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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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darauf, dass ich sie immer trage.«
    »Warum? Ihr dürft die Haare zeigen, schließlich seid ihr noch Jungf-?«
    Cass errötete.
    Dupois brach ab. Nein, das anscheinend nicht mehr. »Nun ja, sehr jung eben. Und Euer Lord Dudley ist nicht mein Herr!«
    Mit einem Ruck zog er Cass das winkelförmige Gebilde vom Kopf und entfernte den darunterliegenden Haarbeutel. Sie tat einen überraschten Schrei und riss die Hände hoch, während sich ihr schweres Haar löste und über Nacken und Schultern herabfiel.
    »Bien! Ein vielversprechender Anfang«, sagte Dupois und betrachtete die glänzenden Wellen in Cass’ Rücken. Er drehte das Mädchen zu einem mit Silber unterlegten Glasspiegel. Cass erschrak über die Schärfe ihres Abbildes. Noch nie hatte sie sich selbst so klar gesehen, sie kannte ihr Bild vor allem als Spiegelbild auf Wasseroberflächen, blank geputzten Topfböden oder Fensterscheiben bei Nacht. Rasch wandte sie die Augen ab.
    »Was soll das? Ich habe diese Kostbarkeit extra aus Venedig kommen lassen. Es ist ein dummer Aberglaube, dass in Spiegeln der Teufel hockt.«
    Nein, keine Teufel, sondern etwas weit Entsetzlicheres. Ein Dämon ihrer Vergangenheit. Cass meinte zu fühlen, wie eine erbarmungslose Hand ihr ein rotes Seidenband aus den Haaren riss, das sie als Vierjährige voller Stolz hineingeschlungen hatte, um beim ersten Besuch der Dudleys zu gefallen. »Trinke niemals aus dem vergifteten Brunnen der Eitelkeit« , mahnte eine Stimme, »und gehorche den Dudleys, sie werden sich immer um dich kümmern«. Die Stimme von Anne Askew. Cass öffnete rasch die Augen. Die Erinnerung verblasste so plötzlich, wie sie aufgedämmert war.
    Über ihre Schulter hinweg unterzog Dupois Cass’ Gesicht zum ersten Mal einer genauen Prüfung. Er war verblüfft, wie reizlos die englischen Hauben machten. Parbleu, dieses Gesicht bot mehr Möglichkeiten als gedacht!
    Gewiss, es war nicht ebenmäßig, aber das braune Haar kontrastierte mit sehr hellen Augen, die er zuvor als unbedeutend und farblos abgetan hatte. Mais non, sie waren von erlesenem Grau. Taubengrau? Kieselgrau? Zinngrau? Von allem etwas, und das in beständigem Wechsel. Oh, de Selve hatte einmal mehr seinen Blick für reizvolle Gesichter bewiesen, auch wenn dieses sich den Gesetzen der Geometrie widersetzte. Der Mund war zu breit, die Nase ein wenig schief, der Ausdruck zu lebhaft, aber alles in allem ... Cass wirbelte herum. Faszinierend! Sogar ein grünliches Schillern wie von Kupferspan war im Grau dieser Augen verborgen.
    »Wie könnt Ihr es wagen!«, zischte Cass. »So darf ich mich niemals zeigen!«
    Dupois straffte kämpferisch den Rücken. »Au contraire. So müsst Ihr Euch zeigen! Diese Haube mordet all Eure Farben. Dazu das Schwarz Eures Kleides.«
    »Es ist dunkelgrau und schluckt Flecken«, wandte Cass wütend ein.
    »Die Logik eines Waschweibs! Lernt Ihr die aus Eurer Bibel im englischen Gossenlaut?«
    »Ich besitze nur zwei Kleider«, entgegnete das Mädchen heftig.
    »Farblose Säcke! Wie gut, dass ich für das Unterkleid meergrüne Seide verwendet habe, dazu das Häubchen im gleichen Ton. Wartet.« Dupois eilte zu seinem Schneidetisch, griff nach einem mit Staubperlen besetzten Haarbogen und schob ihn vorsichtig in Cass’ Haar. »Was für eine Stirn!«, murmelte er mit wachsender Begeisterung. »Und Haut wie Perlmutt! Schaut nicht so trist! Benehmt Euch wie eine Schönheit, dann könnt Ihr eine sein!« Beinahe zumindest.
    Cass bückte sich und tastete nach der Giebelhaube. François Dupois – obwohl kein Sportsmann – kickte sie durchs Zimmer wie einen der Lederbälle, die Englands alberne Höflinge gern in Manier ihrer Bauern über die Rasenflächen der Schlossgärten traten.
    »Monsieur! Ich sagte doch schon, Die Dudleys schätzen es nicht, wenn ich den Eindruck von Eitelkeit erwecke oder mich über meinen Stand erhebe.«
    »Tatsächlich? Gerade die Dudleys hätten Grund zu mehr Nachsicht. Die Eitelkeit der Lady ist so konkurrenzlos wie der Ehrgeiz ihres Gatten! Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die so viel Federn zur Schau stellt. Dieser Pfauenkragen beim Dinner für unsere Gesandten! Und dazu Perlen in der Größe von Hühnereiern! Mich hätte nicht verwundert, wenn diese Bruthenne und Mutter neun missglückter Küken laut gegackert hätte.« Dupois zwinkerte Cass verschwörerisch zu, sie lachte wider Willen auf. »Seid froh, dass Ihr das Kukucksei im Nest wart.« Energisch schnürte François Dupois das Mieder zu.
    »Hier«, sagte er und

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