Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Was ist dabei? Es ist eben eine Mode. Eines Tages werden sie sich das von selbst abgewöhnen.«
    »Und sich hoffentlich bessere Manieren angewöhnen.«
    »Sie wollen gar nichts Böses. Sie versuchen nur mal ihr Glück bei Mädchen, besonders in Lokalen. Es hat nichts zu bedeuten.«
    Er sah sie nachdenklich an. »Haben Sie immer und für jedermann eine Entschuldigung bereit?« Dann wollte er offensichtlich das Thema wechseln und wandte sich zu Lucy: »Aber jetzt zu der Abrechnung, Miss Avery.«
    Als er gegangen war, meinte Vicky: »Unser guter James war richtig schockiert über diese harmlosen Grünschnäbel. Ich möchte nur wissen, ob er die letzten Jahre auf dem Mond gelebt hat.«
    »Vermutlich haben ihn seine eigenen Kümmernisse und Depressionen mit Beschlag belegt. Aber er ist schrecklich nett. Ohne seine Hilfe würde ich mich schwertun.«
    »Ja, dich kann er gut leiden«, fand Vicky und begann das letzte Geschirr abzuspülen. Es klang ein wenig pikiert.
    Ja, mich kann er gut leiden, dachte Lucy. Aber er ist auf dem besten Wege, sich in dich zu verlieben.
    »Gut leiden?« antwortete sie. »Ja, er hält mich für eine vernünftige junge Frau mit guten Umgangsformen und hofft, daß ich auf dich einen heilsamen Einfluß ausübe.«
    »Ein Glück, daß Dan noch da ist! Er ist zwar nichts Besonderes, aber er schaut auch nicht so auf mich herab. Ich möchte wohl wissen, was mit ihm los ist. Er scheint sich keine neue Arbeit zu suchen.«
    »Vielleicht gelingt ihm das nicht.« Eines Abends war Dan nämlich mit einem großen Pflaster auf der Hand erschienen. Er sah ganz beleidigt aus.
    »Was haben Sie denn gemacht?«
    »Genau das, was schon die Bibel empfiehlt: Ich habe versucht, mein Brot im Schweiße meines Angesichts zu verdienen. Aber das ist Quatsch. Der Wert der Gartenarbeit wird weit überschätzt.«
    »Haben Sie im Garten gearbeitet?«
    »Heute schon. Ich muß ja die Pausen zwischen meinen verschiedenen Jobs ausfüllen und gleichzeitig die Sonne genießen. Besonders meine Nase hat was abgekriegt; sie schält sich schon.«
    »Wie wär’s mit einer Stellung in einem anderen Büro?« schlug Lucy vor. »Dafür sind Sie doch ausgebildet. Büroarbeit wird auch besser bezahlt und schont die Hände.«
    »Sie haben wirklich einen ungeheuer praktischen Verstand! Würden Sie wohl bitte in Betracht ziehen, daß die offenen Stellen nicht so dicht gesät sind?«
    Du Spruchbeutel! dachte sie. Es hat Ärger mit dir gegeben, und jetzt will dich niemand einstellen.
    Die nächste Überraschung war, daß Dan seinen schicken Wagen verkaufte. Er erschien eines Abends mit einer alten Ratterkiste und erklärte: »Solche Knaller sind jetzt Mode. Diese neuen Super-Wagen sind vulgär. Außerdem kann ein Arbeitsloser sich so was nicht leisten. Im übrigen brauchte ich gerade Geld.«
    Als Vicky Lucy davon berichtete, erwiderte diese: »Das überrascht mich gar nicht. Du solltest ihm um Gottes willen nichts borgen, Vicky.«
    Vicky war entsetzt. »Von einem Mädchen wird er doch kein Geld ausleihen wollen!«
    »Es ist doch seltsam, daß ausgerechnet jetzt auch Nan so dringend Geld braucht und Jack nicht darum bitten kann.«
    »Aber er würde doch die arme kleine Nan nicht damit belästigen! Und würde sie wohl um seinetwillen Jack anschwindeln? Glaubst du, daß sie Dan so ergeben ist?«
    »Ich weiß nicht, ob sie ihm so ergeben ist, aber sie hat ihn lieb. Sie hängt wohl sehr an ihrer Familie, und Dan gehört schließlich dazu. Außerdem ist sie sehr weich und hat Angst vor ihrem Mann. Sie möchte ihn nicht gern um Geld für Dan bitten.«
    Vicky nickte gedankenvoll. Da kam wirklich alles zusammen. Sie hatte Mitleid mit Nan. Sie mochte ihrerseits Dan ganz gut leiden, allerdings mit Einschränkungen. Er war so lustig und charmant und brachte sie oft zum Lachen. »Er ist genau das Gegenteil von James«, fand sie.
    Sie spottete zwar über ihn, aber Lucy merkte, daß sie doch ihr mögliches tat, um seine Anerkennung zu gewinnen. Es paßte eigentlich nicht zu Vicky, daß sie sich so intensiv um einen Mann bemühte; sie hatte es ja auch überhaupt nicht nötig. Sie versuchte, ihn aus seiner Zurückhaltung herauszulocken, und er wurde wirklich schon ein wenig aufgeschlossener und liebenswürdiger. Er kam häufiger, kaufte gelegentlich bei ihnen etwas für seine Junggesellen-Mahlzeit ein — trotz ihrer Einwendungen bezahlte er die Sachen auch — und entwickelte sich mehr und mehr »zu einem angenehmen Menschen«, wie Vicky sich ausdrückte.
    Im

Weitere Kostenlose Bücher