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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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doch noch für eine ganze Zeit genug zum Leben.«
    »Dein schönes Geld! Wie konntest du das nur tun, ohne mir etwas davon zu sagen!«
    »Schimpf nicht! Wir werden haufenweise Geld mit unserm Tea-Room verdienen. Kopf hoch! Jetzt wollen wir kündigen und in unser Haus unter den Bäumen ziehen.«
    Aber Lucy zögerte noch immer. Es war so ein endgültiger Schritt, und deshalb schob sie ihn noch auf. Aber kurz danach räumte sie ihren Schreibtisch auf; da fiel ihr ein Foto in die Hand, das in einer Schublade eingeklemmt gewesen war. Sie zuckte zusammen. Sie hatte gedacht, sie hätte alle verbrannt! Wie überglücklich sie da beide in die Kamera lachten! Gordon hatte seinen Arm in den ihren geschoben, und sie blickte zu ihm auf. Im Nu stieg der ganze Kummer wieder in ihr hoch. Aus ihrer Kehle kam ein rauher Ton. Vicky blickte von ihrem Buch auf. »Ist was?«
    »Nur so ein blödes altes Foto.« Sie zerriß es in kleine Stücke und warf sie in den Papierkorb.
    Am nächsten Tag erzählte sie Mr. Sheldon von ihren Plänen und kündigte ihre Stellung. Er war erstaunt und bekümmert. Nach vier Jahren... Der Gedanke an eine neue Sekretärin war ihm höchst unangenehm.
    »Sie handeln jetzt bestimmt übereilt. Sie haben hier eine sichere Position. Wir schätzen Ihre Arbeit sehr hoch. Wenn das Geld eine Rolle spielt...«
    Lucy fiel ihm hastig ins Wort; sie fühlte sich selbst recht unglücklich. »Nein, nein, Mr. Sheldon! Sie waren stets großzügig, und ich war auch gern hier.«
    »Dann ist es doch aber unvernünftig...«
    »Schon möglich, aber ich kann es auch nicht erklären. Ich glaube, ich habe ein Stadium in meinem Leben erreicht, wo man einmal einen vollkommenen Wechsel braucht. Immerhin sind ja vier Jahre eine lange Zeit.«
    Gereizt dachte Mr. Sheldon, daß das gerade genüge, um eine wirklich perfekte Sekretärin zu werden. »Da könnten Sie vielleicht mal eine schöne Reise machen!« schlug er vor. »Es gibt doch so herrliche Kreuzfahrten auf dem Pazifik. Sie haben Anspruch auf drei Wochen Urlaub, und den könnten wir eventuell noch verlängern. Wenigstens in diesem besonderen Fall«, setzte er vorsorglich hinzu.
    Sie dankte ihm, aber schüttelte dennoch den Kopf. Da kam ihm ein Gedanke: »Ich glaube, da steckt Ihre kleine Freundin, Miss O’Brien, dahinter. Die hat Sie überredet. Das ist sehr bedauerlich.«
    Lucy verneinte; sie selbst hätte sich entschlossen, eine Zeitlang auf dem Lande zu leben. Er wiederholte, daß das ein Fehler sei. »Als eine Frau vom Lande kann ich Sie mir überhaupt nicht vorstellen.«
    Nicht genug damit, nahm er Vicky ins Gebet, als sie sein Büro betrat. »Haben Sie Miss Avery überredet, uns zu verlassen? Es paßt gar nicht zu ihr, sich in solche Abenteuer zu stürzen.«
    Vicky zögerte. Er war ein freundlicher alter Herr, und er war völlig außer sich, daß er seine Sekretärin verlieren sollte. Schließlich, dieses eine Mal... es wäre doch gemein, einfach zu sagen, daß Lucy das Büroleben satt hatte. Langsam sagte sie deshalb: »Ja, ich fürchte, es ist meine Schuld.«
    Er blickte sie streng an. »Sie geben also zu, daß Sie sie überredet haben?«
    »Das nicht gerade.« Dann kam ihr eine Eingebung. Mit ihren schönen grauen Augen blickte sie ihm gerade ins Gesicht und sagte: »Genau gesagt, tut sie’s schon um meinetwillen. Der Arzt sagte, das einzige Mittel für mich sei Landluft. Lucy ist so lieb zu mir; sie will mich nicht allem lassen. Um ganz ehrlich zu sein«, Vicky steigerte sich immer mehr, »Lucy ist der einzige Mensch, den ich auf der Welt habe!« Ihre Stimme bebte vor Rührung.
    Mr. Sheldon gab es einen Schock. Dieses hübsche Mädchen sollte von einer schweren Krankheit bedroht sein? Es handelte sich sicher um Tuberkulose. Von Anfang an war ihm ihr Teint allzu zart vorgekommen. Sie glich einer wilden Rose, fand er in einer bei ihm ungewöhnlichen Aufwallung. Als er so etwas andeutete, leugnete sie es nicht geradezu, sondern sagte nur tapfer: »Vielleicht ist es gar nicht so schlimm — vielleicht dauert es auch nicht lange. Dann kommt Lucy zu Ihnen zurück. Sie ist doch so gern hier.« Damit wollte sie ihn trösten und die ganze Affäre verharmlosen.
    Er war so erregt, daß er ihr auf die Schulter klopfte. »Unsinn, liebes Kind, Sie werden wieder ganz gesund werden! Viel frische Luft und Sonnenschein und Ruhe werden das Ihre tun.«
    Zum erstenmal war Vicky mit sich selbst nicht ganz einverstanden. Aber es machte ihm die Sache doch leichter. Er war so gekränkt, daß Lucy

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