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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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aussprechen kann. Das ist wahrscheinlich der Katzenjammer von heute nacht... Dan ist in einer schrecklichen Klemme. Er hat etwas Dummes gemacht, schlimmer noch, etwas Unehrenhaftes. Natürlich hat er es nicht von dieser Seite gesehen. Jack würde ihm das niemals abnehmen, aber ihr denkt hoffentlich anders: Es kommt daher, daß Dan nie weiterdenkt. Es war immer dasselbe. Schon als wir noch zur Schule gingen, mußte ich oft meine Sparbüchse ausleeren, damit ich das Geld zurückzahlen konnte, das er von einem anderen Jungen geliehen hatte.«
    Lucy dachte: Und dir hat er das Geld nie zurückgegeben... Jetzt kommt’s raus... Vermutlich hat er Geld aus der Kasse genommen... arme Nan.
    Vicky schenkte Nan eine Tasse Tee ein und sagte tröstend: »Sicherlich wollte er es nicht stehlen... Komm, trink deinen Tee... Du siehst aus, als ob dir etwas Heißes im Magen gut täte.«
    Geistesabwesend nahm Nan einige Schlucke und redete weiter: »Ich war die einzige, an die er sich wandte, wenn er in der Patsche war. Die anderen waren strenger, so wie Jack. Ich fand diese Dummheiten auch schrecklich, aber ich hatte mehr Verständnis für ihn, und so hielt ich zu ihm. Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll.«
    Zwei dicke Tränen liefen über ihr müdes Gesicht, aber sie erzählte immer weiter. »Er — na ja — er borgte sich das Geld eines Klienten aus, und jetzt muß er’s ganz schnell zurückzahlen. Jetzt wißt ihr, warum ich nicht mit Jack reden kann. Wenn er Dan nur besser leiden könnte, wäre alles anders... Aber all das hat das Verhältnis zwischen Jack und mir so schwierig gemacht. Irgend etwas muß er wohl ahnen; denn abgesehen von der Schneiderei habe ich versucht, soviel wie möglich vorn Haushaltsgeld zu sparen. Ich habe die Eier an den Großhändler verkauft; ich habe niemals bei euch Kuchen gekauft, obgleich das Jack immer so gern wollte; Obst und Austern und Schinken habe ich nicht mehr auf den Tisch gebracht. Jack hat das natürlich gemerkt; vor kurzem fragte er, ob ich zuwenig Haushaltsgeld von ihm bekäme. Das mußte ich verneinen, denn früher habe ich immer gesagt, daß ich gar nicht soviel brauchte. Ein paarmal sagte er so ungefähr, ich würde immer geiziger... Es klingt alles so albern: ein Mann möchte Schinken zum Frühstück haben, aber er bekommt keinen!« Sie brach in ein hysterisches Lachen aus.
    »Ich finde das nicht albern«, meinte Vicky bestimmt. »Schinken kann schon eine Verstimmung in einer Ehe hervorrufen.«
    Über diese Bemerkung mußte Nan lächeln.
    »Jetzt ist mir schon viel leichter, weil ich euch alles erzählt habe. Man vermißt seine Familie doch sehr, wenn etwas schiefgeht; wenn keiner da ist, der einen aufmuntert oder zu einem sagt: Reg dich nicht so auf! Natürlich wollte Dan keinen Diebstahl begehen; er war ja überzeugt, daß er das Geld zurückgeben könnte.«
    Die übliche Geschichte, dachte Lucy. Er hat das Geld beim Pferderennen gesetzt, oder es für eine Frau gebraucht. Sie machte sich keine großen Illusionen über Dan Ireland.
    Das Rennen war Schuld gewesen. Er hatte, wie Nan sagte, eine Schwäche für Rennwetten. Auf der Bank hatte er sein Konto überzogen; man hatte ihn dort schon verwarnt. Sein Wagen war auch noch nicht abgezahlt, und dann waren da auch noch andere Schulden.
    »Er war fest überzeugt, daß dieses verdammte Pferd gewinnen würde. Er wollte das Geld nur über das Wochenende haben. Aber das Pferd kam auf den fünften Platz, und nun schuldet er der Firma eine Menge Geld.« Sie nannte eine Summe, die die Mädchen tief erschreckte.
    »Aber er hat doch sein Auto verkauft; das muß ihm doch eine Menge eingebracht haben?«
    »Er mußte erst den restlichen Kaufpreis bezahlen, und was übrigblieb, bekam die Bank. Mr. Seymour hat gemerkt, daß das Geld fehlte; es gab einen furchtbaren Krach, und er entließ Dan fristlos.«
    »Aber er hat ihn doch nicht etwa angezeigt?« Vickys Stimme klang erregt. James Seymour konnte doch unmöglich so hart vergehen!
    »Nicht gleich.«
    »Heißt das, daß er ihn doch noch anzeigen wird?«
    Nan kamen schon wieder die Tränen. Lucy schob ihr energisch die Tasse hinüber. »Jetzt trink erst einmal, ehe du weiterredest! Und ich mach dir jetzt ein großes Butterbrot. Ich glaube, du hast dir nicht einmal Zeit zum Essen genommen. Wozu soll das bloß gut sein?«
    »Jack würde denken, ich wäre zu geizig«, erwiderte sie mit schwachem Lächeln. »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schrecklich es ist, wenn er seinen Teller wegschiebt

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