Das Tattoo
ihrer Flucht ein Erdbeben gegeben hat.”
Addie holte tief Atem. „Sie denken an das von Südkalifor nien?”
Schweigend sahen Clay und Frankie sie an.
Addie beugte sich vor und musterte Frankie eingehend. „Und du glaubst wirklich, dass man dich die ganze Zeit über gefangen gehalten hat, Francesca?”
Frankie schaute zu Clay und schöpfte Trost daraus, dass sie sich in seiner Gegenwart immer bedeutend ruhiger fühlte. Gleich darauf wandte sie sich wieder Addie zu.
„Oh, ja, Ma’am. Ich hätte Clay niemals freiwillig verlassen. Er ist mein Leben.” Sie seufzte. „Daran können Sie ermessen, wie sehr wir im Dunkeln tappen. Außer der Polizei, die bedauerli cherweise die meiste Zeit mit dem Versuch verbracht hat, zu beweisen, dass Clay mich ermordet hat, hat noch ein Privatdetektiv versucht, mich zu finden. Er hält sich im Moment in Kalifornien auf, um das wenige, woran ich mich erinnere, nachzuprüfen.”
„Und er hat nichts herausgefunden?”
Frankie schüttelte den Kopf. „Bis jetzt noch nicht. Wer im mer mich auch entführt hat, des Geldes wegen hat er es jedenfalls nicht getan. Es gab nie eine Lösegeldforderung.”
Sie zögerte, weil sie wusste, dass die Erinnerung Clay nicht angenehm sein würde, nichtsdestotrotz fuhr sie fort: „Bei mei nem Auftauchen hatte ich Einstichstellen in den Armbeugen, so dass Grund zu der Annahme bestand, ich wäre rauschgiftsüchtig. Die Untersuchungen ergaben allerdings nur Spuren von Beruhigungsmitteln in meinem Blut.”
Sie atmete tief durch, wobei sie sich wünschte, die hässliche Wahrheit nicht aussprechen zu müssen, aber sie hatte keine ande re Wahl. „Ich glaube nicht, dass ich körperlich misshandelt wur de, da ich bis auf die Verletzungen, die ich bei dem Autounfall er litt, körperlich gesund war. Aber ob ich sexuell missbraucht wurde, weiß ich nicht, da ich mich an nichts erinnere.”
Addie schaute entsetzt. „Und doch bist du zurückgekom men.”
Frankie nickte mit dem Kopf. „Ja, aber ich glaube nicht, weil man mich freigelassen hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich geflohen bin. Und deshalb befürchte ich, ich könnte immer noch in Gefahr sein.”
Jetzt ging Addie Bell um ihren Schreibtisch herum und nahm Frankie in den Arm. „Oh, Liebes! Ich weiß wirklich nicht, was ich zu dieser schlimmen Sache sagen soll.” Sie warf einen Blick auf Clay. „Und für Sie muss es auch ganz schrecklich gewesen sein.”
Clay zuckte die Schultern. „Sie ist wieder da. Das ist das Einzige, was zählt.”
Addie nickte bestätigend und tätschelte Frankie kurz die Wange, bevor sie in sachlichem Ton fragte: „Aber ihr seid ja sicher nicht hergekommen, um mir das zu erzählen. Was kann ich für euch tun? Was wollt ihr wissen?”
Frankie warf Clay einen Hilfe suchenden Blick zu. Der stand auf und begann, auf und ab zu gehen.
„Nach Frankies Verschwinden suchte ich zusammen mit dem Privatdetektiv, den ich engagiert hatte, in Frankies damaligem Le ben nach einer Antwort, aber wir fanden nichts, was uns aufhor chen ließ.”
Er ging auf Frankie zu, legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie fest, bevor er fortfuhr: „Diesmal schlug mir der selbe Privatdetektiv vor, so tief wie nur möglich in Frankies Ver gangenheit zu graben, deshalb sind wir hier. Uns interessiert, ob Sie sich vielleicht an irgendeinen Vorfall oder an eine Person erin nern können, die mit dieser bizarren Geschichte in Zusammen hang stehen könnte.”
„Du meine Güte, nein, ganz bestimmt nicht”, murmelte Ad die. „Hier in Kitteridge House ist nie irgendetwas Schlimmes pas siert. Und als Francesca zu uns kam, war sie noch so klein, dass sie sich wahrscheinlich kaum an ihr Leben davor erinnern kann.”
Frankie seufzte. „Das stimmt. An meine Eltern erinnere ich mich nur noch sehr vage, ich weiß nicht einmal mehr genau, wo wir damals gewohnt haben.”
„Warum wurde Frankie nicht adoptiert?” fragte Clay.
Addie zuckte die Schultern. „Schwer zu sagen. Wir hatten mehrmals die Hoffnung, es käme dazu, aber am Ende entschie den sich die Leute dann doch immer für ein Baby.”
„Ich erinnere mich an ein Ehepaar, das bereits eine Tochter hatte”, mischte sich Frankie ein. „Dieses kleine Mädchen hat mich regelrecht gehasst. Ich weiß noch genau, wie sie mich zu rückbrachten.”
„Und wir waren glücklich, dich wieder bei uns zu haben”, sagte Addie, bevor sie an Clay gewandt fortfuhr: „Francesca war ein reizendes Kind. Alle liebten sie.” Plötzlich verzog
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