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Das Tal der Wiesel

Das Tal der Wiesel

Titel: Das Tal der Wiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.R. Lloyd
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erneut erschien. Beruhigt begab sich die Ente aufs Wasser hinaus und rief ihre Jungen. Mit Begeisterung schwammen sie ziellos umher, ebenso wie die Wasserläufer, jagten in alle Richtungen, einige in der Nähe ihrer Mutter, andere waren schon verwegener.
    Scrat kratzte seinen Bauch und spürte die warmen Sonnenstrahlen. Eine große, blaue Fliege brummte vor einer der Kaninchenröhren, und er wartete darauf, daß sie sich niederlassen würde. Die Fliege zögerte. Für eine Weile schwebte sie in der Luft, setzte zur Landung an – und flüchtete vor dem Erdloch. Scrat wurde neugierig. Das Interesse des Insekts war stark gewesen, seine Flucht überraschend. Beides erklärte sich durch die Augen, die in dem Tunnel auftauchten: grimmige Augen, nicht die eines Kaninchens, sondern klein und bedrohlich. Wie gebannt entdeckte die Spitzmaus in den anderen Tunneleingängen ähnliche Augenpaare.
    Zitternd beobachtete Scrat, wie die Monster aus dem Kaninchenbau herauskrochen. Es kam ihm so vor, als ob sie überall wären, mit harten Gesichtszügen und furchterregenden Kiefern, und anscheinend befand sich kein einziges Kaninchen in einem der Gänge. Es entstand der Eindruck, daß ein böser Zauber die Bewohner verwandelt hatte. Dort, wo die Pumpstation drohend neben dem Tunnelsystem aufragte, erschien die Nerzin mit finsterem Blick aus ihrem Schlupfwinkel. Ihr Befehl war eindeutig. »Tötet!« ordnete sie an, und als der Überfall begann: »Tötet – tötet weiter…«
    Die jungen Geschöpfe am Wasser hatten kaum eine Chance. Ein einziges Zuschnappen löschte das Leben des neugeborenen Kiebitzes aus. Die Hasenmutter war noch nicht zurückgekehrt, und ihr Junges starrte arglos auf den speicheltriefenden Kopf, der neben ihm auftauchte. Einen Moment lang genoß der Nerz den Anblick des leicht zitternden Häschens, dann fiel er über es her. Das schrille Quieken des jungen Hasen war der erste und der letzte Laut, den er in seinem kurzen Leben von sich gab. Scrat wurde vom Entsetzen gepackt. Er sah, wie ein dunkles Tier aus einem Erdloch hervorkam und unheilvoll vorankroch. Es war nicht so groß wie die schwarze Anführerin, doch eingeschüchtert durch seine Ausmaße, erstarrte die Spitzmaus. Es erhob eine rosafarbene Nase und schnupperte am Kanal, als sein Zwilling erschien.
    Sie glichen großen, sandbedeckten Frettchen, ihre Augen blickten blutdürstig. Sie tauchten plötzlich ins Wasser und schwammen in tödlicher Absicht auf die jungen Enten zu.
    Der Warnruf der Wildente an ihre Jungen klang verzweifelt. Sie drängte sich zwischen ihre Nachkömmlinge und die Räuber und versuchte ein Ablenkungsmanöver. Sie breitete ihre Flügel aus, so als ob sie fliegen wollte, kippte zur Seite, stieß einen qualvollen Schrei aus, wand sich und flatterte auf dem Wasser und schien heftige Schmerzen ertragen zu müssen. Es war eine hervorragende, doch ebenso verzweifelte Vorstellung, die so realistisch wirkte, daß Scrat annahm, ihr Flügel wäre gebrochen und sie würde eine leichte Beute für die schnellen Nerze werden. Und es war eine mutige Vorstellung. Denn als sie sich flügelschlagend auf dem Kanal entlangschleppte, nahm ihr Vorsprung vor den Feinden rapide ab.
    Zur gleichen Zeit tauchten die Entlein, einer angeborenen Regung folgend, unter und waren verschwunden. Als die Wildente schließlich verloren zu sein schien, hob sie vom Kanal ab, drehte im Tiefflug eine Runde über die Marsch und landete wieder hinter den Riedgräsern im dichten Gras. Einige Minuten vergingen. Dann, nicht länger in der Lage, sich weiter zurückzuhalten, arbeitete sie sich ängstlich rufend langsam zum Schilf vor.
    Scrat sah, wie ein graues Entlein aus dem Wasser eilte, um seine Mutter zu finden. Ein zweites folgte. Mehr entdeckte er nicht. Die Wildente rief noch lange Zeit, doch die Nerze hatten ihre List durchschaut, den Kanal abgesucht und drei von den Entlein gefaßt. Scrat wartete nicht länger. Er hatte genug gesehen.
    Der Mann fragte: »Wer war das?«
    »Der Techniker vom Wasserbauamt.«
    Wilderer hatte sich beim Geräusch des abfahrenden Lieferwagens steif herumgedreht, und das Mädchen, das die Tür offenließ, um das Häuschen zu lüften, beobachtete ihn, wie er schon wieder das Gewehr putzte, obwohl er es seit Wochen nicht mehr benutzt hatte. Für sie war es ein trauriger Anblick, doch Kine, der sich draußen in der Dornenhecke vor dem Fenster versteckthielt, wäre wohl anderer Meinung gewesen. Das angedeutete Lächeln auf dem sommersprossigen Gesicht

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