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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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zu seiner Kusine. Offensichtlich war Jack zu Hause.
    Als Lucy am nächsten Morgen hinüberging, um zu telefonieren, fand sie Nan allein. Zu ihrer Überraschung war der Tisch im Eßzimmer ganz mit einem herrlichen weißen Stoff bedeckt, und Nan war mit dem Zuschneiden eines Kleides beschäftigt.
    »Was ist denn das? Wird das ein Brautkleid?«
    Nan errötete. »Ja, aber es ist ein Geheimnis. Als Jack gestern nicht da war, kam Mrs. Nairn mit einem großen Kummer. Ihre Schneiderin mußte sich plötzlich operieren lassen und kann das Kleid nicht nähen. Sie sind ganz verzweifelt, denn Anne will in diesem Monat heiraten, und sie finden niemanden, der es macht.«
    »Und jetzt haben Sie das übernommen? Was sagt denn Jack dazu?«
    »Das ist eben das Dumme dran. Zuerst erklärte ich Mrs. Nairn, ich konnte es nicht machen. Aber sie bat mich so inständig und bot mir so viel Geld, daß ich schließlich nachgab. Wissen Sie, ich brauche dringend Geld für etwas, von dem ich Jack nichts erzählen möchte. Finden Sie das sehr schlimm?«
    Lucy war einigermaßen irritiert. First vor kurzem hatte Nan gesagt, sie würde ihren Mann nie anschwindeln, und was tat sie jetzt? »Wird es nicht schwierig sein, das vor Jack zu verbergen?« fragte sie nur.
    »Es wird schon gehen. Ich kann von hier aus die ganze Weide überblicken, und wenn ich ihn kommen sehe, stecke ich alles miteinander ins Gastzimmer. Bei gutem Wetter ist er meist draußen auf der Farm, und in vierzehn Tagen fährt er fort zu einer Auktion. Das bedeutet, daß er mindestens eine Nacht nicht daheim ist. Irgendwie werd’ ich’s schon hinkriegen.«
    »Das wird aber mühsam sein.«
    »Ach, ich nähe gern, und es ist ein so hübscher Stoff. Ich habe auch mein eigenes Brautkleid genäht. Mrs. Nairn wußte das, und deshalb hat sie mich um Hilfe gebeten. Auf alle Fälle kriege ich eine Menge Geld dafür. Ich war so aufgeregt, darum kam ich auch gestern abend nicht zu Ihnen, um mich nach Ihrer Eröffnung zu erkundigen. Erzählen Sie doch mal, wie es war!«
    Lucy berichtete, und als sie schließlich gehen wollte, kam Nan noch einmal auf das Kleid zurück. Sie hatte offensichtlich gemerkt, daß Lucy mit der Sache nicht einverstanden war, und mochte es dabei nicht sein Bewenden haben lassen. »Schneidern bringt viel Geld ein«, sagte sie zu ihrer Verteidigung, »und dieses Kleid soll ein Prachtstück werden. Natürlich macht es viel Arbeit, aber es lohnt sich.«
    »Aber warum tun Sie das? Es stimmt ja, daß es ein wunderschöner Stoff ist und daß Ihnen das Nähen Freude macht — trotzdem: lohnt sich denn die Sache nur wegen des Geldes?«
    Beinahe feierlich entgegnete Nan: »Jawohl. Ich muß das Geld unbedingt haben.«
    Lucy antwortete nicht, und die junge Frau fuhr fort: »Ich weiß schon, was Sie denken — weshalb tragt sie Jack nicht um das Geld? Aber das kann ich eben nicht, weil ich es für etwas brauche, womit Jack nicht einverstanden wäre. Eigentlich sollte ich ja genug auf der Bank haben. Jack ist großzügig und gibt mir reichlich Taschengeld; aber ich habe nie ans Sparen gedacht, und jetzt brauche ich das Geld schnell. Schauen Sie mich nicht so ernst an, Lucy! Warum sollte ich nicht ein Hochzeitskleid nähen, wenn es die Braut so gern von mir gemacht haben möchte?«
    »Freilich ist nichts dagegen einzuwenden«, versetzte Lucy zögernd. »Ich denke mir nur, daß Sie sich damit vielleicht viel Ärger und Aufregung einhandeln... Aber jetzt muß ich heim. Es gibt viel zu tun, und ich kann Vicky nicht alles allein überlassen. Sie bäckt schon wieder.«
    Aber Nan wollte sie nicht gehen lassen. Flehend sagte sie: »Seien Sie nicht böse, Lucy! Wenn Sie alles wüßten, würden Sie mich verstehen! Es wäre mir schrecklich, wenn ihr, Sie und Vicky, schlecht von mir dächtet.«
    Lucy lachte. Die sanften Rehaugen und der ängstliche Gesichtsausdruck erregten fast ihr Mitleid. »Natürlich bin ich Ihnen nicht böse. Es ist alles Ihre Sache. Und was Vicky betrifft — können Sie sich vorstellen, daß sie von irgend jemandem schlecht denkt? Aber jetzt muß ich fort! Adieu!«
    Unterwegs dachte sie: Sie ist eine dumme kleine Person. Als ob es nicht klar wäre, daß sie diesem verflixten Dan aus einer Patsche helfen will. Und er ist es gar nicht wert! Sie hat einen von Grund auf guten und treuen Mann, und jetzt wird es Kummer zwischen den beiden geben. Natürlich wird er es eines Tages herauskriegen. Ach, du lieber Gott, manche Leute wissen wirklich nicht, wie gut es ihnen geht! Und im Nu

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