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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Lord zu retten, und ein süβes Ding mit Taubenaugen hat mir geholfen. Hübsche Frauen können mir nur schwer widerstehen.«
    »Hübsch? Meinst du die junge Frau im Krähenkleid?«
    »Naja, Geschmack ist Glücksache und eine Frage des Preises. Aber die Augen sind die Fenster zur Seele, sagt Master Enoch.«
    »Kluger Mann. Und du bist also ein galanter chevalier d’amour.«
    »Che- was? Is das wenigstens was Gefährliches?«
    »Durchaus. Für Frauen sind manche Kavaliere der Untergang!«
    Erst recht für reizlose Krähen, die parfümiertes Liebesgeschwätz in Gebetsbüchern verstecken und achtlos unter Kirchenbänken verstreuen, dachte Samuel van Berck. Das verräterische Papierstreifchen steckte in einer Tasche seines Wamses. Jetzt kannte er das Geheimnis ihrer Qual und ihren sicheren Weg ins Verderben. Die Närrin hatte sich in de Selve verliebt! Bedauernswert. Fast konnte das Mädchen einem leidtun, und aus Mitleid hatte er den Zettel auch an sich genommen. Dudley würde sie grün und blau schlagen, wenn er von diesen Briefen erfuhr. Oder Schlimmeres. Nun, ihr Schicksal ging ihn nichts an.
    Entscheidend war, dass Dudley mit ihrer Hilfe eine neue Schachfigur auf das Spielbrett setzen wollte, das England für ihn war. Eine Königin von seinen Gnaden. Jane Grey! Eine geborene Tudor, wenn auch nur eine Großnichte Heinrichs des Achten. Für Dudley war sie unendlich viel wertvoller als die katholische Maria oder deren eigensinnige Halbschwester Elisabeth. Jane Grey war sechzehn, und sie war dafür bekannt, dass sie ihr bisheriges Leben über evangelischen Büchern verhockt hatte. Darin war sie womöglich noch fanatischer als Edward, mit dem sie als Kind kurz verlobt gewesen war. Und nun sollte das Mädchen Cass seine Freundin Jane Grey dem König wieder schmackhaft machen, nicht als Braut, aber als seine Nachfolgerin.
    »Ich mag Frauen«, holte Nats Stimme ihn in die Gegenwart zurück.
    »Wie?«
    »Ich mag Frauen und würd ihnen nie nix zuleide tun, Sir!«
    Der junge Mann nickte amüsiert. »Ein wahrer Ritter! Du musst der Welt unversehrt erhalten bleiben. Komm mit, es gibt einen Zugang zur Krypta und von dort einen Geheimgang in die Gärten.« Der Spanier winkte.
    »Geheime Gänge? Sakrament. Wenn ich das früher gewusst hätte!«
    »Alle königlichen Paläste sind durchzogen davon. Eine höchst nützliche Einrichtung.«
    Nat verzog den Mund. »Nich, wenn Englands Feinde sie kennen. Ihr seid doch Spanier oder?«
    »Ich bin in London geboren, genauso wie du. Meine Mutter stammt aus Santiago de Compostela, das liegt in Nordspanien.«
    »Hauptsache, es liegt nich in London, Sir.«
    »Du kannst erfrischend ehrlich sein, Nat.« Der Mann lachte und glitt lautlos durch das Seitenschiff zur Apsis hinter dem Altar. Jenseits des Lettners, der den Beilen der Steinmetze standgehalten hatte, entdeckte Nat zwischen altem Chorgestühl den versprochenen Abstieg.
    Sein rätselhafter Beschützter riss eine Fackel aus der Halterung und entzündete die ölgetränkten Leintücher in ihrem Kopf an der Altarkerze. Dann hob er die Falltür und verschwand in einen schmalen Schacht. Nat folgte ihm in ein Gewölbe, das nach dem Staub versunkener Jahrhunderte roch. Der junge Mann zog ein Gitter auf. Dahinter gähnte endloses Schwarz. Prüfend beugte der Mann seinen Kopf unter herabhängendes Mauerwerk.
    »Die Luft ist rein! Soll ich dich bis zum Kai für die Mietbarken führen, Themseschwalbe? Ich nehme an, die City ist dein Nistplatz.« Er hob den Kopf und drehte sich zu Nat um. Die vorwitzige Feder seines Baretts verfing sich in Stein. Er riss es sich vom Kopf.
    »Nee, ich soll hier ...« Nat brach ab. Sein Blick glitt zum linken Ohrläppchen des Fremden. Daran baumelte ein schlicht gefasster Stein. Nats Augen saugten sich fest. Schlicht? Das Fackellicht entlockte dem Stein ein Funkeln und brach es in ungezählte Farben, als berge er einen Regenbogen.
    Master Enoch hatte recht: Wer einen Opal sah, der wusste, was ein Opal war. Der verdammt schönste Edelstein der Welt. Aber warum hing er am Ohr eines Mannes? Enoch hatte doch ausdrücklich von einer Frau gesprochen. Einer heiligen Braut!
    »Sir, kann ich Euren Namen wissen?«
    »Wozu?«
    »Naja, Ihr kennt ja auch meinen, und vielleicht könnte ich mich mal erkenntlich zeigen oder Euch eine Weile als Bursche dienen. Für nen Spanier, der in London geboren is, würd ich mich glatt überwinden.«
    Der junge Mann lächelte. »Mein Pferd ist in Greenwichs Stallungen gut versorgt, und ich sattle es

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