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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Verhältnis zueinander ist gestört. Gestern morgen hatten wir einen richtigen Krach; er ging auf die Koppeln hinaus und kam erst spät abends heim. Ein elender Zustand!«
    Vicky war sich ihrer Schuld bewußt. Lucy hatte recht: sie machte alles nur noch schlimmer. Man sollte irgend etwas dagegen tun. Und vorschnell wie immer sprudelte sie los: »Wenn ich doch nur ein bißchen gescheiter wäre! Lucy ist oft richtig böse auf mich. Nach ihrer Meinung muß Jack glauben, daß wir alle unter einer Decke stecken. Ich war schrecklich dumm, aber jetzt weiß ich, was ich tue: Wenn du das Geld nicht von mir nehmen und Jack auch nichts gestehen willst, könnte ich zu Mr. Seymour gehen und ihn bitten, die Frist zu verlängern. Wir kennen ihn doch jetzt viel besser; er ist wirklich nicht so übel. Ich glaube nicht, daß er nein sagt, wenn ich ihm alles erkläre.«
    Schon wieder war ihr der Gaul durchgegangen! Kaum hatte sie das letzte Wort gesprochen, bereute sie es schon wieder. Sie hatte sich ja eigentlich gar nicht in diese Angelegenheit mit Seymour einmischen wollen! Er sollte auf keinen Fall annehmen, sie unterstützte einen Diebstahl. Und vor allem sollte er nicht glauben, sie hätte irgendwelches Interesse an dem albernen Bengel. Lucy hatte ihr das mahnend vorgehalten. Hoffentlich lehnte jetzt Nan ihren Vorschlag energisch ab!
    Aber Nan erwiderte eifrig: »Ach, Vicky, wenn du das tun wolltest! Das wäre herrlich! Kein Mann kann dir etwas abschlagen, auch nicht Mr. Seymour. Wenn er die Frist verlängert, brauche ich Jack nichts zu erzählen.«
    »Aber eines Tages mußt du es ihm doch gestehen.«
    »Selbstverständlich, wenn alles vorbei ist. Dann werde ich ihm alles erklären; denn ehe das nicht geschehen ist, kommt es zwischen uns nicht wieder in die Reihe. Ich fühle genau, daß er etwas von dem Kummer mit Dan ahnt. Er wird immer gleich ärgerlich, wenn ich ihn in Schutz nehme. Er kann einfach nicht begreifen, daß Dan für mich wie ein Bruder ist... Ach, ich wünschte, Dan ginge zu seinem eigenen Bruder nach Kanada! Er hat schon oft gesagt, daß er das so gern täte, wenn er nur das Fahrgeld hätte.«
    Vicky war überrascht. Sie hatte angenommen, daß Nan tieftraurig sein würde, ihren Vetter zu verlieren, soviel Aufregung Dan ihr auch verursachen mochte. Aber jetzt war die junge Frau den Tränen nahe.
    Es war klar, daß Vicky ihr voreiliges Versprechen halten mußte. Und Lucy hatte sie doch so dringend vor einer Einmischung gewarnt! Was würde sie nun sagen? Zum ersten Male wagte Vicky nicht, von ihrem Vorhaben zu erzählen, und war deshalb recht deprimiert.
    Doch damit stand sie nicht allein. Am Abend kamen die Bauarbeiter, um das Gebäck zu kaufen, was noch übrig war. Harry Kelston war noch stiller und bedrückter als sonst, und Ned flüsterte Vicky zu, daß er schon den ganzen Tag so gewesen sei. »Daran ist nur seine alte Mama schuld. In der Pension hat’s Krach gegeben. Sie ist wirklich eine verrückte Schraube, aber Harry will das nicht einsehen.«
    Sofort vergaß Vicky ihre eigenen Sorgen. »Was ist denn passiert? Ich weiß, sie ist eine schwierige alte Frau.«
    »Schwierig? Sie ist ein närrisches Huhn! Sie hat einen Fimmel wegen des Essens und erst recht wegen des Alkohols. Überall steckt sie ihre Nase rein: Sie sollen das Gemüse besser waschen wegen der Insektenmittel; ihr Essen soll nicht mit Zucker, sondern mit Honig gesüßt werden; und so geht’s in einem fort. Sie macht die Köchin total verrückt. Man kann’s den Leuten nicht verdenken, daß sie sie rausschmeißen. Das Dumme ist nur, daß es in Homesward wenig Pensionen gibt. Harry fühlt sich dort sehr wohl; er möchte keinen Streit mit den Leuten haben.«
    »Kann sie denn nicht wieder nach Hause?«
    »Erst in zwei bis drei Wochen. Ihre Haushälterin ist krank, und sie will unbedingt bei ihrem lieben Harry bleiben. Wissen Sie, im Grunde ist sie eine gute Haut, aber sie ist eben ein bißchen kindisch. Der Himmel weiß, wo er sie unterbringen soll, bis die Haushälterin wieder zurück ist, und allein kann sie nicht bleiben.«
    Ehe er abfuhr, schüttete Harry doch noch sein Herz aus. Er befand sich wirklich in einer Notlage. Mrs. Kelston muß sehr alt sein, überlegte Vicky; denn Harry war selbst schon in den mittleren Jahren. Vielleicht war die arme alte Frau recht verkalkt. Jedenfalls schien sie die ganze Pension in Aufruhr zu versetzen.
    »Die Leute dort waren stets sehr zuvorkommend, und mir gefällt es dort recht gut. Meine Mutter meint es nicht

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