Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
helllichten Tag, wenn ich fragen darf? Sagten Sie nicht, Sie wohnen
derzeit bei Luise Alberts?“
„Ja, das ist richtig. Luise
musste zu Heino Franzen, dem Bauern neben Schepkers. Und da bin ich
mitgefahren. War kurz bei meiner Mutter. Und jetzt habe ich meinem Bruder
Bescheid gesagt, dass er dringend nach Hause kommen soll. Er war mit Eike
Diekhoff beim Holz machen.“
„Und warum soll er so dringend
nach Hause kommen?“
„Na, weil doch jetzt der neue
Dorfbewohner kommt.“
„Ach so. Und er wusste nicht,
dass seine Frau schwanger ist?“
„Verena? Schwanger?“, fragte
Deike, nun ihrerseits sichtlich verwirrt.
„Der neue Dorfbewohner ...“
„Ach, Herr Kommissar“, lachte
Deike und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Ich glaube, Sie
verstehen gerade alles falsch. Kommen Sie, dann werden Sie schon sehen.“ Sie
warf einen Blick auf die Armbanduhr. „Wir haben nur noch fünf Minuten, wenn es
pünktlich losgeht. Wir müssen einen Schritt schneller gehen, sonst verpassen
wir das Beste.“
„Na prima“, knurrte Büttner, „da
wäre ich wohl doch besser mit ins Krankenhaus gefahren.“ Leise vor sich hin
fluchend beugte er sich seinem Schicksal und kam wenige Minuten später laut
keuchend auf dem Hof von Immo Krayenborg an. Mit gerunzelter Stirn spürte er
den Schweiß seinen Rücken hinunterlaufen. Der Sommer war eindeutig eine blöde
Zeit für Mordermittlungen, befand er.
Vor der großen Scheune von Immo
Krayenborg hatten sich bereits seine Frau und seine beiden Töchter sowie die
Familie von Eike Diekhoff versammelt. Und nun kam auch der Bauer selbst mit
einer geschulterten Axt um die Ecke und sah sich suchend um. Als er seine Schwester
Deike entdeckte, die nach wie vor neben Hauptkommissar Büttner stand, kam er
mit ausladenden Schritten auf sie zu.
„Und jetzt?“, fragte er. „Kannst
Du mir jetzt sagen, was hier los ist?“
Deike klopfte auf ihre
Armbanduhr. „Einen kleinen Moment noch. Ich höre ihn schon kommen“, sagte sie
grinsend.
„Papa, Papa“, kam in nächsten
Augenblick Immos dreijährige Tochter Rebekka auf ihn zugeschossen, „unser Hund
kommt, der Hund kommt!“
„Der Hund?“, fragte Immo und nahm
seine aufgeregte Tochter auf den Arm. „Und deswegen holst Du mich hierher?“,
fragte er an Deike gewandt. „Als hätte ich nichts anderes zu tun, als ...“
Der Rest seiner Worte ging im
durchdringenden Geräusch eines knatternden Dieselmotors unter. Es war ein
Traktor, der in diesem Moment auf den Hof fuhr und einen großen Viehanhänger
hinter sich herzog.
„Ist da der Hund drin?“, rief die
kleine Rebekka und klatschte aufgeregt in die Hände.
„Quatsch!“, entgegnete ihr Vater
und stellte das nun strampelnde Kind auf den Boden, „so ein kleiner Hund kommt
doch nicht ...“
Aber da hatte er sich getäuscht.
Denn schon im nächsten Moment wurde die Klappe des Viehanhängers einen Spalt
breit heruntergelassen und es erschien eine Hand, die ein
kleines zappelndes Wollknäuel auf das Pflaster setzte.
Laut quietschend rannten Rebecca
und ihre ältere Schwester Evelyn auf den kläglich vor sich hin zirpenden Welpen
zu und nahmen ihn auf den Arm. „Ist der aber süß!“, rief Evelyn verzückt aus
und verschwand mit Schwester und Hund im angrenzenden Garten.
„Jetzt sagen Sie nicht, dass das der neue Dorfbewohner ist“, knurrte Büttner und sah Deike ungehalten an. „Und
dafür der ganze Aufriss?“
„Nun seien Sie doch nicht so
ungeduldig“, grinste Deike und deutete auf den Traktor, „das Beste kommt noch.“
Tatsächlich öffnete sich die
Klappe des Viehanhängers nun vollständig, und Büttner traute seinen Augen
nicht. Er schaute Immo Krayenborg verdutzt an, und auch der sah nun reichlich
belämmert aus der Wäsche. Denn in dem Anhänger war nicht nur der kleine
graubraune Hund transportiert worden, sondern darüber hinaus noch rund zwanzig
Personen, die nun eine nach der anderen laut lachend und grölend auf das
Pflaster sprangen.
„Alles Gute zum Nachwuchs,
Immo!“, rief ein Mann mittleren Alters und schwenkte eine Flasche Doornkaat.
Doch damit nicht genug. Eine Bierkiste nach der anderen fand neben diversen
Flaschen Schnaps ihren Weg vom Anhänger in der Garten
der Krayenborgs, immer begleitet vom fröhlichen Gejohle der ausgelassenen
Gästeschar.
„Na, ist das eine Überraschung?“,
strahlte Eike Diekhoff, der hinter seinen Freund Immo getreten war und ihm
heftig auf die Schulter schlug.
„Ihr habt ’nen Knall“, sagte
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