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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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gräßlich selbstgefällig aus, wenn du so daherredest! Ich muß die Geschichte doch in Ordnung bringen. Ich weiß schon, was ich mache: wenn Seymour die Frist nicht verlängert, gehe ich zu ihm und gebe ihm das Geld, oder wenigstens einen Teil davon.«
    Lucy war entsetzt. »Das wirst du doch hoffentlich nicht tun!«
    »Ich weiß schon, er würde es nicht annehmen. Aber es könnte ihn dahin bringen, Dan noch eine Galgenfrist zu geben. Ich könnte ihm alles über Nan erzählen; ich glaube nicht, daß er dann noch ablehnen würde. Allmählich fängt er nämlich an, mich auch ein bißchen gern zu haben.«
    Das fand Lucy ebenfalls, und gerade deshalb sagte sie nachdrücklich: »Das ist wirklich ein total verrückter Einfall! Das Ganze geht dich doch gar nichts an. Wenn du dich da einmischst, gibt es für alle nur noch mehr Aufregung.« Und im stillen setzte sie hinzu: Ganz besonders für dich selbst; denn ich glaube wirklich, du liebst diesen Mann, so merkwürdig das auch ist.
    »Aber was kann es denn schon schaden?«
    »Das wirst du schon merken. Du hast heute genug verpatzt. Halte dich aus der Sache raus. Was für ein Einfall, zu Seymour zu gehen! Das würde ihn sehr ärgern, und du weißt selbst, wie unfreundlich er sein kann.«
    »Aber warum nur? Er weiß ja, daß wir mit Dan befreundet sind.«
    »Aber doch nicht so, daß wir ihm seine Schulden bezahlen. Das tut ein Mädchen nur, wenn sie einen Mann liebt, oder für ihren Bruder oder ihren Vetter.«
    »Lieben? Dan Ireland lieben? Jetzt redest du Unsinn. Seymour ist doch ein verständiger Mann. Er kann unmöglich glauben, ich sei in Dan verliebt. Auf alle Fälle werde ich ihm erklären, daß ich es für Nan tue. Ich bin überzeugt, daß er deshalb die Frist noch etwas verlängern wird. Du hast bestimmt recht, er ist nicht so hartherzig, wie er manchmal tut.«
    Doch Lucy gab nicht nach. Das wäre wirklich ein Spiel mit dem Feuer. Mit großem Ernst sagte sie: »Vicky, tu’s nicht! Unwillkürlich kommst du wieder ins Schwindeln, und das würde dir Seymour nie verzeihen.«
    »Ihn würde ich nie anschwindeln!« erwiderte Vicky hitzig. Auf einmal merkte sie, daß sie zuviel gesagt hatte, und lachte. »Du ahnst nicht, wie sehr ich mich gebessert habe. Ich wollte Nan beistehen, weil sie so erschrocken aussah. Aber sonst sage ich nie mehr zum Spaß die Unwahrheit. Nur wenn es unbedingt nötig ist.«
    »Es ist niemals unbedingt nötig, wenn es dich selbst angeht«, sagte Lucy energisch und beendete die Debatte.
     
     
     

9
     
    Nach ihrem umfassenden Geständnis schien Nan einen Trost darin zu finden, häufiger in das alte Haus zu kommen, wo sie soviel Anteilnahme erfuhr. Das Brautkleid war fertig; sie hatte das Geld dafür bekommen. Dan war fleißig bei der Gartenarbeit. Dennoch war die Aussicht gering, die volle Summe rechtzeitig aufzutreiben.
    »Und Dan fürchtet, Mr. Seymour könnte ungeduldig werden. Er ist so hartherzig.«
    Vicky fand diese Auffassung nicht fair. Schließlich hatte Seymour doch die Summe vorgestreckt und noch keine Anzeige erstattet. »Ich glaube nicht, daß er so böse ist, wie Dan tut. Uns gegenüber war er sehr großzügig, und Len und Amy halten ihn auch für einen hochanständigen Menschen.«
    »Ich weiß, manche Leute mögen ihn gern, zum Beispiel Jack, der ihn nicht so genau kennt. Er meint, Seymour sei zwar sehr zurückhaltend, er habe aber einen vorzüglichen Ruf. Nur Dan ist nie mit ihm zurechtgekommen.«
    Ob Dan überhaupt je mit einem anderen Mann zurechtkam? überlegte Vicky. »Meinst du nicht, es wäre besser, wenn du Jack einfach alles erzähltest? Ihr bringt das Geld doch nicht zusammen. Warum sprichst du nicht mit ihm?«
    »Verstehst du denn nicht, daß ich das jetzt einfach nicht mehr kann? Ich weiß, ich war dumm, daß ich’s nicht sofort erzählt habe; doch jetzt ist es zu spät. Ich habe das Kleid genäht und das Geld dafür bekommen. Außerdem...«
    Sie zögerte, und Vicky sagte reuevoll: »Ich weiß. Ich habe alles nur noch schlimmer gemacht, weil ich den Blödsinn von dem Soldaten erzählt habe und all den Quatsch von den Perlen. Ich verstehe das heute selbst nicht mehr. Ich wollte dir aus der Klemme helfen. Wenn ich doch lieber den Mund gehalten hätte! Ich will’s nie wieder tun!«
    »Mach dir darüber nicht so viele Gedanken; das hilft jetzt auch nichts mehr. Ich hätte dich gleich unterbrechen und einen Witz machen sollen. Aber mir gelingt es seit neuestem nicht mehr, gegenüber Jack den richtigen Ton anzuschlagen. Unser

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