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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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völlig vergessen, obwohl ihr jetzt wieder einfiel, dass Clay sie er wähnt hatte.
    In diesem Moment stieg vor ihrem geistigen Auge eine breite muskulöse Männerbrust auf, auf der genau dieselbe Tätowierung prangte. Angst schnürte ihr den Hals zu. Der Spiegel rutschte ihr aus der Hand und fiel klirrend zu Boden. Als er zersplitterte, schrie sie laut auf.
    Clay war im Wohnzimmer, als er den Schrei hörte. Er sprang aus
    seinem Sessel auf und rannte den Flur hinunter ins Schlafzimmer. Dort angelangt stürzte er zum Bad und stieß mit der flachen Hand die nur angelehnte Tür auf. Wasserdampfschwaden schlu gen ihm entgegen. Als sein Blick auf die Scherben am Boden fiel, riss er Frankie ohne nachzufragen in seine Arme und hob sie hoch. Er trug sie ins Schlafzimmer, wo er sich mit ihr auf die Bettkante setzte und sie mit zitternden Händen nach Schnitt wunden absuchte. Aber da war nichts.
    „Sweetheart, was ist passiert?”
    Sie hob den Kopf und schaute ihn mit leerem Blick an. „Clay?”
    Er bekam Herzklopfen. Oh, Gott. Wo war sie bloß?
    Gleich darauf wurde ihr Blick wieder scharf, und in ihren Au gen spiegelte sich die Wiedererkennung. Ihr Kinn zitterte, als sie die Hand in ihren Nacken legte und ihn hektisch zu reiben be gann.
    „Da ist was an meinem Hals. Mach es weg, bitte.”
    Erschrocken über ihre Panik hielt er ihre Hand fest.
    „Ganz ruhig, Baby”, sagte er sanft. „Es ist nur die Tätowie rung. Du erinnerst dich sicher, dass wir darüber gesprochen ha ben.”
    Sie erschauerte, dann stöhnte sie laut auf. „O Gott, o Gott, wer macht denn so etwas? Wer hat mir das angetan?”
    Beruhigend schlang er seine Arme um sie und hielt sie ganz fest.
    „Ich weiß es nicht, Francesca. Ich wünschte, ich wüsste es, aber das ist leider nicht so.”
    Sie begann zu schluchzen. Clay zog sie noch näher an sich he ran und wiegte sie in seinen Armen sanft hin und her.
    „Alles wird gut”, flüsterte er. „Eines Tages werden wir Ant worten haben, und bis dahin haben wir immerhin uns, okay?”
    „Ich habe dich nicht”, schluchzte sie. „Nicht mehr. Jetzt nicht mehr. Er hat alles kaputt gemacht.”
    Clay erstarrte. War ihr bewusst, was sie da eben gesagt hatte? Er atmete langsam tief durch, sorgfältig darauf bedacht, sie nicht noch weiter aufzuregen. Aber er konnte es ihr nicht ersparen nachzufragen.
    „Wer, Baby?” fragte er weich. „Wer hat alles kaputt ge macht?”
    Sie war mittlerweile etwas ruhiger geworden und unterdrück te ein Aufschluchzen. Nachdem sie sich aufgesetzt hatte, starrte sie ihn an. „Der Mann”, murmelte sie.
    „Was für ein Mann?”
    In dem Versuch, sich an sein Gesicht zu erinnern, schloss sie die Augen, aber sie sah nur die Tätowierung auf seiner Brust.
    „Frankie?”
    Sie schüttelte den Kopf, während sie die Augen wieder aufmachte. „Ich kann sein Gesicht nicht erkennen.”
    „Woher weißt du dann, dass es ein Mann war?” fragte Clay.
    „Weil ich seine nackte Brust gesehen habe.” Sie erschauerte. „Da war eine Tätowierung, die genauso aussah wie die in meinem Nacken.” Sie stöhnte. „Ich will das nicht. Mach sie weg.”
    Clay knirschte mit den Zähnen. Er hätte nichts lieber getan als das, aber auch er konnte nicht zaubern.
    „Wir machen es, wenn du dich ein bisschen besser fühlst, okay, Baby?”
    Sie erschauerte und fragte matt: „Versprochen?”
    Er drückte sie an sich. „Versprochen.”
    Langsam begann sie sich zu entspannen. Ein paar Minuten später fielen ihr die Augen zu, und Clay wusste, dass sie einge schlafen war. Er entfernte das nasse Handtuch von ihrem Kopf, legte sie hin und deckte sie zu.
    Es war schon fast Morgen, als der Traum kam, aber Zeit hatte keine Bedeutung für Frankie. Da war nichts außer einer lähmenden Angst und der Gewissheit, dass sie sterben würde.
    Der Boden unter ihren Füßen begann sich zu bewegen. Drau ßen vor dem Fenster bogen sich die Bäume und schwankten, während andere schon krachend zu Boden stürzten. Und gleich darauf tat sich die Erde auf; sie bekam Sprünge wie ein heißer Schokoladenkuchen. Frankie umklammerte die Gitterstäbe vor dem Fenster und schrie gellend um Hilfe, doch da war niemand, der sie hörte. Niemand, der sich um sie kümmerte. Hier waren alle allein für ihn da.
    Hinter ihr kippte eine Onyxstatue von ihrem Sockel. Sie stürzte mit Getöse zu Boden und zerbarst in tausend Stücke. Frankie wirbelte herum und starrte auf den Falkenkopf, der sich vom restlichen Korpus gelöst hatte. Sie erschauerte.

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