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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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morgens
    »Yannic?«
    Der Ruf von oben, aus der Krypta, schreckt mich auf. Verwirrt blicke ich mich um. Ich war wohl vor Erschöpfung eingeduselt. Wie lange habe ich geschlafen?
    Die Kerze ist ein ganzes Stück weiter heruntergebrannt. Ich hätte Markierungen anbringen sollen, um die Zeit abzulesen.
    Das Hämmern in meinem Kopf ist schlimmer geworden, und ich fühle mich noch schwächer. Meine Nerven sind überreizt, und ich zittere vor Erschöpfung. Als hätte ich mit Robin die ganze Nacht durchgesoffen. Eine Nebenwirkung der Reliquie?
    »Yannic! Bist du hier?« Padric. Panisch.
    Ich lehne meinen Kopf gegen die Felswand, schließe die Augen und versuche, das Knirschen des Gerölls in der Krypta über mir auszublenden.
    Die Schritte kommen näher. Dann bleibt Padric vor der schweren Altarplatte stehen, mit der ich den Schacht versiegelt habe. Ein Knistern. Er legt etwas Schweres neben sich auf den Boden. Ein Buch?
    Dann ist es still.
    Versucht er, die Granitplatte anzuheben?
    Ein walisischer Fluch. Ein zweifaches Rascheln. Er steht wieder auf.
    Trotz meiner Kopfschmerzen raffe ich mich auf, krieche zur Truhe neben mir, hebe den Deckel an und nehme das Flammenschwert heraus. Meine aufgerissenen Hände bluten wie Conans.
    Wie gern würde ich Padric rufen, damit er mich aus dieser Hölle des langsamen, qualvollen Sterbens erlöst. Aber ich darf nicht aufgeben. Ich muss standhaft bleiben. Ich habe mich entschieden. Ich bin bereit.
    »Yannic?«
    Ein stummer Schrei: Verschwinde, Padric!
    »Yannic!«
    Lass mich allein, Padric! Ich habe den Tod gewählt! Lass mich allein sterben!
    Plötzlich steigt die Übelkeit in mir hoch, und ich muss mich übergeben. Mühsam unterdrücke ich einen Hustenreiz und horche. Hat Padric mich gehört?
    Nein.
    Er ist fort. Ich bin allein.
    Tränen rinnen mir über das Gesicht, während ich wieder das schreckliche Testament des Satans lese, das auf der mit dem schwarzen Blut des Satans befleckten Klinge eingraviert ist.
    … und du wirst sein wie Gott.
    Ich kann die Kraft des satanischen Schwertes spüren.
    Niemals darf es gefunden werden.

Alessandra
Kapitel 71
    Im Keller der Merveille
Das Stundengebet der Prim um sieben Uhr morgens
    Zwei Mal bin auf der glitschigen Rampe abgerutscht, ein Mal beinahe abgestürzt, doch schließlich ziehe ich mich durch die Öffnung in den finsteren Keller. Vor dem Lastenrad sinke ich erschöpft zu Boden und atme tief durch. Geschafft!
    Die Sonne geht auf. Und die Glocken läuten zur Prim.
    Der heilige Benedikt sagt: Müßiggang ist der Seele Feind.
    Also dann! Müde lege ich die Arme um die Knie und atme tief durch. Ich muss Yannic finden. Ich muss ihm vom Testament des Satans erzählen.
    Ich gehe zum Whiskyfässchen hinüber, um das …
    Erschrocken starre ich in die Lücke zwischen Fass und Pfeiler. Sie ist leer.
    Das Buch der Geheimnisse des Satans ist verschwunden!
    Jemand hat es entdeckt und liest es gerade. Entschlüsselt das Bilderrätsel. Findet das Testament des Satans.
    Die Progression des Todes ist noch nicht beendet.
    Als ich kurz darauf die Kirche betrete und leise die Tür zur Abteitreppe hinter mir ins Schloss fallen lasse, hat die Messe für den streitbaren Engelsfürsten bereits begonnen.
    In der Kirche ist es trotz der prächtigen Illumination noch dunkel, denn der nach Osten ausgerichtete Chor ist eingestürzt, und die offene Vierung ist zugemauert. Guillaume hat mir in Rom die Pläne gezeigt. Sobald die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden, hat der Mont-Saint-Michel neben der Merveille noch ein weiteres Wunder zu bieten: den neuen Chor, ein hauchzartes Gespinst aus Stein und Licht.
    Durch das düstere Seitenschiff husche ich hinter einen Pfeiler, um ins Hauptschiff zu spähen.
    Die Statue des Erzengels, der über Satan triumphiert, leuchtet im Glanz der brennenden Kerzen auf dem geschmückten Altar. Der Duft nach heißem Wachs und Weihrauch beruhigt mich ein wenig, ebenso der sanfte Gleichklang eines im Chor gesprochenen Gebets.
    Die Mönche knien in zwei Reihen im Halbkreis vor dem Altar und beten, während die Montois unten vor dem Châtelet immer noch auf Einlass warten. Als ich gerade eben durch den Saal der Wachen ging, um die Abteitreppe zur Kirche hinaufzuhasten, habe ich ihr Poltern und Rufen gehört. Wer hat die Entscheidung getroffen, die Montois nicht in die Abtei zu lassen? Yvain? Oder Yannic?
    Wo ist er überhaupt? Mein Blick gleitet über die Fratres in den weißen Chorgewändern, die sich in diesem Augenblick erheben. Yvain.

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