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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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und das ist das Einzige, was letzten Endes zählt”, bemerkte Winston. „Ach, übrigens, deine Mutter hat verlauten lassen, dass sie die Absicht hat, morgen früh um acht hier zu sein.”
    Clay zögerte. Er bekam allein bei der Vorstellung, das Haus zu verlassen und Frankie allein zurückzulassen, Magenschmerzen.
    „Ich weiß nicht… ich hatte eigentlich vor, mir vielleicht noch einen Tag…”
    Winston berührte seinen Sohn am Arm. „Clay.”
    „Was ist?”
    „Dich trifft keine Schuld.”
    „Woran?”
    „An Frankies Verschwinden. Es ist wichtig, dass du dir das klar machst. Wenn ihr eurer Ehe eine Chance geben wollt, müsst ihr beide so schnell wie möglich zur Normalität zurückkehren.”
    Vom Verstand her wusste Clay, dass sein Vater Recht hatte, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er noch nicht so weit war.
    „Ich werde darüber nachdenken”, brummte er.
    Winston stellte seine Tasse ab und warf einen Blick auf seine Uhr.
     

„Also gut, tu es, aber vergiss nicht, dass du nur noch sechzehn Stunden Zeit hast, bevor deine Mutter auftaucht. Und wenn sie kommt, verweist sie dich kalt lächelnd des Hauses.”
    Clay seufzte. Das wäre seiner Mutter glatt zuzutrauen. Wenn Betty LeGrand sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht aufzuhalten.
    „Sobald Frankie wach ist, werde ich es mit ihr besprechen.”
    „Was?´´ Das war Frankie.
    Beim Klang ihrer Stimme drehten sich beide Männer um. Clay runzelte die Stirn. Sie wirkte so schwach, als ob ein kräftiger Windstoß genügte, sie umzupusten.
    „Wir wollten dich nicht wecken”, sagte er.
    „Das habt ihr auch nicht”, gab Frankie zurück, wobei sie ih ren Schwiegervater noch etwas zögernd anlächelte. Clay und sein Vater waren sich sehr ähnlich, und zwar nicht nur vom Aussehen, sondern auch vom Temperament. Sie fragte sich, ob Winston sie auch so hart verurteilt hatte.
    „Na?” fragte Winston gedehnt. „Bekomme ich kein Küss chen zur Begrüßung?”
    Als sie auf ihn zuging, brach sich auf ihrem ernsten Gesicht ein breites Lächeln Bahn. Winstons Hemd roch nach Zigarren und Benzin und Kälte, aber die ausgesprochen herzliche Umar mung entschädigte sie für alles.
    „Ich war mir nicht sicher, ob du eins willst”, sagte sie sanft.
    Winston schaute erst seinen Sohn mit einer hochgezogenen Augenbraue an, bevor er sich wieder Frankie zuwandte. Seine Augen funkelten. „Und warum sollte ich von meiner einzigen Schwiegertochter kein Begrüßungsküsschen wollen?”
    Frankie hätte am liebsten auf der Stelle losgeheult. Es war ein seltenes Kompliment von einem wortkargen, verschlossenen Mann, weshalb sie es um so mehr zu schätzen wusste.
    „Dafür bekommst du gleich zwei”, erwiderte sie und gab ihm ein Küsschen auf jede Wange.
    Winston wurde ein bisschen verlegen, aber sein Lächeln ver blasste nicht. „Na schön. Ich habe die Nachricht überbracht, und das Trinkgeld ist vielleicht höher ausgefallen, als ich verdient habe, aber ich nehme es gern an.”
    Clay lachte leise auf.
    „Also los, ihr beiden”, sagte Frankie. „Ich nehme die Liebes bezeugungen gern entgegen, aber eine Antwort will ich trotz dem. Ich bin jetzt da. Worüber wollt ihr mit mir reden?”
    Bevor Clay etwas erwidern konnte, ergriff Winston auch schon das Wort: „Betty will dir morgen tagsüber Gesellschaft leisten, damit Clay wieder zur Arbeit gehen kann.”
    Frankie wirkte verwirrt. „Natürlich freue ich mich immer über ihre Gesellschaft, aber es ist nicht so, dass ich einen Babysit ter bräuchte, weißt du.”
    Clay spannte seine Muskeln an. Wie sollte ein Mann seiner Frau schonend beibringen, dass er es nicht wagte, sie allein zu las sen, weil er Angst hatte, sie könnte ein zweites Mal entführt wer den?
    „Wirklich, außer dass ich immer noch leichte Kopfschmerzen habe, fehlt mir nichts. Dafür hat sich der Arzt verbürgt.” Sie schaute Clay mit gerunzelter Stirn an. „Du hättest mir sagen sollen, dass du zur Arbeit musst. Ich wäre auch heute gut allein zurecht gekommen.”
    „Ich wollte keine Unruhe hier reinbringen”, mischte sich Winston ein. „Ich habe nur ausgerichtet, was Betty mir aufgetra gen hat. Was ihr damit macht, liegt allein bei euch. Ich fahre jetzt nach Hause. Aber meldet euch, wenn ihr irgendetwas braucht.”
    „Ja, ist gut, Dad. Und noch mal danke für die Vertretung.”
    „Kein Problem”, sagte Winston.
    Einen Moment später hörten sie die vordere Eingangstür zufallen und gleich darauf sprang ein Auto an und fuhr

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