Das Tattoo
leise.
Betty presste die Lippen aufeinander. „Aber sieh zu, dass ich es nicht bereue.”
„He, Dawson.”
Detective Avery Dawson schaute auf und sah, dass ihm sein Partner von der anderen Seite des Raums aus zuwinkte.
„Ein Ferngespräch für dich auf der Drei.”
Dawson nahm ab. „Denver Police Department, Dawson am Apparat.”
„Detective Dawson, hier Captain Paul Fornier, L.A.P.D.”
Dawson richtete sich blitzartig aus seiner zusammengesunke nen Haltung auf und straffte die Schultern. „Was kann ich für Sie tun, Captain?”
Es folgte eine kleine Pause. Dawson hörte das Rascheln von Papier.
„Hallo. Sind Sie noch da?” fragte Dawson.
Fornier räusperte sich: „Entschuldigen Sie”, sagte er schroff. »Ich suche meine Unterlagen. Ah, da sind sie ja. Hören Sie, Ihnen ist bestimmt klar, dass hier bei uns der Teufel los ist, wegen dem Erdbeben und allem.”
„Sicher, in den Nachrichten ist von nichts anderem die Rede”, s agte Dawson. „Ist Ihr Gebiet schlimm betroffen?”
„Das Department hat weniger abbekommen als mein Haus, a ber wir sind alle noch am Leben”, berichtete Fornier. „Doch deshalb rufe ich nicht an. Mir ist gestern eine Vermisstenmeldung in die Finger gekommen, und die Personenbeschreibung passt genau auf eine unbekannte Tote, die bei uns in der Gerichtsmedi zin liegt.”
Dawson runzelte die Stirn. „Und was hat das mit uns zu tun?”
„Ihr Name und Ihre Abteilung sind bei der Vermisstenmel dung als Kontaktadresse aufgeführt. Ich wollte nur ein paar De tails über den Fall wissen, damit ich gewisse Dinge ausschließen kann.”
„In Ordnung”, sagte Dawson, während er sich einen Schreib block heranzog und nach einem Stift langte. „Wie ist der Name der Vermissten?”
„Francesca LeGrand.”
Dawson warf den Stift hin und rutschte mit seinem Stuhl zu rück.
„Nun, diese Frage kann ich Ihnen ganz schnell beantworten. Werfen Sie die Vermisstenanzeige in den Papierkorb. Die Sache hat sich erledigt.”
„Tatsächlich? Was ist passiert, haben Sie die Leiche gefun den?” erkundigte sich Fornier neugierig.
„Nein. Sie ist aus freien Stücken zurückgekehrt, wie der sprichwörtliche verlorene Sohn.”
„Gesund und munter?”
„Absolut”, gab Dawson zurück.
„Na, das passiert bei uns auch nicht jeden Tag, was?” stellte Fornier trocken fest. „Aber gut so, dann ist das immerhin eine von zweihundert weniger.”
„Glückwunsch, Sir”, sagte Dawson. „Kann ich sonst noch ir gendwas für Sie tun?”
„Nein, nein, ich nehme an, das war’s wohl”, sagte Fornier.
„Na dann”, verabschiedete sich Dawson. „Und noch viel Glück Ihnen allen.”
Fornier lachte kurz und trocken auf. „Das können wir brau chen.”
Dawson wollte gerade auflegen, als er registrierte, dass For nier noch etwas sagte.
„Entschuldigung, was meinten Sie?” fragte er.
„Einfach nur so aus Interesse, aber wann ist denn Mrs. Le Grand wieder aufgetaucht?”
„Erst vor ein paar Tagen”, gab Dawson zurück.
„Ah ja, na dann, noch mal danke.”
Dawson legte auf, anschließend saß er da und schaute auf die über seinem Schreibtisch verstreuten Akten. Es war eine ganz normale Abstimmung zwischen zwei Kollegen aus verschiedenen Bundesstaaten gewesen, trotzdem störte ihn irgendetwas daran. Er rief sich Forniers Fragen noch einmal in Erinnerung, ebenso wie seine eigenen Antworten. Wirklich stutzig wurde er erst bei der letzten Frage. Warum hatte es Fornier interessiert, wann Francesca LeGrand wieder aufgetaucht war? Solange sie hier war, konnte sie nicht dort sein, und schon gar nicht in einer Leichen halle.
Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als er die Hand nach dem Telefon ausstreckte.
„Operator, ich brauche die Nummer der Polizei in Los Angeles. Ja, der Hauptanschluss reicht.”
Wenig später, zählte er die Rufzeichen.
„Los Angeles Police Department, mit wem darf ich Sie verbinden?”
„Geben Sie mir bitte Captain Fornier”, sagte Dawson.
„Tut mir Leid, Sir, aber einen Beamten dieses Namens haben wir hier nicht.”
„Sind Sie sicher?” vergewisserte sich Dawson noch einmal.
„Ja, Sir, ganz sicher”, bestätigte die Frau in der Zentrale. „Hier gibt es niemanden, der so heißt.”
Als Dawson den Hörer erneut auflegte, machte sich in seiner Hand ein leichtes Zittern bemerkbar. Obwohl die Akte LeGrand noch nicht wirklich geschlossen war, waren Ramsey und er zu der Überzeugung gelangt, dass Francesca LeGrands Geschichte
von ihrer angeblichen
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