Das Tattoo
ihr wollte, bevor er ihren Waffenschein bewilli gen würde.
„Danke, Mrs. LeGrand. Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber ich hätte da ein paar Fragen.”
„Natürlich, kein Problem”, sagte Frankie. „Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?”
Dawson schüttelte den Kopf. „Nein, ich bleibe nicht lange.”
„Aber kommen Sie wenigstens mit ins Wohnzimmer. Hier draußen in der Diele ist es ungemütlich.”
Dawson folgte ihr und nahm auf der Couch Platz.
„Clay sagte heute Morgen, dass er Sie anrufen wollte, aber mit einer so schnellen Reaktion habe ich nicht gerechnet. Haben Sie irgendwelche Neuigkeiten?”
Dawson stutzte. „Ich habe nicht mit Ihrem Mann gespro chen, Mrs. LeGrand.”
Ihr Lächeln verblasste. „Ach, nein?”
„Nein, Ma’am. Genau gesagt schickt mich mein Vorgesetzter. Sie haben einen Waffenschein beantragt?”
Sie runzelte die Stirn. „Ja, das stimmt.”
„Heißt das, dass Sie sich kürzlich eine Pistole gekauft ha ben?”
In seiner Stimme schwang ein Unterton mit, der sie empörte. Urplötzlich hatte sie das Gefühl, verhört zu werden, obwohl doch sie das Opfer war. Sie beugte sich vor, legte das Handtuch, das sie immer noch in der Hand hielt, über ihren Schoß und stützte ihre Ellbogen auf ihren Knien auf.
„Ja, ich habe mir kürzlich eine Pistole gekauft. Mir war nicht bewusst, dass bei einem derartigen Kauf routinemäßig ermittelt wird.”
Dawson zwang sich, seine Ungeduld zu zügeln. „Das passiert normalerweise auch nicht.”
„Ich verstehe”, sagte Frankie. „Bitte fahren Sie fort.”
Plötzlich wusste Dawson nicht mehr, was er sagen sollte. Er fühlte sich unbehaglich, und das war ein Gefühl, das ihm gar nicht gefiel. Er war daran gewöhnt, alles unter Kontrolle zu ha ben.
„Schauen Sie, Mrs. LeGrand, ich habe eben meine Anweisun gen.”
Mit undurchdringlicher Miene sah sie ihn an.
Dawson suchte nach einer Frage, die irgendwie plausibel klang.
„Was haben Sie sich dabei gedacht, sich … na ja … in Ihrem … Zustand … eine Pistole anzuschaffen?”
Frankie schüttelte ungläubig den Kopf. Sie hatte das Gefühl, gleich einen Schreikrampf zu bekommen.
Vor Aufregung klang ihre Stimme ein wenig schrill. „Sagen
Sie, ermitteln Sie immer so? Falls ja, wundert es mich nicht, dass Sie mich nicht gefunden haben.”
Dawson schoss die Röte ins Gesicht. „Hören Sie, Mrs. Le Grand, ich…”
Frankie erhob sich abrupt. „Nein, jetzt hören Sie mir zu, Detective. Irgendwer hat mir zwei Jahre meines Lebens gestohlen. Ich weiß nicht, wo zum Teufel ich war oder wie ich wieder nach Hause gekommen bin, deshalb habe ich auch kei ne Möglichkeit, die Gefahr zu erkennen, falls sie mir wieder begegnen sollte. Ja, ich habe mir eine Pistole gekauft, weil ich mich nicht sicher fühle. Und nach dieser Unterhaltung ist mein Vertrauen in die Polizei von Denver endgültig erschüttert. Ich nehme im Foothills Shooting Center Schießunterricht. Ich bin nicht übergeschnappt, falls Sie das denken sollten. Ich habe nur Angst.”
„Ja, Ma’am, das kann ich verstehen. Aber bestimmt können Sie die Situation, in der sich mein Vorgesetzter befindet, auch ver stehen. Wenn eine Schusswaffe in die falschen Hände gelangt, ist das einfach gefährlich.”
Sie lächelte sarkastisch. „Nun, Sir, das ist eine sehr populäre Äußerung, aber wirklich nichts Neues. Warum reden wir nicht offen miteinander? Die Polizei hält mich für ein bisschen dane ben. Sie glaubt, dass ich vor zwei Jahren von zu Hause weggelau fen bin und jetzt aus einem unerfindlichen Grund beschlossen habe, wieder zurückzukommen. Sehe ich das richtig?”
Dawson wurde wieder rot. Damit gab sie so genau seine Meinung wieder, dass er Probleme hatte, ihr in die Augen zu sehen.
„Nein, Ma’am, das habe ich nie gesagt.”
„O ja, ich weiß genau, was Sie gesagt haben. Aber es war die Art, wie Sie es gesagt haben, die ich als beleidigend empfinde. Ich habe nichts Unrechtes getan, Detective Dawson, und doch stehe
ich unter Beobachtung. Können Sie sich vorstellen, wie ich mich dabei fühle?”
Er musste sich zwingen, ihrem Blick zu begegnen. „Ich befol ge nur Anweisungen, wie ich bereits sagte.”
„In Ordnung”, sagte Frankie. „Und da Sie schon mal hier sind, haben Sie doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle, oder?”
Er stand auf, weil er sich unter ihrem kalten wütenden Blick zunehmend unbehaglich fühlte. „Bitte, fragen Sie”, forderte er sie auf.
„Sind Sie in
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