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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Siechen mit der jeweiligen Behandlungsart und dem Zeitpunkt ihrer Entlassung aus dem Krankensaal.«
    »Aber wie …«
    »Ich danke Euch, mir diese Aufgabe anvertraut zu haben, die mir erlaubt hat, die Gültigkeit unserer Heilverfahren und Verabreichungen nachzuprüfen.« Sie äußerte sich ohne Feindseligkeit, mit einem sanften Leuchten im Blick. »Ich glaube, daß ich mich getäuscht habe.«
    »Wovon sprecht Ihr?«
    »Ich habe mich wie ein Dummkopf betragen.«
    »Ihr steht gleichwohl nicht in diesem Ruf, Neb-Amun.«
    »Hört mich an, Neferet …«
    »Ihr werdet schon morgen einen vollständigen Bericht erhalten; wolltet Ihr so freundlich sein, mir so rasch als möglich meine nächste Bestallung anzugeben?«
    Monthmose barst vor Zorn. Im großen Herrenhaus würde nicht ein Diener sich zu rühren wagen, solange die kalte Wut des Vorstehers der Ordnungskräfte sich nicht besänftigt hätte. Während solcher Zeiten äußerster Anspannung juckte ihm der Kopf, und er kratzte sich bis aufs Blut.
    Zu seinen Füßen lagen Papyrusfetzen, die armseligen Überbleibsel der zerrissenen Berichte seiner Untergebenen. Nichts.
    Kein greifbarer Hinweis, kein offenkundiges Amtsvergehen, nicht die leiseste Unterschlagung: Paser verhielt sich wie ein rechtschaffener, also gefährlicher Richter. Es war nicht Monthmoses Gewohnheit, seine Gegner zu unterschätzen; dieser hier gehörte zu denen, die man fürchten mußte, und würde nicht leicht zu bekämpfen sein. Er würde nichts Entscheidendes in die Wege leiten, bevor nicht eine Frage beantwortet wäre: Wer bediente sich Pasers im geheimen?

14. Kapitel
    Der Wind blähte das breite Segel des einmastigen Schiffes, das auf den weiten Wasserflächen des Deltas dahinsegelte. Der Steuermann handhabte das Ruder mit Geschick und nutzte die Strömung aus, während seine Fahrgäste, der Richter Paser, Kem und sein Pavian, sich in der mitten auf dem Gefährt aufgebauten Hütte ausruhten; auf deren Dach lag ihr Gepäck. Am Bug lotete der Schiffsführer die Tiefe mittels einer Stange aus und erteilte der Mannschaft die notwendigen Befehle. Das an Bug und Heck aufgemalte Udjatauge beschützte die Fahrt. Paser trat aus der Hütte und lehnte sich an die Umrandung, um die ihm bisher unbekannte Landschaft zu bewundern. Wie weit war doch das Tal mit seinen zwischen zwei Wüsten eingezwängten Ackerflächen! Hier teilte sich der Fluß in Arme und Kanäle, die Städte, Dörfer, Palmenhaine, Felder und Weingärten bewässerten; Hunderte von Vögeln, Schwalben, Haubentaucher, Seidenreiher, Raben, Lerchen, Sperlinge, Kormorane, Pelikane, Wildgänse, Enten, Kraniche, Störche, zogen durch einen zartblauen, bisweilen leicht bewölkten Himmel. Der Richter hatte den Eindruck, ein von Schilf und Papyrus bestandenes Meer zu schauen; auf den herausragenden Erdhügeln schützten Weiden- und Akazienbaumgruppen eingeschossige Häuschen. Handelte es sich nicht um den Ursumpf, von dem die alten Verfasser sprechen, um die irdische Verkörperung des Meeres, das die Welt umspülte und aus dem, an jedem Morgen, die neue Sonne auftauchte? Nilpferdjäger, die einem Bullen nachstellten, machten dem Schiffer Zeichen, die Fahrtrichtung zu ändern; das verletzte Tier, das soeben wieder untergetaucht war, konnte unversehens an die Oberfläche kommen und ein Wasserfahrzeug, selbst von leidlicher Größe, zum Kentern bringen. Das Ungetüm würde sich grimmig wehren. Der Schiffsführer nahm sich die Warnung zu Herzen; er fuhr auf das »Wasser des Re« {41} , das den östlichsten Arm des Nils, nach Nordosten hin, bildete. Nahe Bubastis, der Stadt der durch eine Katze verkörperten Göttin Bastet, bog er in den »Kanal des süßen Wassers«, der durch das Wadi Tumilat zu den Bitterseen führte. Es wehte ein starker Wind; zur Rechten, jenseits eines kleinen Sees, in dem Büffel badeten, tauchte ein Weiler im Schutze von Tamarisken auf. Das Boot legte an; ein Laufsteg wurde ausgeworfen.
     
    Paser, der nicht seefest war, überwand ihn schwankend. Beim Anblick des Pavians entfloh eine Schar Kinder. Ihre Schreie schreckten die Bauern auf, die den Neuankömmlingen mit drohend erhobenen Feldgabeln entgegeneilten.
    »Ihr habt nichts zu befürchten; ich bin der Richter Paser, begleitet von Ordnungshütern.« Die Gabeln sanken nieder, und man führte den Amtmann zum Ortsvorsteher, einem mürrischen Greis. »Ich möchte mich gerne mit einem Altgedienten unterhalten, der vor nunmehr einigen Wochen in sein Dorf heimgekehrt ist.«
    »In dieser Welt

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