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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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guter Richter.«
    »Ein unbestechlicher, meint Ihr?«
    »Ein kluger, ehrerbietiger und unbestechlicher Mann von der Sorte, die das Gesetz achten. Dank Männern seines Schlages gedeiht der Handel und liegt das Land in Frieden. Was kann man sich Besseres wünschen? Glaubt mir, teurer Freund: Begünstigt Pasers Laufbahn.«
    »Ein wertvoller Ratschlag.«
    »Mit ihm wird es keine Amtsvergehen geben.«
    »Das ist nicht unwesentlich, in der Tat.«
    »Ihr bleibt mißtrauisch.«
    »Seine Unternehmungen erschrecken mich ein wenig; der Sinn für Feinheiten scheint mir nicht seine Stärke.«
    »Jugend und Unerfahrenheit. Was denkt der Älteste der Vorhalle darüber?«
    »Er teilt Eure Ansicht.«
    »Da seht Ihr es!«
    Die Nachrichten, die der Vorsteher der Ordnungskräfte durch Sonderboten aus Theben erhalten hatte, bekräftigten Denes’ Einschätzungen. Monthmose hatte sich ohne jeden Grund geängstigt. Kümmerte der Richter sich nicht um die Holzsteuer und die Redlichkeit der Abgabepflichtigen? Vielleicht hätte er den Wesir nicht so früh benachrichtigen sollen. Aber traf man je genügend Vorsichtsmaßnahmen?

20. Kapitel
    Lange Wanderungen über das freie Land in Gesellschaft von Wind des Nordens und Brav, Begutachten der Unterlagen in den Amtsstuben der Ordnungskräfte, Erstellen eines genauen Verzeichnisses der Abgabepflichtigen in bezug auf die Holzsteuer, Besichtigungen der erfaßten Ortschaften, amtliche Unterredungen mit den Ortsvorstehern und den Großgrundbesitzern: So verliefen die thebanischen Tage des Richters Paser, die jeweils mit einem Besuch bei Kani endeten.
    Wenn Paser dort eintraf und sah, wie der Gärtner den Kopf über seine Pflanzungen senkte, wußte Paser sogleich, daß Kani weder Neferet noch den fünften Altgedienten entdeckt hatte.
    Eine Woche verstrich. Die Beamten in Monthmoses Diensten sandten diesem Berichte ohne jede Überraschung hinsichtlich der Tätigkeit des Richters; Kem begnügte sich damit, die Märkte zu durchstreifen und Diebe zu verhaften. Bald würden sie nach Memphis zurückkehren müssen. Wieder einmal durchquerte Paser den Palmenhain, schlug den Feldweg am Bewässerungskanal entlang ein und schritt die Stufen hinunter, die zu Kanis Garten führten. Wenn die Sonne sich zu neigen begann, kümmerte dieser sich um die Heilpflanzen, die regelmäßige und aufmerksame Pflege verlangten. Da er bis tief in die Nacht bewässerte, schlief er in der Holzhütte.
    Der Garten schien verwaist. Erstaunt ging Paser um ihn herum, öffnete dann die Tür der Holzhütte. Leer. Er setzte sich auf ein Mäuerchen und erfreute sich am Sonnenuntergang. Der Vollmond versilberte den Fluß. Je mehr Zeit verstrich, desto banger wurde ihm ums Herz. Kani hatte vielleicht den fünften Altgedienten ausgemacht, vielleicht war er verfolgt worden, vielleicht … Paser warf sich vor, den Gärtner in eine Ermittlung, die ihnen über den Kopf wuchs, verwickelt zu haben. Falls ein Unglück geschehen war, müßte er sich selbst als den Hauptverantwortlichen betrachten. Auch als Kühle sich auf seine Schultern senkte, rührte der Richter sich nicht. Er würde bis zum Morgengrauen ausharren und erkennen müssen, daß der Gärtner nicht mehr zurückkehrte. Mit zusammengebissenen Zähnen und schmerzenden Muskeln klagte Paser über seine Leichtfertigkeit. Eine Barke überquerte den Fluß. Der Richter erhob sich und lief zur Böschung.
    »Kani!«
    Der Gärtner legte an, machte das Boot an einem Pflock fest und erklomm langsam den Abhang. »Weshalb kommt Ihr so spät heim?«
    »Ihr zittert?«
    »Mir ist kalt.«
    »Der Wind des Frühlings macht krank. Gehen wir in die Hütte.«
    Der Gärtner setzte sich auf einen Holzklotz, den Rücken fest gegen die Bretter gelehnt; Paser auf eine Werkzeugtruhe.
    »Habt Ihr den Altgedienten gefunden?«
    »Keine Spur von ihm.«
    »Seid Ihr in Gefahr gewesen?«
    »Zu keinem Zeitpunkt. Ich kaufe hier und da seltene Pflanzen und wechsele Vertraulichkeiten mit den Alten.«
    Paser stellte die Frage, die ihm auf den Lippen brannte: »Und Neferet?«
    »Ich habe sie nicht gesehen, aber ich kenne jetzt den Ort, an dem sie weilt.«
     
    Scheschis Wirkstätte belegte drei große Räume im Untergeschoß einer Nebenkaserne. Die Einheit, die dort untergebracht war, setzte sich ausschließlich aus Soldaten zweiten Ranges zusammen, die den Schanzarbeiten zugeteilt waren. Jeder glaubte, der Gelehrte arbeitete im Palast, während er seine tatsächlichen Forschungen in dieser verschwiegenen Umgebung durchführte. Dem

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