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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wahrscheinlich sehe ich ein bißchen einfältig und harmlos aus. Du bist so fein und gescheit, und das macht die Leute scheu. Natürlich höre ich auch gern zu, wenn sie etwas erzählen, und das löst ihnen die Zunge.«
    »Das klingt ganz einfach, aber in Wahrheit interessierst du dich für sie. Ich habe oft zugesehen, wenn du dich mit jemandem unterhältst; du hängst förmlich an seinen Lippen. Du scheinst nie etwas anderes vorzuhaben oder dich zu langweilen.«
    Das klang ein bißchen niedergeschlagen, und Vicky war besorgt. Seit sie hier draußen waren, schien Lucy viel glücklicher zu sein, aber dann und wann überfiel sie wieder jene trübe Stimmung, unter der sie so gelitten hatte, als sie sich zuerst wiedergetroffen hatten.
    »Aber heute hatten wir einen guten Tag«, meinte sie heiter. »Es ist kaum etwas für uns zum Essen übrig geblieben... Ach herrjeh, da kommt Len, der natürlich das Schlimmste annimmt... Er wünscht uns sicherlich, daß hier alles wie am Schnürchen läuft, aber er kann’s halt nicht zeigen.«
    Len suchte offensichtlich seine Freude zu verbergen, als er zu dem Schild hochsah.
    »Kommen Sie doch rein!« rief Vicky ihm zu. »Wir können es gar nicht erwarten, Ihnen alles zu erzählen. Ihr Schild hat’s gemacht! Wir haben wirklich einen guten Tag hinter uns.«
    Für einen kurzen Augenblick strahlte er, aber gleich danach sagte er resigniert: »Das ist nur eine Eintagsfliege. Jetzt kommen sie alle, weil es etwas Neues ist. In dem Punkt sind alle Menschen gleich. Aber es dauert nicht lange, und sie sind’s leid und suchen sich etwas anderes, was noch neuer ist.«
    Vicky lachte. »Immerhin, es ist ein Anfang. Sie können Amy erzählen, daß wir sehr viel zu tun hatten.«
    »Die hat mich ja hergeschickt«, erklärte er eifrig. »Sie kriegt morgen Besuch und dachte, sie könnte sich viel Arbeit sparen, wenn sie die Sachen bei Ihnen kauft. Geben Sie nur her, was Sie noch haben.«
    »Haha, ich durchschaue Sie, Len! Sie dachten, es wäre noch eine Unmenge übrig, und das wollten Sie uns abnehmen. Das ist schrecklich lieb von Ihnen.«
    Len zog eine saure Miene. So ein Besuch mache nur Wirbel, brummte er, und seine Alte hätte nicht viel Geschick im Kuchenbacken. Aber er hätte wie üblich Pech, weil alles ausverkauft sei.
    »Deshalb brauchen Sie nicht gleich so unglücklich zu sein«, redete Vicky ihm gut zu und gab ihm einen kleinen Stoß. »Morgen in aller Frühe mache ich mich ja wieder ans Backen, und wenn Sie gegen neun Uhr kommen, können Sie haben, was Sie brauchen. Aber denken Sie nicht, daß Sie dafür etwas bezahlen dürfen! Auf gar keinen Fall. Denken Sie nur an das Schild! Das hat uns soviel Glück gebracht.«
    Er sah äußerst mürrisch aus, als er ging, und murmelte, manche Leute wären doch verdammt schwierig. Vicky lachte. »Ich möchte wetten, daß sie gar keinen Besuch kriegen. Amy und er haben sich das nur ausgedacht, für den Fall, daß wir auf einem Haufen unverkaufter Sachen sitzengeblieben wären... Großer Gott, Lucy, guck nur, wer da kommt! Der joviale James in eigener Person! Er schaut so grimmig drein, daß es nicht zu sagen ist. Jetzt hab ich’s aber satt. Ich gehe zum Angriff über!« Und voll kindlicher Begeisterung lief sie die Verandastufen hinunter.
    »Das ist aber nett von Ihnen, daß Sie kommen und nachschauen, wie es uns geht!«
    Er sah sie überrascht an und erwiderte zurückhaltend: »Ich komme nur, um das Geschäftsbuch zu bringen, das ich Miss Avery versprochen habe.«
    Sie mochte sich jedoch nicht so einfach abfertigen lassen. »Sie wollten wohl feststellen, ob wir den ganzen Tag auf die Gäste gewartet haben, die nicht kamen? Also, wir brauchten nicht umsonst zu warten. Sie kamen nicht gerade in Scharen; sie brauchten nicht Schlange zu stehen. Aber es waren doch so viele, daß sie fast alles aufgegessen haben, was ich heute morgen gebacken hatte.«
    »Das freut mich zu hören.« Und mit einem erstaunten Blick auf die hübsche junge Person fuhr er fort: »Haben Sie all die Kuchen selbst gebacken?«
    »Wer denn sonst? Natürlich hab ich das selbst getan. Ich wurde nämlich mit einem Topflappen in der Hand geboren. Ich habe die Backerei besorgt, und Lucy hat sich um das übrige gekümmert: sie hat die Tische hergerichtet und aufgewaschen und so weiter.«
    »Alles heute morgen? Da müssen Sie aber früh angefangen haben.«
    »Das Frühaufstehen ist eine meiner wenigen Tugenden. Ja, ein paar Stunden haben wir uns tüchtig ranhalten müssen. Aber es hat uns

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