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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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zusammen.
    ***
    Die Ranch befand sich bereits in Sichtweite, als Debby Fuller den Schussknall hörte.
    Sie zügelte ihren Wallach, drehte den Kopf zur Seite und lauschte angestrengt. Als kein weiterer Schuss folgte, ritt sie im Schritttempo weiter.
    Auf einen Schlag waren Debbys Nerven bis zum Zerreißen gespannt.
    Im Grunde war es reine Neugierde gewesen, Lassiter zur BB-Ranch nachzureiten. Sie wollte einfach nur wissen, was er dort zu finden glaubte. Für einen Dime hatte sie von einem Hotelboy erfahren, dass sich auf der Ranch ein ehemaliges Amüsiergirl aus Tombstone eingenistet hatte. Eine attraktive Blondine, die in ihrer Glanzzeit bei den Freiern sehr beliebt war.
    Vielleicht bin ich eifersüchtig . Debby war sich da nicht so sicher. Jedenfalls hatte dieser große Mann mit dem sandfarbenen Haar ihre Gefühle gehörig durcheinandergebracht.
    Sie gelangte an die Einfriedung. Über den niedrigen Flechtzaun hinweg konnte sie die Freifläche vor dem Ranchhaus gut überschauen.
    Sie erschrak, als sie Lassiter auf dem Boden liegen sah.
    Vor ihm hatte sich eine Frau mit zerzaustem Blondhaar aufgebaut, die einen rauchenden Colt auf ihn gerichtet hielt.
    »Mörder!«, schrie sie. »Verdammter Mörder!«
    Die kreischende Stimme jagte Debby einen Schauer über den Rücken. Entweder war die Frau auf dem Hof meschugge oder sturzbetrunken. Sie hatte einen Schuss auf Lassiter abgefeuert und ihn verletzt.
    Debby griff unter ihre Jacke. Hier trug sie eine kleine, unscheinbare Derringer-Pistole. Die Waffe hatte ihr in Wichita und anderen Boomstädten bereits gute Dienste geleistet. Mehrmals hatte sie sich damit einen unliebsamen Zeitgenossen vom Hals gehalten.
    »He, Sie da, was haben Sie getan?«, rief sie die Frau an.
    Die Blonde zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Langsam wandte sie den Kopf und starrte zum Torbogen herüber.
    Debby hob die Pistole. »Werfen Sie Ihre Waffe weg, aber ganz schnell, meine Süße!«
    Die Frau am Brunnen stieß einen gurgelnden Schrei aus und rannte davon.
    Debby atmete auf. Die größte Gefahr war erst einmal gebannt. Sie eilte zu Lassiter, der neben dem Ziehbrunnen lag und schwer atmend seine blutende Schulter hielt.
    »Meine Güte, dich hat’s ganz schön erwischt«, sagte sie besorgt.
    »Ach was, ist nur ein Kratzer.« Er gab sich standhaft, aber sie bemerkte, dass er unter starken Schmerzen litt. »Wo ist sie hingerannt?«, keuchte er.
    »Soll der Teufel das Weib holen!« Debby drückte ihn zurück, als er aufstehen wollte. »Hast du noch nicht genug von ihr? Warum hat sie eigentlich auf dich geschossen?«
    »Schätze, sie steht unter Schock«, meinte er. »Sie weiß nicht, was sie tut. Jemand hat ihrem Hund die Kehle durchgeschnitten.«
    »Ein toter Hund?« Debby schob geringschätzig die Unterlippe vor.
    »Für manchen bedeutet ein Hund genauso viel wie für einen anderen ein Mensch.« Lassiter setzte sich auf und blickte sich um. »Wo ist sie, Debby? Wir müssen ihr beistehen, sonst begeht sie gleich die nächste Dummheit.«
    »Zuerst stehe ich dir bei, mein Lieber.« Debby zog ihre Hemdbluse aus und riss einen Streifen ab. »Stillhalten! Ich lege dir einen Druckverband an, sonst läufst du aus wie ein umgekipptes Bierfass.«
    Nachdem sie Lassiter verbunden hatte, stemmte er sich auf die Füße und blickte sich um.
    Debby zog die Nase kraus. Ein komischer Kauz, dieser Lassiter. Eben hatte sie ihm womöglich das Leben gerettet, und er hatte nur Augen für dieses Blondchen, das ihm eine Kugel in den Leib gejagt hatte. Sie fragte sich, aus welchem Grund er auf die Ranch geritten war. Stand diese schießwütige Ex-Hure etwa auf seinem Speisezettel?
    Der Gedanke daran gab ihr einen Stich ins Herz.
    Ihr Frust verflog, als Lassiter sie plötzlich in den Arm nahm. »Danke, Debby«, sagte er und schenkte ihr ein Lächeln.
    Sie gab sich zurückhaltend, obwohl sie sich innerlich sehr über seine Anerkennung freute. »Was geschieht jetzt?«, erkundigte sie sich.
    »Wir müssen Marjorie Grant nach Tombstone bringen«, sagte er. »Am besten, zu einem Doktor. Der hat bestimmt ein Mittelchen im Giftschrank, das ihre Nerven zur Ruhe kommen lässt.«
    Als er sich umwandte, hielt sie ihn am Ärmel fest. »Was hast du eigentlich mit ihr zu schaffen?«, wollte sie wissen. »Woher kennst du sie? Was willst du von hier?«
    Er blickte sie nachdenklich an. »Auf alle Fälle ist es nicht so, wie du denkst, Debby. Zwischen Marjorie und mir ist nicht das Geringste. Ich bin ihr erst einmal

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