Das Tattoo
davon.
Frankie wartete immer noch auf eine Antwort von Clay, aber er schien vollauf damit beschäftigt zu sein, die Kaffeetasse auszu waschen, die sein Vater benutzt hatte. Schließlich riss ihr der Ge duldsfaden. „Clay, hör sofort auf, mich wie Luft zu behandeln.”
Er drehte sich um. Sein Gesicht war undurchdringlich, seine Körpersprache signalisierte Abwehr.
Frankie seufzte. „Jetzt sag schon, was hat das alles zu bedeu ten?”
Er stand immer noch mit tropfenden Händen da und schaute sie schweigend an. Die Sekunden verstrichen, während er krampfhaft nach einer ausweichenden Antwort suchte, aber schließlich wurde ihm klar, dass er keine andere Möglichkeit hatte, als die Wahrheit zu sagen.
„Ich habe Angst, dich allein zu Hause zu lassen.”
Sie wurde blass und zuckte zurück, als ob er sie geschlagen hätte. „Warum?”
Er schluckte schwer. „Was ist, wenn es wieder passiert?” Er verabscheute sich für die Furcht, die in seiner Stimme mit schwang. „Und bevor du jetzt wütend wirst, bitte ich dich, ehr lich darüber nachzudenken. Du hast schließlich bereits selbst von dieser Angst gesprochen.”
Sie starrte ihn immer noch an. Obwohl sie nichts sagte, zog sich ihm der Magen zusammen. Er wusste genau, was gleich kommen würde, aber er wusste nicht, wie er sie davon abhalten konnte, das, wovor er sich so fürchtete, auszusprechen.
Schließlich erschauerte sie und blinzelte. Über ihre Wange rollte eine Träne.
„Es ist nicht, weil du Angst hättest, ich könnte wieder ent führt werden, Clay. Du hast Angst … dass ich dich wieder
verlassen könnte. Und das heißt im Klartext, du vertraust mir nicht.”
„Ich wollte nicht… ich meine, ich glaube nicht…”
Sie schlug sich die Hände vors Gesicht, doch bevor er bei ihr war, schaute sie ihn wieder an. Als er das wütende Aufblitzen in ihren Augen sah, blieb er abrupt stehen.
„Ich werde es nicht noch einmal sagen”, beschied sie ihn ruhig. „Warum sollte ich mich gegenüber einem Mann verteidigen, der mir nicht vertraut. Von mir aus ruf deine Mutter an. Ruf die Nachbarn an. Himmel, Clay, meinetwegen kannst du sogar die Polizei anrufen. Ich weiß einfach nicht, was ich sonst noch sagen soll.”
Damit ließ sie ihn allein, und Clay wusste so sicher wie er sei nen Namen wusste, dass ein einziger Liebesakt nicht ausreichte, um dieses Problem zum Verschwinden zu bringen.
Eingehüllt in dichte Wasserdampfschwaden stand Frankie unter der heißen Dusche und wusch sich, behutsam wegen ihrer Kopf verletzung, die Haare. Als sie fertig war, wickelte sie sich eilig ein Badetuch wie einen Turban um den Kopf und begann anschlie ßend, sich mit einem zweiten abzutrocknen.
Obwohl es im Bad so warm war, dass der Spiegel beschlagen war, fröstelte ihr. Ohne Clay fühlte sie sich entwurzelt und leer. Ja, er war noch im Haus, aber nicht mehr in ihrem Herzen. Sie hatten zwar miteinander geschlafen, aber irgendwie hatten sie sich eben versöhnen müssen. Auch wenn er sie vielleicht liebte, vertraute er ihr nicht. Das war eine Tatsache, mit der sie sich ab finden musste. Und ein Teil von ihr hatte es bereits getan - aber da war noch der andere, der wusste, dass sie Gott auf Knien für seine Rückkehr gedankt hätte, wenn sie an seiner Stelle gewesen wäre.
Sie trocknete sich eilig ab und langte nach ihrem flauschigen rosa Bademantel, in den sie sich fest einwickelte, bevor sie den Gürtel verknotete. Anschließend wischte sie mit einem Hand tuch den beschlagenen Spiegel ab.
Als irgendetwas in ihrem Nacken kitzelte, tastete sie ihre Haut an der Innenseite des Bademantelkragens ab. Da sie nichts entdecken konnte, drehte sie sich zur Seite, schaute in den Spiegel und zerrte,’ immer noch auf der Suche nach der Quelle des Ärgernisses, am Kragen.
Sie stutzte, als ihr Blick auf einen golden schimmernden Fleck in ihrem Nacken dicht unterhalb des Haaransatzes hinter ihrem Ohr fiel. Sie schaute noch einmal hin und rieb an der Stelle, wobei sie überlegte, ob sie vielleicht vergessen hatte, dort das Shampoo abzuspülen, aber an ihrem Finger war nichts. Sie reckte den Hals noch weiter und versuchte zu erkennen, worum es sich bei dem Fleck handelte.
Nachdem sie immer noch keine Erklärung gefunden hatte, holte sie einen Handspiegel aus einer Schublade und drehte sich mit dem Rücken zum Spiegel. Wieder richtete sie den Blick auf den Fleck, und gleich darauf begann ihr Herz schneller zu schla gen.
Großer Gott! Es war die Tätowierung. Frankie hatte sie
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