Das Tartarus-Orakel
– und wir müssen davon ausgehen, dass sie genau das vorhaben –, haben sie fünf.
Demnach brauchen sie also nur noch zwei Stücke, damit sie das Tartarus-Ritual auf der großen Pyramide vollziehen und die Welt beherrschen können. Nun, die letzten beiden Stücke, die noch nicht gefunden sind, stammen von den Hängenden Gärten von Babylon und von der großen Pyramide –«
»Das Stück von der großen Pyramide könnt ihr vergessen«, sagte Zaid. »Es ist das erste Stück, das kostbarste, die pyramidenförmige Spitze des Schlusssteins. Es wurde mit Alexander dem Großen begraben, und seine Begräbnisstätte wird erst in der Morgendämmerung des letzten Tages offenbar werden.«
»Wenn die Sonne durch die Obelisken in Luxor scheint?«, fragte Pooh Bear.
»Ja.«
»Damit bleibt uns nur das Stück aus den Hängenden Gärten«, sagte West.
»Die Hängenden Gärten von Babylon sind das rätselhafteste unter den sieben Weltwundern«, sagte Zaid. »Von allen anderen Wunderwerken ist das eine oder andere bis heute erhalten geblieben. Aber nicht von den Gärten. Seit dem fünften Jahrhundert vor Christus hat sie niemand mehr zu Gesicht bekommen. Antike Schriftsteller bezweifelten sogar, ob es sie überhaupt gab. Sie zu finden dürfte außerordentlich schwer werden.«
West runzelte die Stirn.
Möglicherweise hatte Judah Recht.
Er wusste ehrlich gesagt nicht, ob er es schaffen würde.
Nicht ohne Wizard. Und mit Sicherheit nicht, wenn seine einzigen Begleiter ein weltweit gesuchter Terrorist, ein Araber und ein Israeli waren, die sich ständig stritten, und dazu ein leicht verrückter Neuseeländer und ein kleines Mädchen.
Beim Gedanken an Lily drehte er sich um.
Ihr Gesicht war immer noch vom Weinen gerötet, und Tränenspuren zogen sich über ihre Wangen.
»Was meinst du?«, fragte er.
Sie blickte ihn mit rot geweinten Augen an, und als sie das Wort ergriff, klang es, als wäre sie über Nacht gereift.
»Ich musste Big Ears etwas versprechen, bevor er starb. Er bat mich darum, das zu tun, wozu ich auf die Welt gekommen bin, wenn es so weit ist. Ich weiß noch nicht, was das ist, aber ich möchte ihn nicht enttäuschen. Ich möchte das tun, wozu ich auf die Welt gekommen bin. Gib mir die Chance dazu. Bitte.«
West nickte nachdenklich.
Dann stand er auf.
»So wie ich die Sache sehe, Leute, stehen wir mit dem Rücken zur Wand. Wir sind zahlenmäßig schwach, wir sind vom Pech verfolgt und haben kaum noch eine Chance, aber wir sind noch nicht aus dem Rennen. Eine Möglichkeit haben wir noch. Noch ist ein Stück vom Schlussstein übrig, das wir uns schnappen können. Das Stück, das in dem einzigen Weltwunder versteckt wurde, das man nie entdeckt hat. Leute, wir müssen die Hängenden Gärten von Babylon finden.«
Fünfter Auftrag
Die hängenden Gärten
IRAK
19. März 2006
1 Tag vor Tartarus
Nebukadnezars Paradies
Keines der sieben Weltwunder der Antike ist über die Jahrtausende hinweg so geheimnisumwittert geblieben wie die Hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon.
Dafür gibt es einen einfachen Grund.
Nur eines der Weltwunder wurde nie gefunden: die Hängenden Gärten. Nicht eine Spur von ihnen hat man ausgegraben, keine Fundamente, keine Säulen, nicht einmal ein Aquädukt.
Da alle Nachforschungen nach den Gärten bislang ergebnislos blieben, glauben sogar viele Forscher, sie hätten überhaupt nicht existiert, sondern seien lediglich eine Erfindung griechischer Dichter.
Immerhin waren die Babylonier, wie einer der führenden Experten für die sieben Weltwunder, Professor Alaa Ashmawy von der University of Southern Florida, anmerkt, sehr gewissenhaft, was ihre Aufzeichnungen angeht, und dennoch werden die Hängenden Gärten auf ihren Schrifttafeln nicht ein einziges Mal erwähnt.
Und auch die Chronisten, die Alexander den Großen auf seinen zahlreichen Besuchen in Babylon begleiteten, erwähnen keinerlei Gärten.
Dieser Mangel an handfesten Beweisen jedoch hat Autoren jeden Zeitalters nicht daran gehindert, allerlei sagenhafte Beschreibungen der Gärten zu verfassen. In folgenden Punkten sind sich alle einig:
1. Die Gärten wurden von dem großen mesopotamischen König Nebukadnezar um das Jahr 750 vor Christus erbaut, um seiner an Heimweh leidenden neuen Gemahlin Semiramis, einer Mederin, die eine fruchtbarere Umgebung gewöhnt war, eine Freude zu bereiten;
2. Sie wurden am Ostufer des Euphrat angelegt;
3. Das Prunkstück des Gartens war ein Schrein, der seltenen weißen persischen
Weitere Kostenlose Bücher