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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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letztes Mal zurück zum Bett. Früher hatte sie immer so selbstvergessen geschlafen wie ein Kind, einen Arm weit von sich gestreckt und manchmal ein Fuß aus dem Bett baumelnd. Damit hatte er sie oft aufgezogen. Aber seit ihrer Rückkehr schlief sie fest in die Decke eingewickelt und rührte sich nicht von der Stelle. Ihm war nicht klar, was das be deutete, aber er war sich ziemlich sicher, dass es einen triftigen Grund dafür gab. Wenn sie sich bloß erinnern könnte, was pas siert war. Sie war nicht einfach nur seine Frau. Sie war sein Leben - der Sinn seines Lebens. Und sie schlief in seinem Bett. Genau so, wie er sie damals an jenem Morgen vor zwei Jahren zurückgelassen hatte.
    Irgendetwas zog sich schmerzhaft in ihm zusammen, aber er versuchte, verärgert über sich selbst, seine Angst abzuschütteln. Es war jetzt fast eine Woche her, seit er zum letzten Mal eine der artige Panik verspürt hatte. Aber die letzte Nacht hatte sie wieder so nah zueinander gebracht. Frankie zu lieben war wundervoll, doch es erinnerte ihn auch daran, was für verheerende Auswir kungen ihr Verschwinden auf ihn gehabt hatte.
    Ungehalten über seine negativen Gedanken wandte er sich schnell ab und beeilte sich, ins Wohnzimmer zu kommen. Fertig angezogen stand er kurz darauf schon in der Küche, um sich ei nen Kaffee zu kochen und den Tag zu planen. Als er die Hand nach den Filtertüten ausstreckte, stellte er fest, dass keine mehr da waren. Clay war kein Mensch, der sich von solchen Kleinig keiten aus der Ruhe bringen ließ. Er schrieb die Filtertüten auf die Einkaufsliste, um anschließend ein Stück von der Küchenrolle abzureißen. Es war nicht das erste Mal, dass er das tat. Er legte das Küchenkrepp in die Mulde des Filters, holte die Schere aus der Schublade und entfernte mit ein paar entschlossenen Schnit ten das überstehende Papier.
    Fröhlich vor sich hin pfeifend füllte er Kaffeepulver in den Filter, ließ ihn zurückschwingen und stellte die Maschine an. Ohne nachzudenken warf er die Schere wieder in die Schublade zurück und war eben beim Kühlschrank angelangt, als er ruckar tig in seiner Bewegung innehielt. Er drehte sich um und öffnete die Schublade mit klopfendem Herzen.
    Der Umschlag mit Geld.
    Er war verschwunden.
    Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und seine Hände begannen zu zittern.
    Er öffnete die nächste Schublade, anschließend die über nächste, die überübernächste und immer so weiter, bis sämtliche Schubladen offen standen. Alles Blut wich ihm aus dem Gesicht, und für einen Moment fühlte er sich nur noch elend. Die Schluss folgerung, die. sich ihm aufdrängte, gefiel ihm gar nicht, aber es gab da eine unbestreitbare Tatsache, die sich nicht übersehen ließ. Fünfzehnhundert Dollar waren verschwunden, und er fragte sich, wie lange schon.
    „Clay, was um alles in der Welt machst du denn da?”
    Er drehte sich um und schaute Frankie in das lachende Gesicht, wobei er dachte, wie sehr sie sich doch verändert hatte. Früher hätte sie ein solches Geheimnis niemals für sich behalten können - er hätte ihr sofort angesehen, dass sie log. Und jetzt? Er erschauerte.
    „Wo ist es?” fragte er heiser.
    „Wo ist was?”
    „Das Geld.”
    Ihre Miene wurde sofort abweisend. Ihm rutschte das Herz in die Hose. Instinktiv glitt sein Blick zu ihren Armbeugen, wo die Einstichstellen gewesen waren. Frankie fing seinen Blick auf und explodierte.
    „Verdammt, Clay, ich hatte eigentlich gedacht, wir wären schon weiter.”
    Sein Blick wurde kalt; seine Stimme rutschte vor Enttäu schung und Wut eine Oktave tiefer.
    Ja, Francesca, das dachte ich auch.”
    Ihr schoss die Röte in die Wangen. „Ich habe es weder ge schnieft noch gespritzt, falls du das denken solltest.”
    Er durchquerte die Küche und packte sie an den Schultern, wobei er sich beherrschen musste, sie nicht zu schütteln.
    „Ich weiß nicht, was ich denken soll”, brummte er. „Die Frau, die ich geheiratet habe, hatte keine Geheimnisse vor mir, und belogen hat sie mich auch nicht.”
    Sie zuckte zusammen. Seine Anklage tat so weh, als ob er sie geschlagen hätte. Sie hob das Kinn, in ihren Augen glitzerten Trä nen.
    „Das siehst du ganz richtig, Clay LeGrand. Ich bin nicht mehr die Frau, die du geheiratet hast. Ich habe meine Naivität verloren - ein für alle Mal. Mit mir ist etwas passiert, das ich nicht verstehe. Aber was immer es auch gewesen sein mag, eins weiß ich ganz sicher: Ich werde nie mehr dieselbe sein wie

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