Das Tattoo
vorstellen.”
Frankie hatte schon wieder Tränen in den Augen, diesmal allerdings nicht wegen des Films. „Das hätte jeder an deiner Stelle getan, aber wie du siehst, lebe ich noch, und zwar hier, an deiner Seite. Alles, worum ich dich bitte, ist, dass du es noch eine Weile
so, wie es derzeit ist, mit mir aushältst. Und dass du mir hilfst he rauszufinden, was passiert ist, und mit mir zusammen Vorsorge triffst, dass es nie wieder geschieht.”
Clays Lächeln erstarb. „Ist das eine düstere Vorahnung?” ,
„Nein, so möchte ich es nicht verstanden wissen. Ich sehe ein fach nur den Tatsachen ins Auge. Ich weiß, dass ich dich niemals freiwillig verlassen hätte … deshalb muss es einen anderen Grund für mein Verschwinden geben.”
„Aber was für einen?”
„Ich nehme an, dass ich entführt wurde.” Sie erschauerte. „Und das Schlimme daran ist, dass wir nicht sicher sein können, ob es nicht ein zweites Mal passiert.”
Das war richtig. Die Gefahr konnte überall lauern, und sie wussten nicht, wonach sie Ausschau halten sollten.
„Komm ins Bett”, sagte er. „Über diese Fragen können wir uns später immer noch den Kopf zerbrechen.”
Frankie zögerte. Sie wagte es fast nicht zu fragen, als Clay ihr beim Aufstehen half. „In deins?”
Clay fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar und zog sie an sei ne Brust. „In unser Bett, Baby - aber natürlich nur, wenn du be reit bist, mit einem Schuft, der Besserung gelobt, in einem Bett zu schlafen.”
Sie schlang ihre Arme um seine Taille. Zum ersten Mal hatte Frankie das Gefühl, dass vielleicht doch alles wieder gut werden könnte.
„Na, ich hoffe stark, dass ich es schaffe, für diese Nacht meinen Groll zu vergessen”, sagte sie.
Er grinste. „Komm jetzt. Es ist schon spät, und du musst schlafen. Nur weil man dich aus dem Krankenhaus entlassen hat, heißt das noch lange nicht, dass du alle ärztlichen Anweisungen in den Wind schlagen kannst.”
„Aber ich habe mich doch nicht angestrengt”, protestierte sie, als er mit ihr in ihr Schlafzimmer ging. „Ich habe schließlich die ganze Zeit gesessen.”
„Und jetzt legst du dich hin.” Nachdem sie ins Bett gekro chen war, deckte er sie zu und legte sich neben sie. In ihrem Schweigen lag eine gewisse Verunsicherung.
Er lauschte ihren Atemzügen und konnte gar nicht genug da von bekommen. Wie kostbar ihm dieses leise Geräusch war, war ihm erst klar geworden, als er es nicht mehr hörte. Das breite Doppelbett schien geschrumpft zu sein. Er merkte, dass er aus ir gendeinem Grund Hemmungen hatte, ohne ihre Zustimmung in ihren Raum einzudringen. Dann überlegte er, dass sie länger weg gewesen war, als sie verheiratet waren. Wahrscheinlich hatte er deshalb das Gefühl, mit einer Fremden im Bett zu liegen.
Doch als sie das Schweigen schließlich brach und er ihre Stimme hörte, spürte er die alte Nähe.
„Clay?”
„Was ist, Honey?”
„Macht es dir etwas aus, mich in den Arm zu nehmen?” frag te sie zaghaft.
Wieder hatte er ein schlechtes Gewissen, weil ihn seine eigene Frau um etwas bitten musste, was eigentlich eine Selbstverständ lichkeit war.
„Ich wüsste nicht, was ich lieber täte”, erwiderte er und zog sie zärtlich an sich.
Sekunden später bettete’ Frankie ihren Kopf an seine Schulter und legte ihren Arm quer über seine Brust. Schon bald darauf verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war. Clay hingegen fand nicht in den Schlaf. Er musste ständig daran denken, dass sie Angst hatte, dasselbe könnte noch einmal passieren. Was, wenn sie Recht hatte? Was, wenn sie immer noch
in Gefahr schwebte? Konnten sie einfach so weiterleben, als ob nichts geschehen wäre?
Ihm fiel ein, was der Detective über die Frau erzählt hatte, die der Taxifahrer vom Busbahnhof mitgenommen hatte. Sie war wie von wilden Hunden gehetzt aus der Station herausgerannt. Clay erschauerte.
Waren ihr ihre Verfolger auf den Fersen gewesen? Zu diesem Zeitpunkt war ihm das alles noch so weit hergeholt erschienen, dass er sich nichts weiter dabei gedacht hatte. Aber was für eine andere Erklärung sollte es dafür geben? Ihr Verschwinden war ihm unbegreiflich erschienen und mit ihrer Rückkehr verhielt es sich nicht anders. Allerdings konnte die Tatsache, dass sie verletzt worden war, bevor sie Zeit gehabt hatte, irgendetwas zu erklären, auch einfach nur ein unglücklicher Zufall sein.
Mit einem Aufseufzen streckte er die Hand aus und zog die Decke wieder hoch, die ihr
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