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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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hinunterstürze. Während ich die Stufen hinunterpurzele, reiße ich mit meiner Kukulle die Kerzen um, die die Seiten meines Breviers in Flammen setzen.
    Der Attentäter folgt mir. Aus dem Augenwinkel nehme ich das Funkeln eines Dolches wahr.
    Es ist so weit!, schießt es mir durch den Kopf. Er wird mich töten!
    Als ich mich benommen von dem Aufprall aufrichten will, um mich gegen ihn zur Wehr zu setzen, beugt er sich über mich und versetzt mir einen Schlag gegen den Hals, der mir die Sinne schwinden lässt. Als wäre ich betrunken von Robins Whisky.
    Ich kämpfe verzweifelt dagegen an, nicht in die Bewusstlosigkeit wegzugleiten. Ich versuche, die Hand zu heben, aber sie ist wie am Boden festgenagelt.
    Der gesichtslose Schemen kniet neben mir nieder und tastet meine Kukulle ab.
    Mein Dolch.
    Er zögert, dann lässt er ihn stecken. Wieso tut er das?
    Vittorinos Notizbuch!
    Er zieht es mir aus der Tasche, blättert hastig vor und zurück, dann reißt er mit einem Ruck die Seiten heraus, faltet sie zusammen und steckt sie ein. Das zerrissene Büchlein schiebt er mir wieder in den Habit.
    Dann verschwindet er.
    Verzweiflung überkommt mich. Alessandra braucht die Notizen, um das Testament des Satans zu finden.
    Alessandra …
    … in den tosenden Fluten …
    … tot …
    … wie Rozenn …
    Heiße Tränen rinnen mir aus den Augen.
    Das ist das Letzte, was ich spüre.
    »Yannic! Um Gottes willen!«, hallt eine Stimme in die Finsternis in mir. »Yannic! Hörst du mich?« Als ich flatternd die Augen aufschlage und ins grelle Licht blinzele, kniet Padric neben mir.

Alessandra
Kapitel 47
    In der Hummerreuse vor der Saint-Aubert-Kapelle
Gegen drei Uhr morgens
    Der Schatten flitzt direkt auf mich zu!
    Ich blinzele mir den Sand aus den Augen, werfe mich gegen den geneigten Käfig, den ich jedoch nicht aufrichten kann, um wieder atmen zu können. Von panischem Schrecken ergriffen lasse ich einige Luftblasen aus meinem Mund entweichen, die blubbernd an die tosende Wasseroberfläche steigen.
    Er wird immer größer, immer bedrohlicher!
    Dann ist er direkt vor mir und guckt mich durch die Drahtmaschen hindurch an.
    Ein Delfin.
    Er wendet sich ab, schnellt durch das brodelnde Wasser, verschwindet hinter mir und taucht vor mir wieder auf, um neugierig in den Käfig zu spähen. Hektisch versuche ich, meine Hände aus den sich im Salzwasser weitenden Lederfesseln zu winden.
    Der Delfin gibt klickende Geräusche von sich.
    Endlich kann ich eine Hand befreien. Ich packe den Hummer, der neben meinem Kopf herumschwimmt und stoße ihn nach unten gegen das Drahtgeflecht des Käfigbodens. Eine Schere zwickt in meinen Stiefel und reißt ein Loch hinein.
    Mir geht die Luft aus. Ich muss auftauchen und atmen, aber ich kann nicht.
    Mit der Schulter werfe ich mich gegen das Drahtgeflecht. Umsonst! Ich kann es nicht öffnen.
    Ich muss atmen! Sonst ertrinke ich!
    Nochmal! Mit voller Wucht pralle ich gegen das Drahtgeflecht. Nichts.
    Nicht aufgeben, Sandra! Versuch es noch einmal! Du schaffst es!
    Der Delfin schießt in die Dunkelheit davon, kommt jedoch gleich wieder zurück.
    Eine Welle braust über mich hinweg, dann strömt das Wasser vom Ufer zurück. Die Reuse schwankt hin und her. Ich muss mein Gesicht gegen das Maschengeflecht pressen, um noch Luft holen zu können.
    Leise vor sich hinklickend, dreht der Delfin eine Runde um meinen Käfig, dann taucht er ab und ist verschwunden.
    Ich blicke mich um, ob ich ihn irgendwo entdecken kann. Entsetzt reiße ich die Augen auf!
    Nein, nicht das!
    Ein Mascaret, eine gewaltige Gezeitenwoge, rollt auf mich zu. Je näher sie kommt, desto höher scheint sie zu werden.
    Das ist das Ende.

Yannic
Kapitel 48
    Vor der Treppe zur Krypta Notre-Dame-sous-Terre
Kurz nach drei Uhr morgens
    »Yannic! Um Gottes willen!« Als ich flatternd die Augen aufschlage, beugt sich Padric über mich. »Wer hat dir das angetan?«
    »… nicht gesehen«, bringe ich unter Mühen hervor.
    »Bist du verletzt?«
    Ich schüttele den Kopf. Mir ist, als wäre ich betrunken.
    »Warte, ich helf dir!« Padric packt mich bei den Schultern und stemmt mich hoch in eine sitzende Position. »Geht’s?«
    »Nein.«
    »Gut.« Er hilft mir auf die Beine. »Komm jetzt. Alle warten auf dich. Das Gebet soll beginnen.«
    »Lass mich, Padric. Ich muss zu Alessandra …«
    »Vergiss es. Das darfst du nicht.«
    Wer sich dem gemeinschaftlichen Stundengebet entzieht, begeht eine schwere Sünde und muss bei der nächsten Beichte vor Gott und seinem

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