Das Tattoo
zu.
„Und?” erkundigte sich Betty. „Hast du es gemacht?”
„Ja.”
„Ich hoffe bloß, du weißt, was du tust.”
Frankies Lächeln verblasste. „Das Einzige, was ich wirklich weiß, ist, dass ich nie wieder Opfer sein will.”
Bettys Augen verdunkelten sich vor Mitgefühl, als sie Fran kies Hand drückte.
„Das alles tut mir so Leid”, sagte sie leise. „Versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst. Mit solchen Waffen ist nicht zu spa ßen. Jeden Tag sterben Leute, einfach nur, weil sie zu schusslig waren.”
Frankie presste ihre Lippen zusammen. „Falls meine Pistole je losgehen sollte, dann ganz gewiss nicht aus Versehen.”
Betty erbleichte. Das war eine Seite von Francesca, die sie noch nicht kannte.
„Könntest du das? Jemanden töten, meine ich.”
„Wenn ich das Gefühl hätte, dass mein oder Clays Leben be droht ist, schon.”
„Bist du sicher?”
„Ganz sicher”, gab Frankie zurück und schaute schnell weg.
Auf der Heimfahrt hüllten sich beide Frauen in Schweigen. Erst als Betty in ihre Einfahrt einbog, ergriff Frankie wieder das Wort.
„Clay ist schon da”, sagte sie und fügte hinzu: „Danke fürs Mittagessen und dafür, dass du mich gefahren hast.”
Betty parkte und umarmte Frankie. „Ach, Honey, das habe ich doch gern gemacht. Nachdem du weg warst, war ich so trau rig, als ob ich mein eigenes Kind verloren hätte. Ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass wir je wieder so zusammen sein könnten. Also, wenn du etwas brauchst, meld dich einfach bei uns.”
Frankie versprach es und stieg eilig aus.
Der Wind war schneidend kalt, die Luft roch nach Schnee. Frankie schloss zitternd vor Kälte ihre Haustür auf. Doch bevor sie dazu kam, die Türklinke herunterzudrücken, stand Clay schon auf der Schwelle.
Er zog sie mit einem Lächeln ins warme Haus und machte die Tür hinter ihr zu. „Komm her zu mir”, brummte er und nahm sie in die Arme.
Frankie presste sich an ihn, schmiegte ihr Gesicht in sein rotes Sweatshirt und kostete das Gefühl von Geborgenheit aus, das sie in seinen Armen empfand.
Clay rieb sein Kinn an ihrem Scheitel und dankte Gott, dass er sie wieder halten durfte.
„Ihr wart ja ganz schön lange unterwegs, ihr zwei. Bist du müde?”
Sie seufzte. „Irgendwie schon, aber der kleine Ausflug mit Betty hat mir gut getan. Ich liebe sie wirklich sehr, weißt du.”
Er lächelte. „Ja, ich weiß. Sie dich auch.”
Er lehnte sich so weit zurück, dass er ihr ins Gesicht sehen
konnte. „Was hältst du von einer schönen heißen Wanne vor dem Essen?”
Sie nickte, gleich darauf runzelte sie jedoch die Stirn. „Ach du meine Güte, Clay, jetzt habe ich völlig vergessen, etwas zum Es sen einzukaufen. Haben wir überhaupt etwas im Haus?”
„Mach dir keine Gedanken. Es ist alles schon vorbereitet”, sagte er. „Also, was ist mit der Wanne?”
„Scheint, als ob ich nicht die Wahl hätte”, sagte sie lächelnd. „Ich bringe nur kurz meine Sachen weg.”
Sie beeilte sich wegzukommen, angetrieben von ihrem schlechten Gewissen, weil Clay sie so rührend umsorgte, wäh rend sie hinter seinem Rücken Geheimnisse hatte. Aber dann er innerte sie sich daran, dass sie das, was sie tat, nicht nur für sich allein, sondern für sie beide tat.
Pharaoh rollte sich im Bett herum. Auf seiner Oberlippe hat ten sich kleine Schweißperlen gebildet. Er streckte die Hand nach der Hasenpfote aus und rieb sie zwischen seinen Fingern, während er den. Schmerz auszublenden suchte. Aus Frustration darüber, dass seine Genesung nur so langsam Fortschritte machte, hatte er vor zwei Tagen die Schmerztabletten abge setzt. Weil er sich davon immer so schrecklich benommen fühlte. Doch nachdem sein Kopf jetzt wieder klar war, wehrte sich offenbar sein Körper. Er biss die Zähne zusammen und zwang sich, sich auf die beiden schlanken ägyptischen Statuen zu konzentrieren, die in einem Erker an der gegenüberliegen den Wand standen.
Isis, die Schwestergemahlin von Osiris, wurde von den alten Ägyptern als die Mutter aller Dinge betrachtet, die Beschützerin des Himmels und der Erde, Beschützerin der Lebenden und der Toten und Heilerin der Kranken.
Osiris war der Gott der Fruchtbarkeit, der Herrscher der Unterwelt und Prinz des Todes.
Pharaoh biss die Zähne zusammen und schloss die Augen, während er sich wieder mit aller Kraft gegen eine Welle aus Schmerz stemmte, die ihn unter sich zu begraben drohte. Er gab sich alle Mühe, nicht an den Schmerz zu denken und sich an die
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