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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Extra-Einkommen, etwa neunzig Pfund im Jahr.«
    »Neunzig Pfund!« rief Vicky verächtlich und vergaß dabei, daß sie vor kurzem noch nicht einmal neunzig Schilling besessen hatte. »Wer braucht denn schon neunzig Pfund? Das sind noch nicht mal zwei Pfund pro Woche. Das ist ja albern. Nein, ich gebe mein Geld aus.«
    »Und wofür? Wenn es ausgegeben ist, bist du geradeso weit wie zuvor.«
    »Nein, denn ich gebe es für etwas Bleibendes aus, das mir für immer gehört. Auf alle Fälle werde ich regelmäßig Lose kaufen. Das ist eine vorzügliche Geldanlage.«
    »Zweimal im Leben ein solcher Preis — das wäre zuviel Glück.«
    »Lucy, sei nicht so pessimistisch! Das kommt vom Sherry.«
    »Das sagt mir nicht der Sherry, sondern mein gesunder Verstand. Sei doch wenigstens dieses eine Mal vernünftig, Vicky!«
    Vicky dachte an all das Gute, das sie Lucy verdankte, und zeigte sich bußfertig. »Das will ich Lucy! Bestimmt! Ich verspreche dir, nichts zu tun, was du nicht gut findest. Wie könnte ich auch, da sich durch dich doch mein Leben zum Guten gewandt hat.« Ein bißchen geniert fügte sie hinzu: »Weißt du, an dem Nachmittag, an dem wir uns trafen, war ich ziemlich verzweifelt. Alles lief verkehrt. Dann erschienst du, und ich wußte gleich, daß nun alles wieder in Ordnung kommen würde.«
    Lucy versuchte, einen leichten Ton anzuschlagen. »Freut mich, daß ich ein Wunder getan habe. Aber du hast auch eines getan. Mir war so mies zumute, und du warst genau der richtige Mensch, der mir helfen konnte. Es beruht also auf Gegenseitigkeit.«
    Ich möchte doch wissen, was da schief gegangen war, ging es Vicky durch den Sinn. Sicherlich war ein Mann im Spiel. Sie hatte eine richtige Wut auf den Unbekannten, der ihre Lucy so unglücklich gemacht hatte. Aber sie stellte keine Fragen, sondern schlug heiter vor: »Jetzt wollen wir aber von dem schönen Geld reden. Wir gehen erst schlafen, wenn wir das ganz genau durchgesprochen haben. Wie gut, daß morgen Samstag ist... Arbeitest du wirklich gern in einem Büro?«
    »Gern? Ich glaubte immer, ich täte es gern, aber in letzter Zeit... Immerhin, es ist ein Beruf, und er bringt was ein. Ich mag meinen Chef gern und die meisten Kollegen auch. Freilich ist es nicht übermäßig interessant, aber das darf man auch nicht erwarten.«
    »Aber das sollte man doch. Ich meine, solange man jung ist, sollte man sich mit interessanten Dingen befassen und seinen Spaß dran haben.«
    »Wirklich? Schließlich bin ich zweiundzwanzig, beinah dreiundzwanzig. Da ist es mit dem Spaß nicht mehr so weit her.«
    »Ich bin auch beinahe dreiundzwanzig. Deshalb sollten wir uns beeilen, ehe es zu spät ist. Es ist höchste Zeit, daß wir etwas Gescheites unternehmen, statt von neun bis fünf im Büro zu sitzen und auf einen Mann zu warten, der uns heiraten will.«
    »Wenn du es so ausdrückst, klingt’s wirklich recht armselig. Aber du bist doch diejenige, die immer von Sicherheit und Geborgenheit redet!«
    »Ich meine es auch so. Man müßte etwas besitzen. Man müßte ein eigenes Haus haben. Es könnte ja mal was passieren. Mr. Sheldon könnte sterben. Da würde der Betrieb schließen, und wir wären arbeitslos. Oder der Hausbesitzer könnte diese Wohnungen verkaufen. Dann hätten wir kein Dach mehr überm Kopf.«
    »Mach’s doch nicht so dramatisch! Wahrscheinlich wird nichts von alledem geschehen. Du bist unvernünftig. Einesteils willst du Sicherheit und Geborgenheit, und auf der anderen Seite suchst du Abenteuer. Wie willst du das vereinen?«
    »Könnten wir nicht etwas kaufen?«
    »Für dreitausend Pfund eine ganze Menge.«
    »Du weißt schon, daß ich es nicht so meine. Ich denke an ein eigenes Haus.«
    »In dieser Stadt kannst du kein Haus für dreitausend Pfund bekommen.«
    »Muß es denn in dieser Stadt oder überhaupt in einer Stadt sein?«
    »Sag’s nur, Vicky: Dir spukt immer noch das alte Haus im Kopf herum.«
    Vicky brachte es fertig, flehend und schuldbewußt zugleich auszusehen. »Ich glaube auch, daß es albern ist; aber es wäre einfach herrlich, dieses Haus unter den Bäumen zu besitzen. Dort wären wir frei und glücklich.«
    »Und hungrig. Wo sollen wir da Arbeit herkriegen? Es ist weit bis zur nächsten Stadt.«
    »Um so besser. Zehn Meilen sind gerade richtig für die Leute, wenn sie Hunger haben.«
    »Was in aller Welt meinst du damit?«
    »Wenn ich das Haus kaufen könnte — natürlich kann ich das nicht-, dann könnten wir unsern Lebensunterhalt durch einen Tea-Room

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