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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Gekritzel auf weiß gekalktem Mauerwerk, immerhin in Gold. Und überall Sitzbänke! Darauf ließ sich das Geschwätz der Prediger aushalten. Eine Kanzel, die aussah, als würde sie an der Wand schweben, glänzte wie frisch poliert. Die Treppenschnecke, die hinaufführte, prangte mit geschnitzten Tudor-Rosen, gedrechselten Schriftbändern und irgendwelchen Köpfen.
    Das entschädigte ein wenig für den fehlenden Hochaltar, an dessen Stelle ein Tisch gerückt war. Darauf brannte vor einem schmucklosen Kreuz eine Wachskerze, die eine halbe Elle maß. Kein praller Augenschmaus, dafür roch man weder Urin noch Hundekot wie in vielen Pfarrkirchen Londons, wo Binsen den Steinboden bedeckten und geduldig die Ausscheidungen aller Besucher und ihrer Begleiter aufsogen. Im Sommer war der Gestank unerträglich.
    Unter Nats Füßen bildeten Marmor- und Granitfliesen ein riesiges Schachbrett. Aber erst die Decke! »Christus! Hätte ich eine Wollkappe, würde ich sie mir auch ohne Kopfnuss von ’nem Popen vom Schädel reißen!« Das hohe Gewölbe schwamm in königlichem Blau, war übersät von Sternen. Nat kniff die Augen zusammen, um steinerne Ornamente, noch mehr Rosen, Zapfen und Strebwerk zu bewundern.
    »Gefällt's dir hier?«
    Nat duckte sich wie unter einem Schlag in die Nische.
    »Keine Bange, ich vergesse, dass ich dich hier gesehen habe, und du vergisst, dass es mich gibt. Abgemacht?«
    Ein glatt rasierter schwarzhaariger Mann in höfischer Tracht war aus dem Nichts vor ihm aus dem Boden gewachsen. Verfluchter Palast! In Londons Gassengewimmel könnte ihn niemand so leicht überrumpeln. Nat tastete nach seiner Schleuder. Sein Gegenüber entblößte beneidenswert weiße Zähne und zwinkerte ihm unter einem Barett aus braunen Augen zu. Zugleich schoss seine linke Hand vor und schloss sich wie ein Schraubstock um Nats Handgelenk. Die Schleuder entglitt seinen Fingern.
    Der Mann mit dem Pechhaar zerrte ihn aus der Nische. Verflucht, der Kerl war kräftig. Und dabei höchstens drei, vier oder fünf Jahre älter als der Hänfling von Page, dem er diesen Schlamassel zu verdanken hatte. Nie mehr würde er dem einen Botengang abnehmen! Auch nicht für eine Schale Frühstücksbrei mit Honig und Speck! Brachte einen in Teufels Küche!
    »Sir, ich wollt nur mal da beten, wo’s vornehme Leute tun. Alle Wetter, is das ne Kathedrale. Könnte einen Heiden zum neuen Glauben bekehren.«
    Sein Gegner griff mit rechts unter seinen schwarzen Umhang. Nat erkannte das Adlerwappen des Kaisers im Innenfutter, sah einen spanischen Seitendegen aufblinken. Hurenscheiße! Ein Ausländer und Katholik – wieso sprach der so gut Englisch? Egal. Wenn Spanier und Engländer in Londons Gassen aufeinandertrafen, regierte die Sprache der Messer. Dieser grinsenden Hofschranze würde es ein Vergnügen sein, ein englisches Kind in einer Kirche des neuen Glaubens abzukehlen. Spaniern war nix heilig, außer ihrem Glauben vielleicht. »Natürlich is hier alles bisschen karg, so ohne den üblichen Prunk und alle Heiligen und ...«
    Blitzschnell zog sein Häscher die Schwerthand wieder hervor.
    Unbewaffnet. Nat atmete erleichtert auf.
    Mit dem Daumen schnippte sein Angreifer eine Münze aus der Faust. »Das ist für dich.« Nat fing den Shilling im Flug.
    »Kannst du schweigen?«
    Nat nickte verblüfft wie ein Jahrmarkts gaffer.
    »Gut, dann haben wir etwas gemein. Wir sind Männer von Ehre.« Der Höfling tippte an sein gefiedertes Barett, deutete eine Verbeugung an und steuerte auf das Hauptportal zu.
    »Da würd ich nich raus, Sir, die Luft is mit Hellebarden und Schwertern vergittert. Dudley und paar seiner Schlagetots sind hinter mir her.« Rasch las er seine Schleuder auf.
    Der junge Mann drehte sich zu ihm um, sein Umhang schwang aus wie unter einer Tanzbewegung und verriet die Geschmeidigkeit des Degenfechters. »Alle Achtung, womit hast du dir diese Ehre verdient?«
    Nat deutete auf die Zwille, die aus seiner Hose ragte.
    Der Höfling lachte laut auf. »Du hast den Herzog und ersten Kriegsherrn Englands mit einer selbst geschnitzten Darmseitenschleuder beschossen?«
    »Und getroffen.«
    »Noch besser. Wie ist dein Name?«
    »Nat die Themseschwalbe, Sir.«
    »Ein Wunder, dass du noch lebst, Nat die Themseschwalbe. Allein die Kränkung brächte dir den Galgen ein. Davon abgesehen, dass es Hochverrat ist, den Vormund des Königs anzugreifen und bei Hof Raufhändel auszulösen. Wie konntest du seinen Gardisten entweichen?«
    »Sie hatten es nich eilig, den

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