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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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hatte.
    Mehr aber konnte Duke nun auch nicht tun, denn der nächste Schritt musste von Pharaoh kommen; der jedoch war noch viel zu schwach, um etwaige Befehle geben zu können. Aber was verloren war, konnte er sich später immer noch zu rückholen.
    Ein paar Stunden nach dem Aufwachen ging es Frankie schon er heblich besser. Ihre gesundheitlichen Fortschritte waren erstaun lich. Am nächsten Morgen durfte sie sich bereits aufsetzen, und am Nachmittag konnte sie an Clays Arm langsam auf dem Flur auf und ab spazieren. Das trotzig nach vorn gereckte Kinn passte gut zu ihrer wilden Mähne. Sie wirkte wie ein rebellisches Kind, das sich über eine ungerechte Strafe empört.
    „Ich will hier raus”, brummte sie. „Ich will mich nicht so hilflos fühlen.”
    Clay seufzte. Das sagte sie nicht zum ersten Mal und es wür de bestimmt auch nicht das letzte Mal sein. Ob er dasselbe wollte, wusste er allerdings nicht. Hier hatte der Arzt ebenso ein Auge auf sie wie die Krankenschwestern und er selbst. Zuhause würde er mit ihr allein sein. Und davor hatte er Angst. Wie sollte er in ei nen unbeschwerten Alltag zurückfinden, wenn er sich jeden
    Morgen beim Weggehen fragen musste, ob sie bei seiner Rück kehr wohl noch da sein würde?
    „Der Arzt will dich noch für eine Nacht hier behalten. Du musst ein bisschen Geduld haben, Frankie. Aber bald bist, du wieder zu Hause.”
    Sie steuerte einen von zwei Stühlen vor einem Fenster an, von dem aus man auf die Stadt hinaus schauen konnte, und ließ sich vorsichtig darauf nieder. Sie wusste nicht, wie sie das Gefühl von Dringlichkeit erklären sollte, das sie verspürte.
    Sofort nach ihrem Aufwachen im Krankenhaus hatte sie den überwältigenden Drang verspürt wegzulaufen. Aber warum? Und wohin? Clay war das Wichtigste in ihrem Leben. Und das war, seit sie ihn kannte, nie anders gewesen. Das kleine, von seinen Eltern gemietete Haus war das erste richtige Zuhause, an das sie sich erinnern konnte. Sie liebte dieses Haus. Und sie liebte Clay. Warum also diese Panik?
    „Ich weiß, aber…”
    Sie seufzte, ließ ihren Satz unbeendet und schaute mit nach denklich zusammengezogenen Augenbrauen auf ihre befremd lich dunkelrot lackierten Fingernägel. Sie konnte sich nicht vor stellen, dass sie sich diese Farbe selbst ausgesucht hatte. Welche Veränderungen mochte es wohl sonst noch an ihr geben?
    „Clay?”
    „Was ist?”
    „Sehe ich anders aus?”
    „Was meinst du mit anders?”   ‘
    Sie runzelte die Stirn und blinzelte wütend ihre Tränen weg. Sie hasste es, sich so entwurzelt zu fühlen.
    „Ich meine körperlich. Bin ich dicker oder dünner? Und ist das meine echte Haarfarbe? Habe ich Narben, die ich früher nicht hatte?”
    Clay setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. Sie wirkte so aufrichtig. Wenn er ihr doch bloß glauben könnte.
    „Du bist dünner, doch nur ein bisschen. Deine Haare sind kürzer, aber die Farbe ist dieselbe wie früher.”
    Sie beobachtete, wie sich beim Sprechen seine Lippen beweg ten, und obwohl sie die Worte hörte, dachte, sie nur daran, wie sich sein Mund auf ihrem Körper angefühlt hatte. Als er seine Finger mit ihren verschränkte, schaute sie darauf und erschauer te. Seine Hände. Sie hatte seine Hände immer geliebt. Sie waren kräftig und braungebrannt und schwielig von der Arbeit, und wenn er es darauf anlegte, waren sie so geschickt, dass sich ihr Körper in Sekundenschnelle in Gelee verwandelte.
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Clay seinen Satz schon vor einer ganzen Weile beendet hatte. Sie errötete und schaute auf. In seinen dunklen Augen spie gelte sich Schmerz. Schmerz, dessen Ursache sie war. Und Wut. Sie erschrak und sah zur Seite.
    Clay kannte seine Frau zu gut, um ihr Gefühlsregungen nicht zu erkennen, und er konnte auch den genauen Moment bestimmen, in dem sie daran gedacht hatte, mit ihm zu schlafen. Er hatte diesen Ausdruck zu oft auf ihrem Gesicht gese hen, als dass er ihm hätte entgehen können. Aber es schockierte ihn zu merken, in welch unterschiedlichen Welten sie doch leb ten. Sie malte sich aus, mit ihm zu schlafen, während er zwi schen Angst und Misstrauen hin und her gerissen war. Als Frankie sich abwandte, fiel sein Blick wieder auf die Tätowie rung unter ihrem Haaransatz.
    „Dieses Tattoo … was hat es eigentlich zu bedeuten?” brach es aus ihm heraus.
    Frankie schaute Clay verständnislos an. „Was denn für ein Tattoo?”
    Er zeichnete den Umriss mit dem Finger

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