Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
fernhalten, hatte man ihm gesteckt, denn von ihnen ginge nur Unglück aus.
Nun, er hatte bisher keinen Grund
gesehen, sich näher mit Hermine und ihrem Sohn zu befassen und würde es auch
weiterhin nicht tun. Denn er kam nur sehr selten in die Pappelallee und
sie überhaupt nicht mehr heraus. Wo also sollten sich Berührungspunkte ergeben?
Gerade wollte sich Scherrmann
eine weitere Limonade anrühren und ließ klirrend ein paar Eiswürfel ins Glas
fallen, als es an der Tür klingelte. Er öffnete und sah sich einem recht
korpulenten Mann fortgeschrittenen Alters gegenüber, der sich keuchend mit
einem Taschentuch immer wieder über das schweißnasse Gesicht fuhr. Hinter ihm
stand ein jüngerer Mann, dem die Hitze aber nicht besonders viel auszumachen
schien und der ihn neugierig musterte.
„Jan Scherrmann?“, presste der
ältere der Männer schließlich hervor.
„Ja. Was kann ich für Sie tun?“
„Wir sind von der Mordkommission. Meine Name ist Büttner, mein Kollege hier heißt
Hasenkrug. Wir müssten mal mit Ihnen sprechen.“
„Kommen Sie bitte herein“, nickte
Scherrmann und machte eine einladende Handbewegung.
„Möchten Sie auch ein Glas kühler
Limonade?“, fragte er die beiden Polizisten, nachdem er noch zwei Sitzpolster
auf die Gartenstühle gelegt und ihnen bedeutet hatte Platz zu nehmen.
Büttner nickte. „Das wäre toll.
Bei dieser Hitze verdurstet man, bevor man das Wort Wasser auch nur
ausgesprochen hat.“
„Ja, es ist tatsächlich
außergewöhnlich heiß heute.“ Er warf einen Blick auf ein Thermometer, das an
einer schattigen Hauswand befestigt war. „Hm. 38 Grad. Ist ganz ordentlich. Und
dann noch diese Schwüle dazu ... Sie kommen wegen Lübbo Krayenborg?“
„Ähm, ja, ganz richtig. Wie Sie
sicherlich schon gehört haben, ist er ermordet worden.“
„Das ließ sich nicht vermeiden.“
„Dass er ermordet wurde?“, fragte
Hasenkrug perplex.
„Dass ich davon gehört habe.“
„Ach so, klar.“
„Na ja“, sagte Scherrmann
zögernd, „vielleicht ließ sich auch nicht vermeiden, dass er ermordet wurde.
So, wie der sich aufgeführt hat.“
„Was meinen Sie damit?“, hakte
Büttner nach.
„Das werde ich Ihnen gleich erläutern.
Zunächst einmal aber mache ich uns die versprochene Limonade.“ Mit diesen
Worten verschwand Scherrmann im Haus.
„Ich bitte darum“, murmelte
Büttner, der es selbst an seinem schattigen Platz unter der ausladenden Markise
kaum aushielt. Er schaute sich um. Ein hübsches Plätzchen hatte dieser
Scherrmann sich hier ausgesucht. Das Haus lag etwas außerhalb des Dorfes
zwischen dem Ortskern und der Pappelallee . Man hatte nach allen Seiten
einen unverstellten Blick über die weiten Felder. Der an die Terrasse
angrenzende Garten war recht hübsch, wenn auch etwas verwildert. Gartenarbeit
schien nicht eben zu den Hobbys von Scherrmann zu gehören. Aber Büttner gefiel
es. Er hätte sich da bei seiner Frau auch etwas mehr Gelassenheit gewünscht. Im
Sommer war sie aus ihren Blumenbeeten kaum herauszubekommen. Gerade, als er
eine entsprechende Bemerkung zu Hasenkrug machen wollte, trat Scherrmann wieder
auf die Terrasse, beladen mit einem großen Tablett, auf dem eine gefüllte
Glaskaraffe, drei große Gläser mit Eiswürfeln und eine Schale Obst standen. Er
stellte alles auf dem Tisch ab, füllte die Gläser und reichte sie den
Polizisten. Dann bot er ihnen von dem Obst an. Hasenkrug nahm sich einen
Pfirsich, Büttner winkte ab, nahm aber einen großen Schluck seiner Limonade.
„Puh, das tut gut“, seufzte er
und leckte sich genüsslich mit der Zunge über die Lippen. „Also“, sagte er dann
an Scherrmann gewandt, „Sie wollten uns erzählen, warum Lübbo Krayenborg es
Ihrer Ansicht nach verdient hat, ermordet zu werden.“
„Dass er es verdient hat, habe
ich nicht gesagt. Aber es stimmt, dass ich auch nicht besonders verwundert
darüber bin.“
„Warum?“
„Die Gründe kennen Sie. Die wird
Ihnen Herr Diekhoff gerade schon ausführlich erläutert haben.“
„Woher wissen Sie, dass wir
gerade bei Herrn Diekhoff waren?“
„Finden Sie einen im Dorf, der es
noch nicht weiß, und ich gebe einen aus. Und dass Immo Krayenborg seinen Vater
als Arschloch tituliert hat, bevor der auch nur in seinem Zinksarg lag, das
weiß ich auch.“
„Sie hatten eine Auseinandersetzung
mit dem Mordopfer, wie ich hörte“, sagte Büttner und nahm einen weiteren
Schluck seiner Limonade.
„Ich habe ein wenig in seiner
Vergangenheit,
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