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Das Tattoo

Das Tattoo

Titel: Das Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Bitte-Anschnallen-Schild leuchtete noch, und das Flugzeug hatte seine endgültige Flughöhe noch nicht er reicht. Sie jetzt auf die Toilette zu bringen, würde nicht ganz ein fach sein.
    „Halt durch, Frankie. Ich klingle nach der Stewardess.”
    „Nein”, murmelte sie und hielt seine Hand fest, ehe er seine Absicht in die Tat umsetzen konnte. „Das habe ich nicht ge meint.”
    Die Falte zwischen seinen Augenbrauen vertiefte sich, wäh rend er ihr eine Hand unters Kinn legte und ihren Kopf hob, so dass sie gezwungen war, seinem Blick zu begegnen.
    „Was dann, Baby?”
    Sie erschauerte wieder. „Vor Angst. Mir ist ganz schlecht vor Angst. Wir verlassen Denver in einem Flugzeug.” Sie schloss die Augen. „Die Erde ist so weit unten. Da sind Wolken … wir flie gen durch Wolken. Der Motor klingt anders - ich nehme an, es ist eine kleinere Maschine. Ich kann die Hände des Mannes an den Kontrollinstrumenten sehen - das Instrumentenbrett vor uns ist beleuchtet.”
    „Kannst du sehen, wo ihr seid?” fragte Clay, der unbewusst den Atem angehalten hatte. „Was siehst du unten? Ist es grün? Ist es…”
    „Berge! Ich sehe Berge … und da unten ist eine große Stadt.”
    Er nahm ihre Hand. „Das ist gut, Frankie, richtig gut. Das be deutet, dass deine Erinnerung wirklich nach und nach zurück kommt.”
    Bevor so etwas wie Freude in ihr aufkommen konnte, waren sofort wieder die Bedenken da. „Aber bis jetzt wissen wir noch nicht, wo wir gelandet sind.”
    „Alles zu seiner Zeit”, tröstete er sie. „Alles zu seiner Zeit. Im Moment konzentrieren wir uns einzig und allein auf Kitteridge House und auf nichts sonst.”
    „Ja, natürlich hast du Recht”, sagte sie.
    Er grinste. „Wie immer.”
    Sie schnaubte leise, dann grinste sie trocken. „Du bist ja so was von toll.”
    Er lehnte sich noch weiter zu ihr herüber und flüsterte ihr ins Ohr: „Dass du mir das bloß nie vergisst.”
    Sie zog eine Augenbraue hoch und lächelte. „Als ob du es mich je vergessen ließest.”
    Sein Grinsen wurde breiter. „He, ich tue nur mein Möglichs tes, um meine Existenz an deiner Seite zu rechtfertigen.”
    Sie lachte, und ihm wurde ganz warm ums Herz. Clay ließ siel nicht aus den Augen, auch nachdem sie eingeschlafen war. Er wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Situation umso verzweifelter werden würde, je mehr sie sich erinnerte.
    Bei der Landung in Albuquerque schien die Sonne, aber die Luft war kalt. Frankie verkroch sich tiefer in ihre Jacke und setzte sich schon mal in den Mietwagen, während Clay noch das Gepäck im Kofferraum verstaute. Als ein Wachmann vorbeikam, nickte er ihr freundlich zu. Sie lächelte zurück. Daran war nichts Außerge wöhnliches. Wenn doch bloß alles in ihrem Leben so unkompli ziert und selbstverständlich wäre.
    Clay schlug den Kofferraumdeckel zu und setzte sich einen Moment später hinters Steuer. Bevor er den Schlüssel in die Zün dung steckte, zwinkerte er ihr kurz zu.
    „Okay, Baby, auf geht’s. Ich finde, wir sollten uns erst mal ein Zimmer suchen. Von dort aus können wir in Kitteridge House anrufen und einen Termin vereinbaren, und anschließend gehen wir schön essen. Wie klingt das?”
    „Wie ein guter Plan”, sagte Frankie. „Ich bin kurz vorm Ver hungern.”
    Wenig später packte Clay bereits ihre Taschen aus, während Frankie die Nummer des Waisenhauses aus dem Telefonbuch he raussuchte. Als sie darauf stieß, begann ihr Herz schneller zu klopfen.
    „Clay?”
    Er blieb an der Tür zum Bad stehen und drehte sich um. „Was ist, Honey?”
    „Irgendwie ist es schon ein komisches Gefühl.”
    Er warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Inwiefern?”
    „Ich weiß nicht genau. Fast so, als ob ich unter Vorspiegelung
    falscher Tatsachen zurückkäme. Wie viel soll ich der Leiterin von dem, was mir passiert ist, erzählen? Und ganz egal, was es auch sein wird, irgendwie übergeschnappt klingt es allemal.”
    „Da bin ich anderer Meinung”, widersprach Clay, während er s ich zu ihr aufs Bett setzte. „Versuch es doch mal so zu sehen. Sie haben es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, in Not ge ratenen Kindern zu helfen, richtig?”
    Sie nickte.
    „Nun, und nur weil du mittlerweile erwachsen bist, heißt das noch lange nicht, dass sie dir jetzt nicht mehr helfen oder es zumindest versuchen. Sie haben dir Essen und Kleidung gegeben, und ich könnte mir vorstellen, dass es da vielleicht sogar jemand gab, der dich geliebt hat.”
    Plötzlich hatte sie das Lachen

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