Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
was dazu.“
„Ja, dann nehmen wir das Bild mal
mit“, nickte Büttner und reichte es Hasenkrug. „Wem gehört es denn eigentlich?“
„Kann ich nicht sagen. War in
einer der Kisten. Vielleicht meldet sich ja jemand, der es vermisst.“
„O. k. Und dann können Sie uns
vielleicht noch die Namen der Herren vom Stammtisch nennen, wir werden ihnen
mal einen Besuch abstatten.“
„Johann Schepker, Gustav
Grensemann, Rudolf Lampe und Menno Buurmann.“
„Danke“, sagte Büttner, als
Hasenkrug die Namen notiert hatte.
„Gerne.“
Büttner und Hasenkrug
verabschiedeten sich, der Hauptkommissar drehte sich aber an der Tür noch mal
um. „Ach, Herr Scherrmann, wo waren Sie eigentlich am Sonntagabend gegen 22 Uhr?“
„Zuhause.“
„Kann das jemand bezeugen?“
„Nein.“
„Haben Sie Lübbo Krayenborg
vergiftet?“
„Nein.“
„Wäre ja auch zu schön gewesen.“
7
Eigentlich hätte man annehmen
können, dass der Tod ihres Mannes für Fenna Krayenborg eine Erleichterung sein würde,
dachte Hauptkommissar Büttner. Wenn er sich aber das Häufchen Elend, das vor
ihm auf dem abgeschabten Sofa saß, so ansah, dann kam er zu dem gegenteiligen
Ergebnis. Fenna schien es noch deutlich schlechter zu gehen als zuvor.
Natürlich, ihr Leben war durch das Ableben des Gatten aus den Fugen geraten,
musste neu sortiert, ja, neu definiert werden. Das war nach den Jahrzehnten der
Abhängigkeit von einem dominanten Haustyrannen auch ganz sicher nicht einfach.
Aber Büttner spürte, dass da noch mehr war. Es war nicht die Ungewissheit, wie
es in Zukunft weiter gehen würde, die Fenna zu schaffen machte. Da war mehr.
Sie hatte Angst. Er glaubte, dass sie sich bedroht fühlte, denn immer wieder
schaute sie verunsichert zur Tür, bevor sie auf seine Fragen antwortete. Auch
knetete sie nervös ihre Hände im Schoß oder fuhr sich fahrig durch die Haare.
Zunächst hatte sie die Polizisten
noch freundlich lächelnd empfangen, ihnen einen Tee angeboten, den Büttner und
Hasenkrug angesichts der Hitze jedoch dankend abgelehnt und stattdessen um ein
Glas Wasser gebeten hatten. Auch hatte sie ruhig und gefasst auf ihre Fragen
geantwortet, so lange es noch um den Verlauf des Mordabends gegangen war. Im
Prinzip hatte sie das wiederholt, was sie auch schon am Tag zuvor ausgesagt hatte,
neue Erkenntnisse hatte es nicht gegeben.
Dann aber hatte Büttner ihr das
zusammengeklebte Schwarzweißfoto auf den Tisch gelegt, und, als hätte jemand in
ihrem Gehirn einen Schalter umgelegt, war plötzlich eine Veränderung mit ihr
vorgegangen. Beinahe krampfhaft hatte sie versucht, das Bild nicht anzuschauen,
aber dennoch nicht anders gekonnt, als immer wieder einen kurzen Blick darauf
zu werfen. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, dass das Bild
irgendetwas mit dem Mord zu tun haben könne, schließlich sei es ja im Vorfeld
der Auslöser eines heftigen Wutausbruches ihre Mannes gewesen, hatte sie so
spontan und heftig mit dem Kopf geschüttelt, dass Büttner davon ausgehen
musste, dass das sehr wohl der Fall war. Er war sich jetzt ganz sicher, dass
dieses alte Foto vielleicht nicht der einzige, aber zumindest ein wichtiger
Schlüssel zur Lösung des Falles war.
Warum aber sagte die alte Frau
nichts, jetzt, da ihr Mann ihr nichts mehr anhaben konnte? Nun endlich, nach
all den Jahrzehnten, hätte sie ihr Geheimnis doch lüften können, das sie
anscheinend über all die Jahrzehnte fest in ihrem Herzen bewahrt hatte. Sie tat
es nicht. Aus irgendeinem Grund hatte sie immer noch Angst davor zu erzählen,
was wirklich mit den beiden jungen Männern geschehen war, damals, kurz nach dem
2. Weltkrieg.
„Können Sie mir sagen, was die
beiden Männer in diesen Papiertüten hatten, die sie so stolz in die Kamera
halten?“, nahm Büttner einen erneuten Anlauf, sie zum Reden zu bewegen.
„Nein“, antwortete sie leise und
schüttelte den Kopf.
„Aber es muss doch irgendeinen
Anlass gegeben haben, dieses Foto zu schießen. Und für mich sieht es so aus,
als hätte es etwas mit diesen Tüten zu tun.“
„Ich weiß es nicht mehr, es ist
so lange her.“ Fennas Stimme klang jetzt verzweifelt. Anscheinend stellte
Büttner genau die richtigen Fragen, sonst wäre sie nicht mit jeder Minute, die
verstrich, nervöser geworden. Es tat ihm leid, dass er die alte Frau so quälen
musste, aber er hatte einen Mordfall aufzuklären, da konnte er es sich nicht
erlauben, viel Rücksicht auf irgendwelche Befindlichkeiten zu nehmen.
„Sie waren mit
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