Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Prototyp eines Verdrängers, der sich am Abend bei
etlichen Schoppen roten Rebensaftes die Welt schön säuft. Deswegen ist er auch
Pfaffe geworden. Da kann er die Verantwortung für alles, was geschieht, auf
seinen Boss im Himmel abwälzen. Ist doch super. Nach dem Nachtgebet sich selbst
noch schnell die Sünden vergeben, zum Abschluss ein inbrünstiges Amen und ...“, Büttner klatschte zur Unterstreichung seiner Worte laut in die Hände,
„Halleluja allerseits.“
Hasenkrug nickte. „Und wie geht’s
jetzt weiter?“
„Da der Tag in Gesellschaft von
lauter netten Menschen so besonders schön angefangen hat, werde ich jetzt erst
einmal nach Hause fahren, gemeinsam mit meiner Frau ein gutes Mittagessen
zubereiten und mich mit ihr über unseren nächsten Urlaub unterhalten.“
„Urlaub?“ Sebastian Hasenkrug runzelte
die Stirn. „Aber hoffentlich erst, nachdem wir die Mordserie hier aufgeklärt
haben.“
Büttner hob beide Arme und ließ
sie dann schwungvoll wieder fallen. „Ich hatte mir das vielmehr so gedacht: Wir
überlassen dieses Canhusen mit seinen charmanten Einwohnern mal für ein paar
Wochen sich selbst und fahren in Urlaub. Wenn wir zurückkommen, haben sich in
der Zwischenzeit alle Dorfbewohner gegenseitig umgebracht. Dann brauchen wir
nur doch das Licht auszumachen und alles ist gut.“
„Ich hätte da einen Gegenvorschlag,
der vielleicht nicht ganz so kreativ, dafür aber womöglich mehr im Sinne des
Polizeipräsidenten ist.“
„Ich höre.“
„Wir fahren jetzt ins Krankenhaus
und knöpfen uns den alten Menno Buurmann noch mal vor. Vielleicht ist er ja von
seinem Zusammenbruch so geschwächt, dass er vor seinem nahen Ende reinen Tisch
machen möchte und alle Morde gesteht.“
„Hm“, knurrte Büttner, „womöglich
ist Buurmann ja auch schon als das nächste Opfer eingeplant. Dann wäre es
schlau von uns dafür zu sorgen, dass er möglichst schnell wieder aus der Klinik
entlassen wird. Wollen doch schließlich nicht irgendwem bei seinen guten Taten
ins Handwerk pfuschen.“
„Sind Sie sicher, dass Sie bei
Ihrer Berufswahl die richtige Entscheidung getroffen haben?“, hörte
Hauptkommissar Büttner im nächsten Augenblick eine Frauenstimme hinter sich.
„Vielleicht hätte ja der Job eines Henkers eher Ihrem morbiden Naturell
entsprochen?“
Er drehte sich mit einem
mürrischen Gesichtsausdruck um und entdeckte Deike, die hinter ihm schnellen
Schrittes und mit wehenden Locken die Lohne hinunterlief.
„Sie sollen nicht lauschen“,
entgegnete er mit erhobenem Zeigefinger. „Haben Ihre Eltern Ihnen das nicht
beigebracht?“
„Oh, das müssen sie leider
versäumt haben“, grinste Deike und reichte ihm und seinem Assistenten die Hand.
„Mir scheint, Sie haben es sehr
eilig.“ Hasenkrug musterte eingehend und mit glänzenden Augen die großen Schweißflecken , die sich auf ihrer eng anliegenden weißen
Bluse abzeichneten und nun mehr von ihrem wohlgeformten Oberkörper preisgaben,
als ihr womöglich bewusst und lieb war.
„Ja, ich möchte den großen
Auftritt des neuen Dorfbewohners auf keinen Fall ...“, setzte Deike zur Antwort
an, wurde aber von Büttner jäh unterbrochen.
„Eilig, ja, genau wie Sie“, sagte
Büttner unwirsch an seinen Assistenten gewandt. Er konnte es nicht leiden, wenn
Männer beim Anblick einer schönen Frau zu sabbern anfingen.
„I-ich?“, stammelte Hasenkrug und
wandte seinen Blick nur widerwillig von Deikes weiblichen Rundungen ab.
„Ja. Sie wollten zu Buurmann
fahren, schon vergessen?“
„Und Sie? Kommen Sie nicht mit?“
„Nein, ich bleibe hier. Den neuen
Dorfbewohner bewundern.“
„Was ist das denn für einer, von
dem weiß ich ja noch gar nichts?“, fragte Hasenkrug irritiert.
„Erfahren Sie dann schon früh
genug“, entgegnete Büttner knapp. „Jetzt fahren Sie schon zum Krankenhaus,
bevor uns der alte Buurmann auf welche Art auch immer abhanden kommt.“ Damit
drückte er seinem Assistenten die Autoschlüssel in die Hand, und der machte
sich sichtlich widerwillig auf den Weg.
„So, und nun will ich den
bedauernswerten neuen Dorfbewohner sehen“, sagte Büttner, als Hasenkrug außer
Sicht war. „Wusste gar nicht, dass hier ein größeres Ereignis bevorsteht.“
„Ich habe es auch gerade erst
erfahren“, erwiderte Deike, „ging alles ziemlich schnell.“
„Nanu, Sturzgeburt?“
„So ähnlich“, lachte Deike,
„kommen Sie einfach mit, dann werden Sie es ja sehen.“
„Wo kommen Sie denn gerade her,
so am
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