Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
Vom Netzwerk:
über alle Berge. Komm, die Menge ist abgelenkt, das ist günstig. Wir müssen dich in Sicherheit bringen. Auf der Barke kann dich niemand festnehmen. Kannst du aufstehen?«
    Cass nickte und ließ sich von Lunetta auf die Beine helfen. Erst dann schaute sie ihrer dunkelhaarigen Retterin offen ins Gesicht. »Wer seid Ihr?«
    »Lasst nur!«, mischte sich plötzlich Painbodys Baritonstimme ein. Er hatte sich zum Schein an der Hatz auf den Dieb beteiligt, jetzt war er zurück und mimte triefende Leutseligkeit. Cass wusste, dass er sie nicht einfach gehen lassen würde. Lunetta legte ihren Arm um sie. Painbodys falsches Lächeln wurde noch breiter.
    »Meine Frau ist nur schwanger, das is alles. Und bisschen zu dürr. Ich bete zu Gott, dass sie die Frucht meiner Lenden bis zur Reife bringt. Komm, mein Täubchen, es ist Zeit, heimzugehen!«
    Er wollte Cass bei der Schulter packen, doch Lunetta schlug seine Hand weg.
    Sofort verwandelte sich Painbodys Leutseligkeit in Grobheit. »Was fällt Euch ein!«
    »Ihr habt sie im Dreck liegen lassen, ohne Euch einen Deut um sie zu scheren. Fast wäre sie nieder getrampelt worden! Und woher stammen eigentlich ihre Wunden?«
    »Geht Euch nichts an. Lasst das Mädchen los, es gehört mir. Hab schon den Jungen verloren ...«
    »Wenn Ihr nicht aufpasst, verliert Ihr Euren Kopf dazu«, sagte Lunetta kalt und rief nach einem der Soldaten, die nach dem Tumult um die Taschenelster grimmig gegen arme Gaffer vorgingen und sie von den vornehmeren Bittstellern wegstießen. Lunetta gelang es, einen von Dudleys Gardisten auf Painbody aufmerksam zu machen. Der Mann zog drohend sein Schwert.
    Painbody strich die Segel. »Das wird dir noch leid tun«, knurrte er in Cass’ Richtung. »Wir sehen uns wieder.« Dann zog er sich in den Schutz der immer noch tobenden Menge zurück.
    »Wo wollt Ihr mich hinbringen?«, wandte sich Cass hastig an ihre Retterin.
    »Als Erstes auf die Barke, dort wird niemand Fragen stellen. Sie gehört Sir Henry Sidney. Er wird uns in unser Haus auf der London Bridge bringen.«
    Ausgerechnet Sidney! Cass erbleichte, als ein neuer Wirbel von Bildern in ihrem Kopf einsetzte. Wieder der Turm. Doch plötzlich war da auch ein Tunnel, feucht und klamm, sie spürte den Druck von Mauerwerk auf ihren Schultern ... Ihre Knie gaben nach, sie fühlte, wie sie alle Kraft verlor, wie eine unsichtbare Kraft sie zu Boden zog. Erbarmungslos wie ein Strudel ... Algen ... der Schlick der Themse. Ein Fluss des Todes.
    Lunetta fasste sie unter dem Arm.
    »Ich will nicht auf dieses Boot!«
    »Unsinn. Es ist der sicherste Ort, und du brauchst Hilfe.«
    Energisch dirigierte sie das am ganzen Leib zitternde Mädchen in Richtung des Anlegestegs. »Hab keine Angst, ich kenne mich mit Schwangerschaften aus. Wie lange leidest du schon unter diesen Krämpfen und der Übelkeit?«
    Cass verzog unter Schmerzen das Gesicht. »Ich weiß es nicht. Von Anfang an, glaube ich.«
    »Was du brauchst, ist ein Bett, viel Ruhe und gute, kräftige Kost. Nun sträub dich nicht, wir werden dein Kind retten.«
    Lunetta legte die Hand um Cass’ Taille, als das Mädchen wieder schwankte und sich krümmte.
    »Wo wollt Ihr mit dem Mädchen hin?«, fragte ein Soldat am Kai.
    »Auf die Barke des Kammerherrn«, sagte Lunetta knapp.
    Der Gardist zögerte, dann erkannte er in ihr den Bootsgast. »Dann kommt.«
    Lunetta und der Soldat nahmen Cass in ihre Mitte und geleiteten sie zum Steg. Ruderleute halfen den Frauen über die Planke. Lunetta führte Cass einen Niedergang in eine Empfangskajüte hinab, die mit gepolsterten Bänken, Teppichen und anderen Bequemlichkeiten ausgestattet war und in der sie vor den Ohren und Augen anderer abgeschirmt waren.
    Rasch richtete sie für Cass ein weiches Lager aus Kissen und zwang sie mit sanfter Gewalt, sich hinzulegen. Sie schenkte Wein aus einer silbernen Karaffe in einen Becher, öffnete hastig ihren Leinenbeutel und zog Tontöpfchen hervor. Sie öffnete einige und schüttelte verärgert den Kopf, als sie aus einem den Geruch von Patchouli wahrnahm. Die Salbe aus dem Sterbezimmer des Königs. Cass’ Leib verkrampfte sich, sie rollte sich angstvoll zur Seite und presste ihre Hand gegen den Mund.
    Rasch verschloss Lunetta das Töpfchen. »Verzeih! Ich weiß, dass solch starken Gerüche bei Frauen, die guter Hoffnung sind, leicht Übelkeit auslösen. Ist dir oft schlecht?«
    Cass schüttelte den Kopf. »Nein, nur manchmal quälen mich Krämpfe. Glaubt Ihr, ich werde das Kind verlieren?« Cass

Weitere Kostenlose Bücher