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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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Zoe vom Militär ans Trinitiy College in Dublin geschickt worden war, wo sie bei Wizard Archäologie studierte.
    Offenbar hatte West dort mit ihr studiert, der wiederum von seinem Heimatland zu dem kanadischen Professor gesandt worden war.
    Wests Heimatland.
    Australien hatte es Lily seit jeher angetan. Und es war in der Tat ein seltsames Land voller Widersprüche. Achtzig Prozent seine gewaltigen Fläche bestand aus Wüsten, aber es gab auch moderne Großstädte wie Sydney, berühmte Strände wie Bells und Bondi Beach und wunderbare Naturdenkmäler wie den Ayers Rock oder das Große Barrier-Riff, das – wie sie herausfand – zu den sieben Naturwunden der Welt zählte.
    Als sie aber älter wurde, wollte Lily Genaueres über Australien wissen, unter anderem, welchen Stellenwert es in der Welt einnahm. Australien hatte nur 20 Millionen Einwohner, war also trotz seiner Ausmaße im internationalen Vergleich ein kleines Land.
    Auch die Streitkräfte waren zahlenmäßig eher schwach, aber trotzdem weltweit geachtet. Immerhin besaß Australien die nach Ansicht vieler Experten beste Elitetruppe der Welt, den SAS – Wests ehemaliges Regiment.
    Und noch etwas anderes interessierte sie: Im 20. Jahrhundert war Australien einer der engsten und zuverlässigsten Verbündeten der USA gewesen. Sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch in Korea, Vietnam und Kuwait war Australien stets eines der ersten Länder gewesen, das an der Seite der Vereinigten Staaten stand.
    Jetzt aber nicht.
    Das wiederum verblüffte Lily, deshalb nahm sie sich vor, West danach zu fragen.
    Eines regnerischen Tages ging sie in sein Arbeitszimmer, wo er im Dunkeln an seinem Computer saß (Horus thronte auf der Stuhllehne), auf einem Stift herumkaute und gedankenverloren auf den Bildschirm starrte.
    Lily lief in seinem Büro herum und strich mit der Hand über die Bücher in den Regalen. Sie sah die weiße Kunststofftafel, auf der noch immer die Worte Vier fehlende Tage in meinem Leben – Coronado? standen. Außerdem bemerkte sie, dass das verschlossene Glas mit der rostroten Erde weg war.
    Er schien sie nicht wahrzunehmen, starrte weiter auf seinen Computermonitor.
    Sie blieb hinter ihm stehen und sah, was er betrachtete. Es war eine Digitalaufnahme von riesigen Hieroglyphen, die irgendwo in eine Wand gehauen waren. Lily übersetzte sie rasch im Kopf:

    BEGIBST DU DICH WILLENTLICH IN DIE ARME
    VON ANUBIS, DANN WIRST DU ÜBER DIE
    ANKUNFT VON RA HINAUS LEBEN.
    BEGIBST DU DICH GEGEN DEINEN WILLEN IN
    SEINE ARME, DANN WIRD DEIN VOLK EINE
    ÄON JAHRE HERRSCHEN, DOCH DU WIRST
    NICHT MEHR LEBEN.
    BEGIBST DU DICH NICHT IN SEINE ARME,
    DANN WIRD DIE WELT NICHT MEHR SEIN.

    »Was hältst du davon?«, fragte West mit einem Mal, ohne sich zu ihr umzudrehen.
    Lily erstarrte, wurde plötzlich verlegen. »Ich … ich weiß nicht …«
    West wandte sich um. »Ich glaube, es geht um den Tod und das Leben danach, in Form einer Ansprache von Amun an Horus, eine Art Jesusgestalt. ›Die Arme von Anubis‹, das ist der Tod. Wenn Horus seinen Tod bereitwillig hinnimmt, wird er wiederauferstehen und seinem Volk Gutes tun. So ähnlich wie Jesus am Kreuz. Aber genug davon. Was führt dich hierher, Kleines?«
    Daraufhin kam es zu einer heftigen Diskussion über die Beziehungen zwischen Australien und Amerika – über den Aufstieg Amerikas zur alleinigen Supermacht und die Sorgen der Australier, dass der Verbündete zu einer Art globalem Rabauken werden könnte. »Manchmal«, sagte West, »muss man als guter Freund bei aller Liebe auch Härte zeigen. Außerdem ist es besser, wenn man von einem Freund eine Lektion erteilt bekommt statt von einem Feind.«
    Danach wechselte West plötzlich das Thema. »Lily, ich muss dir etwas sagen. Wenn sich das Ganze zuspitzt, wenn es so kommt, wie ich hoffe, dann muss ich möglicherweise eine Weile fort –«
    »Fort?«, sagte Lily erschrocken.
    »Ja. Mich eine Weile versteckt halten. Irgendwo, wo mich niemand findet. Untertauchen.«
    »Untertauchen …« Lily schluckte.
    »Aber ich möchte, dass du mich finden kannst, Lily«, sagte West lächelnd. »Ich kann dir zwar nicht sagen, wohin ich gehe, aber ich kann dir einen Tipp geben. Wenn du dieses Rätsel lösen kannst, wirst du mich finden.«
    Er reichte ihr ein Blatt Papier, auf dem stand:

    In meinem neuen Heim hausen Tiger und Krokodile.
    Willst du es finden, dann bezahle den Fährmann,
    Besteh vor dem Hund und reise
    In den Rachen des Todes,
    In den Schlund der Hölle.
    Dort wirst du mich finden,

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