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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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wäre!
    Wieder fuhr ihr eine Nadel in die Haut. »Au!«
    »Verflucht!« Dupois spuckte die Nadeln in seine Hand und wischte sich die Stirn. »Hat man Euch noch nie eine Schnürbrust angemessen?«
    Das junge Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich danke meinem Schöpfer, dass ich davon bislang verschont blieb.«
    »Verschont? Barbarisch! Wozu seid Ihr bei Hof, wenn Ihr Euch wie ein Bauerntrampel aufführt? Und anzieht!«
    Cass’ Miene verschloss sich.
    »Ich bin nur die Vorleserin der alten Lady Margaret, die dem Damenhof vorsteht. Und das«, sie wies mit der Hand auf ihr zinngraues Kleid, das in wirren Falten über einer Truhe lag, »ist mein bestes Kleid. Es war mein letztes Weihnachtsgeschenk von Lord Dudley.« Bei Gott, ihr allerletztes!, jubelte sie.
    »Das soll ein Geschenk sein?« Ungläubig wühlte Dupois in dem Berg aus Wolle. »Das fühlt sich an, als sei es aus der Sterblingswolle verendeter Tiere gemacht. Und dazu diese Haube!« Mit Abscheu betrachtete er Cass’ Kopfputz. »Ihr seid ausgestattet wie ein Bettelnönnchen. Ich dachte, die seien in England nicht mehr à la mode?«
    In der Tat, dachte Cass. Wäre der katholische Glaube noch in Mode, hätten ihre Zieheltern sicher auf einem härenen Büßerhemd aus Rosshaar und Sackleinwand für sie bestanden. Erst recht, wenn sie ahnen würden, was sie heute Nacht tun würde.
    »Man sollte meinen, dass die Herzogin von Northumberland die Mitglieder ihres Haushaltes nicht wie Vogelscheuchen herumlaufen lässt, selbst wenn sie nur Vorleserinnen halb tauber Schachteln sind.«
    »Bei Arbeiten in Haus und Garten wäre eine Schnürbrust kaum nützlich gewesen.« Spitzbübisch fügte sie hinzu: »Außer vielleicht bei der Honigernte oder beim Stutzen der Brombeerhecken.«
    Monsieur reagierte prompt: »Impossible! Lady Dudley hat Euch gezwungen, Gesindearbeit zu verrichten?«
    »Sie verabscheute mein Zappeln genau wie ihr. Ich sitze ungern den ganzen Tag beim Fenster und stichele Hemdsäume oder sticke Stuhlkissen. Also schickte sie mich möglichst häufig in die Gärten.«
    Den einzig erträglichen Ort des herzoglichen Anwesens, fügte Cass insgeheim hinzu. Oh, sie würde bald wieder einen Garten haben. Ihren eigenen. Einen französischen Garten. De Selve hatte ihn ihr in allen Farben geschildert! Die Blumenbeete, die Springbrunnen, die zu Figuren gestutzten Hecken. Nur noch ein paar Monate, dann wäre die Zeit seiner Geiselhaft abgelaufen. Sie würden nach Frankreich gehen, wo sie offen als Mann und Frau leben konnten. Nur für sich und die Liebe.
    »Ein Stickrahmen ist eine Zierde in Frauenhänden, und gerade Hemdsäume sind ein frommes Werk«, schimpfte Dupois.
    Cass verzog die Lippen. »Mag sein, aber was beweisen dann krumme Säume? Ich überlasse die hohe Kunst der Schneiderei lieber begnadeten Männerhänden wie den Euren, Sir! Bauerntrampel wie ich taugen mehr für die Arbeiten außer Haus.«
    Dupois’ Augen wurden schmal. Machte dieser vorlaute Blassschnabel sich über ihn lustig?
    »Wie alt seid Ihr?«
    »Achtzehn.«
    »Also mehr als alt genug, um ...«, er wedelte mit der Hand in Richtung ihrer Brust, »eure Wölbungen einzudämmen. Sie verderben den Gesamteindruck meines Ensembles. Euer Oberkörper muss einen flachen, nach unten spitzen Kegel bilden. Mein Brustvorsatz aus Seidenbrokat hat eng anzuliegen. Ich arbeite nach den göttlichen Gesetzen der Geometrie. Auch wenn weibliche Körper sich diesen Gesetzen in bedauerlichster Weise widersetzen. Ihr scheint ein wenig fülliger geworden zu sein, als meine Maße vorgeben. Ich werde vorn einen Blankscheit in die Schnürbrust einnähen, dann kann man sie enger schnüren.«
    »Noch enger?«, begehrte Cass auf. »Dann ersticke ich.«
    Sie hatte lange genug an der Giebelhaube zu tragen gehabt. Sie wollte die eine Fessel nicht gegen eine andere eintauschen. Seufzend rückte sie das Ungetüm gerade, bald würde sie wenigstens die Haube für immer ablegen. De Selve liebte es, wenn sie ihr Haar offen trug.
    »Ich habe lediglich Reetstäbchen verwandt«, stöhnte Dupois. »In Spanien unterfüttert man die Mieder jetzt mit Bleiplatten. Keine üble Idee, aber man verdirbt dann alles durch halshohe Kragen und Krausen. Non, non, non! Da bleibe ich Franzose. Ein Dekollete mit juwelengefasstem Bogen ist unverzichtbar. Der Marquis möchte, dass man Eure Reize unter dem Brustvorsatz zumindest erahnen kann. Ich pflege mit Draht und Leimbinden alles ein wenig anzuheben. Das hat Zukunft.«
    »Leim und Draht!«, rief Cass

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