Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
ihrer Tochter hier
aufgetaucht war und gesagt hatte, Fenna wolle den Mord an ihrem Mann gestehen,
hatte er gehofft, in Hauptkommissar Büttner einen Verbündeten zu finden, der
die alte Frau nicht gleich in die nächste Arrestzelle stecken würde. Zum Glück
hatte er sich nicht getäuscht.
„Ich wollte mir dann was aufs
Bein schmieren, weil es doch so entsetzlich weh tat“, setzte Fenna wieder zum
Reden an, „aber Lübbo hat mich nicht gelassen, er hat gesagt, wenn ich mich so
schusselig anstelle, dann brauche ich auch kein Medikament. Er hat dann den
Medikamentenschrank abgesperrt und den Schlüssel eingesteckt. Ja ... und ich
hab dann den Tee fertig gemacht und ... da stand dann dieses Fläschchen. Ich
wusste gar nicht, was darin ist und ... irgendein Beruhigungsmittel, hatte
Lübbo mal gesagt, glaube ich ... ich wollte ja auch nichts Böses, nur, dass
Lübbo vielleicht schlecht wird oder er einschläft oder so. Ich wollte doch nur
... ich wollte den Schlüssel haben, damit ich an die Medikamente komme, ich
hatte doch solche Schmerzen. Dann rief Kirsten an, aber ich hab ihr gesagt,
dass ich keine Zeit habe zu sprechen. Dieses Kind, sie weiß doch, dass es um 22
Uhr Tee gibt und Lübbo dann nicht gestört werden will. Dann hab ich was von
diesen Tropfen in Lübbos Tasse getan, gar nicht so viel. Und dann, nachdem er
drei Tassen Tee getrunken hatte, sagte er, dass er jetzt gehen muss, weil er
noch was vor hat. Er hat so komisch gegrinst und gesagt, dass es schließlich
noch Frauen gibt, mit denen er Spaß haben kann und nicht nur solche wie mich,
die nicht wissen, wie man sich als anständige Frau verhält und nur Ärger
machen. Und dann ist er weg und als er nicht wiederkam, habe ich den Medikamentenschrank
einfach aufgebrochen, ich musste doch an die Salbe kommen.“ Fenna verstummte
und senkte den Blick. „Ja, Herr Kommissar, so war es, ich habe meinen Mann
vergiftet“, fügte sie abschließend hinzu.
Im Büro von David Büttner herrschte
daraufhin Schweigen. Büttner wusste, dass es jetzt auf ihn ankam. Von seiner
Reaktion hing es ab, wie die paar letzten noch verbleibenden Jahre von Fennas
Leben verlaufen würden. Er sah hilfesuchend zu Scherrmann und bemerkte, dass es
auch in dessen Kopf arbeitete und er nach einem Ausweg suchte. Hasenkrug hatte
seine Kette aus Büroklammern inzwischen beiseite gelegt und kaute nervös auf
seiner Unterlippe herum. Als er den Blick seines Chefs spürte, sah er auf und
nickte ihm kurz zu, als wisse er, was in Büttners Kopf vor sich ging. Deike
hielt immer noch die Hände ihrer Mutter, während ihr stille Tränen über die
Wangen liefen.
„Also“, begann Büttner
schließlich mit einem Räuspern, das in die angespannte Stille hinein
unnatürlich laut wirkte, „ich denke, Frau Krayenborg, dass, was auch immer Sie
Ihrem Mann in den Tee gegeben haben, es ihn auf keinen Fall getötet hat. Ich
denke vielmehr, dass da mehrere unglückliche Umstände zusammengekommen sind,
oder wie sehen Sie das, Herr Scherrmann?“
Scherrmann atmete tief durch und
sah Büttner dankbar an. „Tja“, sagte er dann und klang hörbar erleichtert, „wie
Sie schon sagen, Herr Hauptkommissar, ist mit dieser Aussage von Frau
Krayenborg keineswegs bewiesen, dass es sich bei den Tropfen, die sie ihrem
Mann in den Tee tat, um das tödliche Gift handelt, das man in dessen Körper
gefunden hat. Um hier ganz sicher zu gehen, müsste man die Tropfen erst einmal
genau analysieren.“ Er wandte sich nun direkt an Deike. „Ich nehme aber an,
dass es diese Tropfen im Hause Ihrer Mutter womöglich gar nicht mehr gibt?“
„Aber doch, sie stehen immer noch
da ...“, rief Fenna, wurde jedoch sofort von ihrer Tochter unterbrochen. „Nein,
Mutter, da versiehst du dich. Die Tropfen, die auf deinem Küchenschrank stehen
sind von mir, ich hab sie dir von Luises Mann mitgebracht, aus der Apotheke.
Ist ein Vitaminpräparat, er meint, es würde dir nach all der Aufregung gut tun.
Andere Tropfen habe ich da nicht gesehen.“
„So, das ist ja komisch, dann
muss ich doch noch mal nachschauen ...“, ließ Fenna sich nicht beirren.
„Das wird nicht nötig sein, Frau
Krayenborg“, meldete sich Büttner wieder zu Wort. „Wissen Sie, unsere Leute von
der Spurensicherung haben sich damals ja schon alles sehr genau angesehen und
nichts Verdächtiges gefunden. Und die sind gründlich, da können Sie sicher
sein. Also müssen wir davon ausgehen, dass diese ominösen Tropfen, die ja, wie
wir annehmen, sowieso nicht
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