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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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ausgehauenen Einkerbungen unmittelbar unter der Erdoberfläche ruhten, horizontal über die ganze Breite des Einschnitts.
    Irgendwann vor langer Zeit war diese künstliche Granitdecke von außen mit Sand zugeschüttet worden, der den gesamten Einschnitt verbarg.
    Hinter Wests Team ragte die große Wand auf, die den Einschnitt zum Meer hin abriegelte. Mit rund 120 Meter Höhe war sie ein gewaltiges Bauwerk, stolz und mächtig. Auf dieser Seite waren die riesigen Granitblöcke nicht mit Sandstein verkleidet, um sie als Küste zu tarnen. Hier wirkten sie wie eine mächtige Festungsmauer.
    Weitaus wichtiger war für West und sein Team momentan aber das, was sich hinter dieser Mauer befand.
    Der überdachte Einschnitt.
    Zu beiden Seiten der Wasserstraße lagen zwei schmale, simsartige Wege, die aus dem blanken Fels gehauen waren und sich an der gewundenen Schlucht entlangzogen – der eine das genaue Spiegelbild des anderen. Sie stiegen teils in langen, geschwungenen Treppen in Schwindel erregende Höhen auf oder zogen sich unter den Wasserspiegel hinab, führten mitunter sogar in die Felswände hinein, um weiter hinten wieder zum Vorschein zu kommen. An etlichen Stellen waren die Fußwege und Treppen abgebrochen, so dass sich breite Lücken auftaten, die übersprungen werden mussten.
    Auch das Gewässer war tödlich. Es wurde von der brodelnden Brandung draußen gespeist und war mit kleinen Strudeln übersät, die jeden unachtsamen Abenteurer, der hineingeriet, in die Tiefe zogen. Zudem versperrten zwei Reihen Felszacken, die wie Zähne aus den Fluten ragten, jedem Boot den Weg.
    Ein prachtvolles, aus zahlreichen Bogen bestehendes Brückenaquädukt im karthagischen Baustil überspannte das Wasser, war aber bedauerlicherweise in der Mitte eingestürzt.
    Darüber hinaus drangen Dampfwolken aus Schlitzen in den Felswänden und hüllten die ganze Szenerie in unheilvollen Dunst.
    Wizard setzte ein Nachtglas an und spähte den langen Einschnitt entlang.
    Die ganze Umgebung wurde leuchtend grün.
    In der tiefen Dunkelheit am anderen Ende der Höhle bemerkte er ein Bauwerk, das wegen der Kurven und Krümmungen nur teilweise zu erkennen war. Es handelte sich offenbar um eine Art riesige Festung mit zwei hohen Türmen und einem großen, von einem Bogen überspannten Eingang, aber aufgrund des Dunstes konnte er es nicht genau sehen.
    »Hamilkars Zuflucht«, stieß er aus. »Seit über 2000 Jahren unberührt.«
    »Vielleicht auch nicht«, warf West ein. »Schau mal da rüber.«
    Wizard wandte sich zur Seite und sperrte den Mund auf.
    »Meine Güte …«
    Dort, vor einer Reihe von Felsen, lag der mächtige, verrostete Rumpf eines Unterseebootes aus dem Zweiten Weltkrieg, das offenbar gestrandet war und nun halb aus dem Wasser ragte.
    An seinem vom Salz zerfressenen Kommandoturm prangte das Hakenkreuz und darunter ein riesiges Kennzeichen: U342.

    »Ein U-Boot der Nazis …«, stieß Big Ears aus.
    »Hessler und Koenig …«, sagte Zoe.
    »Vermutlich«, pflichtete Wizard bei.
    »Wer?«, fragte Big Ears.
    »Die berühmten Nazi-Archäologen: Hermann Hessler und Hans Koenig. Sie waren Spezialisten in Sachen Schlussstein und als Gründungsmitglieder der Partei mit Hitler persönlich befreundet. Tatsächlich leiteten sie sogar mit Hitlers Segen eine streng geheime Expedition, die 1941 nach Nordafrika aufbrach.«
    »Lass mich raten«, sagte Big Ears. »Sie waren hinter dem Schlussstein her, verschwanden und tauchten nie wieder auf.«
    »Ja und nein«, antwortete Zoe. »Sie waren tatsächlich hinter dem Schlussstein her, und Hessler kehrte nie wieder zurück, Koenig hingegen schon. Aber er fiel den Briten in die Hände, als er sich ausgehungert und fast verdurstet quer durch die Wüste nach Tobruk schleppte. Ich glaube, er wurde schließlich den Amerikanern übergeben, die ihn vernehmen wollten. Koenig wurde anschließend mit einer Reihe anderer deutscher Wissenschaftler in die Vereinigten Staaten gebracht, wo er meines Wissens nach immer noch lebt.«
    West wandte sich an Wizard. »Wie weit ist Kallis hinter uns?«
    »Höchstens fünf Minuten«, antwortete Wizard.
    »Dann müssen wir uns ranhalten. Tut mir Leid, Zoe, aber du musst mit dem Geschichtsunterricht unterwegs fortfahren. Kommt, Leute. Legt die schweren Geräte ab, aber behaltet eure Ponyflaschen und die Brillen – wir brauchen sie vielleicht noch.« Eine Ponyflasche war eine kleine, handliche Pressluftflasche mit Mundstück und Atemregler. »Wizard, feure ein, zwei Warbler

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