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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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die Stirn. »O je, da fällt mir ein, ich sollte ja dem Doc Bescheid sagen.«
    »Tun Sie das, Haggart.« Palmers Wissensdurst war gestillt, zumindest für den Anfang. Ihm wurde klar, dass er schleunigst zu Potte kommen musste. Die Lunte brannte schon, er musste sie austreten, bevor ihm alles um die Ohren flog.
    Nach einem flüchtigen Blick in die Runde verließ er das Hotel. Er hatte das Empfinden, als braute sich da etwas zusammen, das ihm das Genick brechen konnte. Mit der neuen Hotelchefin und dem Revolverschwinger hatte Marge Grant Verbündete, die man nicht unterschätzen durfte.
    Palmer trat in den hellen Sonnenschein hinaus. Aus engen Augenschlitzen blickte er zur Shylock Bar hinüber. Der Barmann stellte gerade das Glas auf ein Tablett, das er aufs Fensterbrett gestellt hatte.
    Und plötzlich durchzuckte ihn ein Geistesblitz.
    Jetzt wusste er, wie er die drohende Gefahr abwenden konnte.
    Schon als kleiner Junge hatte er das Feuer geliebt.
    ***
    Lassiter sah zu, wie Dr. Riley ihm die Schulterwunde säuberte und einen straffen Verband anlegte.
    »Eine Handbreit tiefer und sie würden im Chor der Engel mitsingen«, sagte der Arzt trocken.
    »Dabei bin ich ein ziemlich schlechter Sänger.« Lassiter gab sich flapsig. Dabei verspürte er heftige Schmerzen. Er wies auf Marjorie, die auf dem Bett unter dem Fenster lag und an die Decke starrte. »Was meinen Sie, Doc, wie lange wird dieser Zustand noch anhalten?«
    Riley, ein dünner Mann mit Schnauzbart und breiten Koteletten, hob eine Achsel. »Tja, das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Amnesie kann eine Stunde dauern oder eine Woche. Schlimmstenfalls ein paar Monate. Das menschliche Gehirn ist für die Medizin leider noch ein Buch mit sieben Siegeln. Hoffen wir, das Beruhigungsmittel wirkt und sie schläft erst einmal eine Runde. Wenn sie aufwacht, könnten die Symptome wieder verschwunden sein.«
    Nach seinen Ausführungen stand er auf, räumte seine Instrumente zusammen und packte alles in seinen Hebammenkoffer. Dabei fiel sein Blick auf den Revolvergürtel, der über dem Bettpfosten baumelte.
    »Wäre ich Sie, würde ich alle Waffen wegschließen«, sagte er mit Nachdruck. »Sicher ist sicher. Manche Patienten in diesem Zustand neigen zu den widersinnigsten Reaktionen.«
    Lassiter befühlte den Verband an der Schulter. »Wem sagen Sie das, Doc.«
    Debby nahm den Gürtel vom Stuhl und hängte ihn in den klobigen Kleiderschrank. Dann nahm sie den Revolver aus dem Futteral, leerte die Trommel und ließ die Patronen in einen Stoffbeutel gleiten, den sie in die hinterste Ecke des Hutfaches schob.
    »Carson?«
    Die Anwesenden rissen die Köpfe herum.
    Es war das erste deutliche Wort, das Marjorie Grant seit Stunden gesprochen hatte. Sie hatte den Blick von der Decke gelöst und sah sich entgeistert um.
    »Carson«, murmelte sie.
    »Wer ist Carson?«, fragte der Arzt.
    »Ein toter Hund.« Lassiter stellte sich zu Marjorie ans Bett. »Sind Sie wieder klar im Kopf, kleine Lady?«
    Sie starrte ihn stirnrunzelnd an. Dann glitt ihr Blick hinüber zu Debby Fuller. Als sie den Doktor taxierte, blitzte kurz ein Zeichen des Erkennens auf.
    »Dr. Riley«, wisperte sie.
    Er nickte erleichtert. »Freut mich, dass Sie wieder unter uns sind, Miss Marjorie. Wie geht es Ihnen?«
    Sie setzte sich auf. »Wo bin ich?«
    »Im Silver Chain Hotel «, antwortete der Arzt.
    » Silver Chain Hotel? « Sie fuhr sich über die Augen. »Mein Gott, in meinem Kopf summt es, als hätte ich einen Bienenkorb darin. Was ist passiert?«
    »Sie hatten da ein unerfreuliches Erlebnis auf Ihrer Ranch«, sagte der Arzt behutsam.
    Seine Patientin krampfte ihre Finger in das Laken. »Auf MEINER Ranch? Was um alles in der Welt meinen Sie damit, Doc?«
    Einen Moment herrschte betretenes Schweigen.
    »Sie wissen nicht, dass Sie eine Ranch gekauft haben?«, hakte Lassiter nach.
    »Was reden Sie da für einen Unfug!« Marjorie schwang die Beine aus dem Bett. »Von einer Ranch weiß ich nichts. – Und wer zum Kuckuck sind Sie eigentlich?«
    »Sie erkennen mich nicht?«
    »Nein. Ebenso wenig wie diese Frau da.« Sie zeigte auf Debby Fuller, die mit verschränkten Armen am Schrank lehnte. »Hab Sie noch nie gesehen. Warum haben Sie mich in dieses Zimmer gebracht?«
    Lassiter und Debby tauschten einen vielsagenden Blick.
    »Versuchen Sie, ganz ruhig zu bleiben, Miss Marjorie«, sagte Dr. Riley, der an solche Reaktionen gewöhnt schien. »Legen Sie sich wieder hin. Ich habe Ihnen gerade ein Schlafmittel

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