruppen, langsam den rußgeschwärzten Pfad entlang.
    McMurdo und Scanlan bummelten mit diesen und behielten die Männer, denen sie folgten, im Auge. Dann umgab sie dichter Nebel, und aus seinem Zentrum ertönte plötzlich der Schrei einer Dampfpfeife. Das war das Zehn-Minuten-Signal, ehe die Förderkörbe hinabfuhren und das Tagewerk begann.
    Als sie den offenen Platz rund um den Grubenschacht erreichten, warteten dort schon einhundert Bergleute; sie stampften mit den Füßen und bliesen sich auf die Finger, denn es war bitterkalt. Die Fremden standen in einer kleinen Gruppe im Schatten des Maschinenhauses. Scanlan

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