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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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»Lasst Renard sein Gold, es ist wenig genug. Der Kaiser kann sich keinen weiteren Krieg leisten und hofft, dass ein bisschen Bestechung hier und da Englands Minister dazu bringen wird, Edwards Testament für Jane Grey anzufechten. Ah, sie werden die Dukaten wie Birnen nehmen! Aber helfen wird das nicht, ich kenne sie. Bestechung kann Maria Tudor nicht retten. Anders als Renard setze ich auf die Weisheit der Opal-Bruderschaft: »Omnia vincit amor.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das englische Volk liebt Maria Tudor und wird sich auf ihre Seite stellen, wenn es erst erfährt, was Dudley treibt. Und daran arbeite ich. Dazu brauche ich Zeit und Männer, die bereit sind, im Namen des Kaisers gegen ihn und für die Gerechtigkeit zu arbeiten.« Scheyfve senkte die Stimme, sein Gesicht wurde ernst. »Hört gut zu, Zimenes. Dudley verheiratet um diese Stunde seinen Sohn mit Jane Grey. Vermutlich hat er schon längst Mörder gedungen und Giftmischer unter die Köche von Maria geschmuggelt, um sie zu töten, sobald Edward stirbt. Wenn es so weit ist, braucht sie einen Leibarzt, der sich mit Giften auskennt.«
    »Mag sein, aber mein Interesse gilt zuallererst der Familie und nicht der Politik.«
    »Das ist mir durchaus bewusst, aber bedenkt, dass Ihr nur so lange sicher seid, wie Ihr meinen Schutz genießt.«
    »Wollt Ihr mich erpressen?«
    Scheyfve winkte ab. »Wir kennen uns seit Jahren. Haltet Ihr mich für so einfallslos? Wenn Ihr wüsstet, was ich für Euch und Eure Familie schon alles getan habe und im Augenblick tue, würdet Ihr Euch genauso wie ich entspannen. Wie wäre es mit einem Schluck?« Er griff nach einem Tonkrug. Plötzlich kippte der Wagen, begleitet von einem hässlichen Knirschen, zur Seite und hielt an. Scheyfve purzelte von den Kissen und verschluckte sich.
    Zimenes zügelte seinen scheuenden Hengst. »Diese verfluchten Schlaglöcher!«
    »Helft mir!«, krächzte Scheyfve mit puterrotem Gesicht.
    »Verflucht!« Zimenes sprang vom Pferd, kletterte zu Scheyfve und klopfte ihm, der unter einer Hustenattacke blau anlief, den Rücken. Scheyfve spuckte einen Wurstzipfel aus und schnappte nach Luft. »Fette Kost bekommt Euch wirklich nicht«, spottete Zimenes.
    »Das Kräuterbier war schuld«, protestierte Scheyfve.
    Hinter ihnen hielten die Reiter ihre Pferde an und nutzten die unverhoffte Pause, um aus ihren Sattelflaschen zu trinken.
    Zimenes kroch zu seinen Kisten und untersuchte die Halterungen. Er stopfte die Decken, die die Wagenstöße abdämpfen sollten, fester um Glaskolben, irdenes Geschirr, Mörser und Phiolen.
    Sie hörten, wie Goswin fluchend vom Bock sprang.
    »Diese verfluchte Wagenachse!«, brummte er und kroch unter die Karosse, um den Schaden zu untersuchen.
    Scheyfve war hinter Zimenes von der Ladefläche herabgestiegen. Er hob die Brauen und schüttelte bedächtig den Kopf. »Liebe Freunde, glaubt mir, dieser Wagen ist ein Geschenk Gottes. Ich habe ihn persönlich ausgewählt, genau wie die Pferde. «
    »Von Würsten versteht Ihr entschieden mehr«, sagte Zimenes und beugte sich zu Goswin hinab.
    »Was ist?«
    »Glatter Achsenbruch«, knurrte der Kutscher. »Das war es dann für heute. Ich werde voranreiten und einen Stellmacher auftreiben müssen.«
    Zimenes ballte die Fäuste. »Ich werde dich begleiten und dann allein nach London weiterreiten.«
    Eine weiche Hand legte sich auf seine Schulter. »Das werdet Ihr nicht tun.«
    Gabriel Zimenes drehte sich wütend zu seinem flämischen Reisegenossen um. Der reckte das Kinn in Richtung des Horizontes. »Der Turm der Kathedrale von Canterbury. Ein Fingerzeig Gottes. In London erwartet uns nichts dergleichen.«
    »Zum Teufel, ich habe Eure Scharade satt, Scheyfve. Was soll dieses ständige Gerede von Würsten, Kirchen und ...«
    »Musik!«, dröhnte der Diplomat fröhlich. »Musik gehört auch zu meinen Leidenschaften. Schade nur, dass am englischen Hof seit Edwards Krönung die schwerblütige Motette in Mode ist und die geistlichen Gesänge.« Er schüttelte sich. »Ich schätze heitere Melodien. Kennt Ihr die?« Lauthals stimmte Scheyfve ein derbes Lied seiner Heimat an. Zimenes wollte sich abwenden, als er aus den Augenwinkeln die Wachsoldaten heranreiten sah, die vorhin zum Trossführer Renard aufgeschlossen hatten.
    »Ola!«, riefen sie auf Spanisch. »Warum habt Ihr angehalten?«
    »Ein plötzlicher Achsenbruch«, antwortete Scheyfve an Zimenes’ Stelle im Ton aufrichtigen Bedauerns. »Wir werden in Canterbury bleiben müssen, um die

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