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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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ins
Haus, denn er wollte vermeiden, dass die Damen jetzt irgendwelches
belangloses Zeug aus der Vergangenheit erzählten.
    Über das Gesicht der euphorischen
Dame fiel ein Schatten. Sie kräuselte die Lippen und nickte. „Tammo und Siebo“,
sagte sie dann. „Ja. Natürlich haben wir die gekannt. Sie gehörten ja damals zu
unserer Clique.“
    Büttner spürte, wie sein Herz vor
Aufregung einen Satz machte, und auch Hasenkrug lehnte sich jetzt vor und blickte
gespannt wie ein Flitzebogen von einer Dame zur anderen.
    „Erinnern Sie sich, wie die zwei
ums Leben gekommen sind?“, fragte Büttner und bemühte sich, seiner Stimme einen
beiläufigen Klang zu geben.
    „Oh ja“, nickte die alte Frau
arglos, „das war eine ganz furchtbare Geschichte.“
    „Ja, da hast du recht, Erna,
wirklich ganz furchtbar“, bestätigte ihre Freundin.
    „Sie hatten einen Unfall?“,
mutmaßte Büttner.
    „Nein. Nein, einen Unfall kann
man das eigentlich nicht nennen, Herr Kommissar. Oder, Anna?“
    „Nein. Ein Unfall war das ganz
sicher nicht. Sie sind erschossen worden.“
    „Erschossen?“, fragten Büttner
und Hasenkrug wie aus einem Munde und so laut, dass sich die anderen Gäste von
den Nachbartischen zu ihnen umblickten.
    „Ja. Damals im Ruhrgebiet.“
    „Im Ruhrgebiet? Was wollten sie
denn da?“
    „Sie haben geschmuggelt.“
    „Geschmuggelt.“ Also hatte
Büttner doch richtig gehört. Anscheinend hatten sich die beiden Damen schon
vorhin über dieses Thema unterhalten.
    „Ja. Waren ja schwierige Zeiten
damals.“
    „Wann war das?“, fragte
Hasenkrug.
    „Och, das muss so ... 48 oder 49
... Anna?“
    „Ja, ich denke schon. Ja, 1949
muss das gewesen sein. Guck, meine Gertrud kam 1950 zur Welt, und gleich darauf
wurde Kirsten geboren.“
    „Die älteste Tochter von den
Krayenborgs“, stellte Büttner fest.
    „Genau. Ja, dann war das 1949.“
    „Und beim Schmuggel sind die
beiden erwischt worden?“
    „Ja, so war das wohl. War
wirklich schlimm damals. Vor allem für die arme Fenna. Die war ja mit Tammo
verlobt, sie wollten zwei Wochen später heiraten. War schon alles geplant. Sie
waren so verliebt. Und dann das.“ Zu Büttners Bestürzung traten der alten Dame
jetzt Tränen in die Augen, und sie zog ein spitzenbesetztes Taschentuch aus
ihrer Handtasche. Aber darauf konnte er jetzt unmöglich Rücksicht nehmen. Er
war so nah dran.
    „Und dann hat sie stattdessen
Lübbo Krayenborg geheiratet.“
    „Ja. Wissen Sie, Herr Kommissar,
der hatte ihr ja auch schon lange den Hof gemacht. Aber sie liebte nur ihren
Tammo.“
    „Aber letztlich konnte Lübbo sie
wohl doch noch überzeugen.“
    „Ja.“
    „Was hatten Tammo und Siebo denn
geschmuggelt? Muss ja was ganz Wertvolles gewesen sein, wenn man sie dafür
getötet hat.“
    „Ja, das war es auch. Sie haben
Tee geschmuggelt.“
    „Tee?“, riefen Büttner und
Hasenkrug und starrten die Damen mit offenem Mund an. Wollten sie sie auf den
Arm nehmen?
    „Ja, Tee. Wissen Sie, wir
Ostfriesen haben ja schon immer viel Tee getrunken. Und nach dem Krieg, da
haben wir dafür Bezugsmarken gekriegt, sogar mehr als alle anderen Deutschen.
Aber trotzdem war das nicht genug.“
    „Genau“, fuhr ihre Freundin fort.
„Und im Ruhrgebiet, da haben sie auch Bezugsmarken für Tee gekriegt. Die
Bergarbeiter, die so schwer schuften mussten. Aber die wollten den Tee gar
nicht haben.“
    „Also sind Tammo und Siebo
losgezogen und haben Tee gegen irgendwas anderes getauscht“, folgerte Büttner.
    „Ja. Butter und Speck und so. Das
ging auch lange gut. Eigentlich haben das auch alle gewusst und akzeptiert.
Sogar die Zöllner, die auf Patrouille waren. Für ein paar Zigaretten haben die
einfach weggeguckt. Bis zu diesem Tag. Da haben sie einfach geschossen. Einfach
so.“ Wieder tupfte sich die Dame namens Erna ein paar Tränen aus dem
Augenwinkel.
    Büttner nutzte den Moment und zog
das zusammengeklebte Schwarzweißfoto, das er immer mit sich führte, aus der
Innentasche seiner Jacke und legte es auf den Tisch. „Das waren sie, Tammo und
Siebo, nicht wahr?“, sagte er und tippte mit dem Finger auf das Bild.
    Die Überraschung gelang. Jetzt
war es an den alten Damen, mit offenem Mund dazusitzen.
    „Ja, genau“, sagte Erna, als sie
sich wieder einigermaßen gefasst hatte. „Der links ist Siebo, der andere ist
Tammo.“ Sie strich mit den Fingern über das Foto. „Woher haben Sie dieses Bild,
Herr Kommissar?“
    „Es ist bei einer Fotoausstellung
aufgetaucht, die kürzlich in

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