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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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Canhusen zu tun haben. Denn schauen Sie mal: Was
genau haben uns denn die ganzen Ermittlungen der letzten Wochen gebracht?
Nichts. Denn alles, was da passiert ist, wäre auch ohne uns passiert. Die alten
Männer hätten sich auch ohne unser Zutun gegenseitig oder selbst umgebracht.
Das Ergebnis, das muss ich an dieser Stelle leider sagen, wäre das gleiche
gewesen. All die viele Arbeit war völlig umsonst. Unbefriedigend. Aber so ist
es nun mal. Wir werden noch ein paar Tage die Presseberichterstattung genießen,
die uns für mindestens vier Tote verantwortlich machen wird, weil wir angeblich
zu dämlich waren, die Spirale der Gewalt zu stoppen. Sei’s drum. Damit kann ich
leben. Am besten wird sein, wir warten jetzt in aller Ruhe auf die nächste
ostfriesische Leiche und hoffen, dass diese einfach nur aus Versehen in unserem
Polizeibezirk gelandet ist und eigentlich in eine ganz andere Zuständigkeit
gehört. Ja, Hasenkrug, so machen wir’s. Aber erstmal gehe ich jetzt zu meiner
Frau. Denn da wartet eine schöne fette Schweinshaxe auf mich.“

34
    Drei
Wochen später
    Nach den Herbststürmen im
September schien im Oktober der Sommer zurückkehren zu wollen. Über
Ostfriesland zeigte sich schon seit Tagen ein strahlendblauer Himmel, das Wetter
war ruhig und stabil, und das sollte auch in den kommenden Tagen so bleiben.
Grund genug für Jan Scherrmann, noch einmal mit Ziel Skandinavien auf die
Nordsee hinauszufahren.
    „Ich denke, nach solch einem
Sommer haben wir uns jetzt noch mal ein klein wenig Urlaub verdient“, sagte er
zu Deike, die soeben mit zwei frisch angerührten Cocktails aus der Kajüte der
Segelyacht zu ihm an Deck geklettert war.
    „Nach solch einem erfolgreichen Sommer, wolltest du sagen“, erwiderte sie schmunzelnd, nachdem sie ihm einen
schnellen Kuss auf die Stirn gegeben und einmal herzhaft an ihrem Strohhalm
gesogen hatte.
    „Ja“, bestätigte er nachdenklich,
„wer hätte das gedacht, als wir uns vor einem Jahr dazu entschlossen, die
Bagage in Canhusen mal ein wenig aufzumischen. Besser hätte es gar nicht laufen
können, als dass die sich alle gegenseitig umbringen.“ Er lehnte sich zurück
und bedeutete Deike, es sich mit dem Kopf auf seinen Beinen gemütlich zu
machen, was sie ohne Umschweife tat. Glücklich lächelnd nahm sie seine Hand.
„Endlich ist es soweit“, sagte sie leise, „auf diesen Moment habe ich so lange
gewartet.“
    Ja, das war wohl wahr, dachte
Scherrmann. Mit einem Anflug von tiefer Traurigkeit erinnerte er sich an den
Tag vor rund achtzehn Monaten, als seine Mutter starb. Sie hatte sehr lange
gelitten. Nicht nur unter der Tablettensucht. Nein, diese war lediglich die
logische Folge ihres erbärmlichen Lebens gewesen. Oft hatte sie erzählt, dass
die wenigen Wochen, in denen sie mit seinem leiblichen Vater, Siebo Manninga,
liiert gewesen war, die glücklichsten ihres Lebens gewesen waren. Nach dessen
brutalem und sinnlosem Tod aber hatte sie das Glück von einem Tag auf den
anderen verlassen. Schnell war ihr klargeworden, dass nur Lübbo und seine
Freunde hinter dem Tod ihres Freundes stecken konnten, aber sie konnte es, wie
alle anderen, die es ahnten, nicht beweisen. Sie hatte Ostfriesland plötzlich
nicht mehr ertragen können und war ins Ruhrgebiet gegangen. Dort hatte sie
schnell Arbeit bei einer netten Familie gefunden, in einer Gastwirtschaft. Bei
dieser Familie hatte sie auch noch viel Unterstützung erfahren, als sie ihr
Kind, ihren Jan, zur Welt gebracht hatte.
    Und dann, eines Tages, hatte er
auf einmal vor ihr gestanden, der gut aussehende, erfolgreiche und vermögende
Richter. Werner Scherrmann. Er hatte sie umgarnt, sie ins Theater und ins Kino
ausgeführt. Und immer wieder hatte er bestätigt, dass es ihm nichts ausmache,
dass sie bereits ein inzwischen dreijähriges Kind habe. Er würde es lieben wie
sein eigenes und ihm alles ermöglichen, was sich ein Kind nur wünschen könne.
Sie, die junge Tabea, wähnte sich im siebten Himmel. Nach Siebos Tod hatte sie
geglaubt, nie mehr glücklich sein zu können. Doch nun schien ihr das Schicksal
doch wieder wohlgesinnt. Sie heiratete – und wusste nicht, dass sie soeben
einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte.
    Es hatte nicht lange gedauert,
bis sich Werner Scherrmann als das Monster herausstellen sollte, das er bis zu
seinem abrupten Lebensende bleiben sollte. Was Tabea nicht gewusst hatte, war,
dass er ein Ordnungsfanatiker war, ein Pedant, ein Kontrollfreak. Er hatte
Tabea gedrängt, ihre

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