Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
zerzaust und vom Wetter gezeichnet. Aber keine Helden, die von einem aussichtslosen Unternehmen wider Erwarten zurückkehrten, hätten von ihren Kameraden wärmer empfangen werden können. Die Geschichte wurde unter Ausrufen des Ergötzens und unter brüllendem Gelächter wieder und wieder erzählt. Als der Mann bei Einbruch der Nacht nach Hause fuhr, hatten sie ihm aufgelauert und hierzu auf einem abschüssigen Hügel Posten bezogen, wo sein Pferd im Schritt gehen mußte. Um sich die Kälte vom Leibe zu halten, war er so in Pelz vermummt, daß er seine Pistole nicht zu fassen bekam. Sie hatten ihn herausgezerrt und immer wieder auf ihn geschossen.
    Keiner von ihnen kannte den Mann; aber ein Mord ist an sich schon etwas Aufregendes, und sie hatten den Scowrers von Gilmerton gezeigt, daß man sich auf die Vermissa-Leute verlassen konnte. Allerdings hatte es einen Zwischenfall gegeben, denn ein Mann und seine Frau kamen den Hügel heraufgefahren, während sie noch ihre Revolver auf den bereits stummen Körper abfeuerten. Man hatte erwogen, die beiden zu erschießen; aber es waren harmlose Leute, die nichts mit den Minen zu tun hatten, daher befahl man ihnen streng, weiterzufahren und Stillschweigen zu bewahren, damit ihnen nichts Schlimmes geschehe. Und so hatte man die blutbefleckte Gestalt liegen lassen, als Warnung für alle hartherzigen Arbeitgeber, und die drei edlen Rächer waren in die Berge enteilt, wo die ungezähmte Natur herabreicht bis zu den Rändern der Hochöfen und Schlackenhalden.
    Es war ein großer Tag für die Scowrers gewesen. Der Schatten hatte sich noch dunkler über das Tal gesenkt. Aber so wie der kluge General im Moment des Sieges seine Anstrengungen zu verdoppeln beschließt, damit dem Gegner keine Zeit bleibt, sich nach der Niederlage wieder zu ordnen, so hatte auch Boß McGinty, der sein Operationsfeld mit düsterem und tückischem Blick überschaute, einen neuen Angriff auf jene geplant, die sich ihm widersetzten. Noch in derselben Nacht, als die halbbetrunkene Gesellschaft aufbrach, nahm er McMurdo am Arm und führte ihn beiseite in den Nebenraum, wo schon ihre erste Unterredung stattgefunden hatte.
    »Paß auf, mein Junge«, sagte er, »ich habe einen Auftrag, der deiner endlich würdig ist. Seine Erledigung bleibt allein dir überlassen.«
    »Freut mich zu hören«, antwortete McMurdo.
    »Du kannst noch zwei Leute mitnehmen – Manders und Reilly. Die sind schon zum Dienst abgestellt. Wir werden in diesem Distrikt erst Ordnung haben, wenn Chester Wilcox erledigt ist, und jede Loge im Kohlenrevier wird dir dankbar sein, wenn du’s schaffst, ihn fertigzumachen.«
    »Ich werd jedenfalls mein Bestes tun. Wer ist er, und wo finde ich ihn?«
    McGinty nahm seine ewig halbzerkaute, halbaufgerauchte Zigarre aus dem Mundwinkel und begann, eine grobe Skizze auf ein Blatt zu zeichnen, das er aus seinem Notizbuch gerissen hatte.
    »Er ist der Obersteiger der Iron Dyke Company. Er ist ein hartgesottener Zeitgenosse, ein alter Colour-Sergeant aus dem Bürgerkrieg 35 , grauhaarig und über und über mit Narben bedeckt. Wir haben’s schon zweimal bei ihm versucht, aber ohne Glück, und Jim Carnaway hat dabei sein Leben gelassen. Jetzt liegt’s bei dir, die Sache zu übernehmen. Das hier ist das Haus; es liegt ganz einsam am Iron-Dyke-Weg, ohne ein anderes in Hörweite; so wie du’s hier auf der Karte siehst. Bei Tag hat’s allerdings keinen Zweck. Er ist bewaffnet und schießt schnell und gut, ohne lang zu fragen. Aber nachts – also, da wären er, seine Frau, drei Kinder und eine Haushaltshilfe. Du kannst nicht lange auswählen. Es heißt alle oder keinen. Wenn du an der Haustür einen Sack Sprengstoff mit einer lange Lunte anbringen kannst …«
    »Was hat der Mann getan?«
    »Hab ich dir nicht gesagt, daß er Jim Carnaway erschossen hat?«
    »Und warum hat er ihn erschossen?«
    »Was zum Donnerwetter geht dich das an? Carnaway war nachts bei seinem Haus, und da hat er ihn erschossen. Das muß mir und dir genügen. Du sollst die Sache nur in Ordnung bringen.«
    »Da wären noch diese zwei Frauen und die Kinder. Fliegen die mit in die Luft?«
    »Das müssen sie wohl; wie sollen wir ihn sonst erwischen?«
    »Scheint mir etwas hart für sie; die haben ja nichts getan.«
    »Was ist denn das für ein Geschwätz? Willst du dich etwa drücken?«
    »Sachte, Councillor, sachte. Hab ich je etwas gesagt oder getan, weswegen Sie glauben könnten, ich will mich vor einer Anordnung meines Logenmeisters

Weitere Kostenlose Bücher